Duisburg. Nach Brandstiftung, Vandalismus und verzögerten Sanierungsplänen schlägt ein Duisburger Schülersprecher mit einem offenen Brief an OB Link Alarm.

Das Abitur hat Ali Adigüzel in der Tasche, der Theodor-König-Gesamtschule in Beeck wird er aber noch länger erhalten bleiben. Zu vieles brennt dem Schülersprecher unter den Nägeln. „Es hat früher richtig Spaß gemacht, hier zur Schule zu gehen“, sagt der 21-Jährige, fügt jedoch an: „Was in den letzten Jahren hier abläuft, ist unzumutbar, sowohl für uns Schüler als auch für die Lehrer und Eltern.“

Sanierungspläne verzögern sich und zwingen die Schule dazu, den Unterrichtsbetrieb und die Ganztagsbetreuung auf drei – teilweise provisorische – Standorte zu verteilen. Zudem sind Folgen von Brandstiftung und Vandalismus seit Wochen nicht beseitigt worden.

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Duisburger Schülersprecher schlägt mit offenem Brief Alarm

In Absprache mit der Schülervertretung und der Schulpflegschaft hat Ali Adigüzel einen offenen Brief an Oberbürgermeister Sören Link (SPD) geschrieben. Denn die Theodor-König-Gesamtschule (TKG) sei im Grunde genommen längst keine Schule mehr, sondern eine einzige Baustelle mit Brandruinen und ungeklärter Zukunft.

Probleme gebe es zwar auch anderenorts, doch gerade am Hauptstandort der TKG an der Möhlenkampstraße herrsche eine Stimmung, die am Nullpunkt angelangt sei. Wörtlich schreibt Adigüzel: „Die Probleme an unserer Schule übertreffen alle und alles. Sie stellen eine ernsthafte Herausforderung für alle Menschen dar, die nicht mehr zu ertragen ist. Die Grenze ist überschritten und wir befinden uns in einem Zustand, der nicht mehr zu dulden ist.“

Das Immobilienmanagement Duisburg arbeitet nach eigenen Angaben „intensiv an der Beseitigung von Brandschäden an der Klassencontaineranlage“.
Das Immobilienmanagement Duisburg arbeitet nach eigenen Angaben „intensiv an der Beseitigung von Brandschäden an der Klassencontaineranlage“. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Der „TKG-ler mit Herz und Leidenschaft“, wie er sich selbst bezeichnet, appelliert an den OB, die Probleme zur Chefsache zu machen: „Ich möchte mit Ihnen, Herr Oberbürgermeister, etwas bewirken und würde mich über eine persönliche Rückmeldung freuen.“

Schülersprecher über IMD der Stadt Duisburg: „Vage Versprechungen“

Eine Rückmeldung gab es bereits. Link ließ dem Schülersprecher über sein Dezernat schriftlich für dessen „bemerkenswertes, nicht alltägliches Engagement“ danken und kündigte an, den umfangreichen Brief samt Fragenkatalog mit Anregungen und Forderungen an die zuständigen Fachbereiche weiterzuleiten.

Jetzt erhielt Ali Adigüzel zudem eine Antwort vom Immobilienmanagement Duisburg (IMD), die bei ihm, Mitschülern und Eltern für Ernüchterung sorgt. „Wir haben wirklich gehofft, dass sich der Oberbürgermeister persönlich der Sache annimmt. Was uns IMD-Chef Thomas Krützberg da geschrieben hat, ist längst bekannt. Nicht eingehaltene Versprechungen und vage Terminankündigungen haben wir schon viel zu viele bekommen.“

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Adigüzel lächelt süffisant und hält Krützbergs Schreiben hoch, in dem steht: „Derzeit arbeiten wir intensiv an der Beseitigung von Brandschäden an der Klassencontaineranlage am Standort Möhlenkampstraße sowie an der Aufstellung einer Ersatzanlage, damit ein reibungsloser Schulbetrieb sichergestellt werden kann.“ Monatelang habe sich hier rein gar nichts getan, so der Abiturient.

„Machen uns ernsthafte Sorgen um die Sicherheit an unserer Schule“

Weiter heißt es vom IMD: „In diesem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass sich alle drei Standorte der Theodor-König-Gesamtschule im prioritär zu erstellenden Alarmanlagenkonzept befinden. Die Aufstellung und Installation der entsprechenden Anlagen sollen hierbei kurzfristig umgesetzt werden.“

„Ganz schwammig und teilweise auch nicht zutreffend“, sagt Adigüzel. „Wir als Schulgemeinschaft wünschen uns einen Gebäude- und Objektschutz, durch Sicherheitspersonal oder Kameras und das nachts sowohl an Werktagen als auch Wochenenden, um den Menschen an der TKG ein sicheres Gefühl zu geben. Wir machen uns ernsthafte Sorgen um die Sicherheit an unserer Schule.“

Bei dem Brand sind auch wichtige Unterlagen verloren gegangen.
Bei dem Brand sind auch wichtige Unterlagen verloren gegangen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Zudem, ergänzt er, „brauchen wir mehr außerschulisches pädagogisches Personal, damit die Neunt- und Zehntklässler eine bestmögliche Unterstützung erhalten, an ihrer Berufsorientierung weiterzuarbeiten. Die Anzahl der Security muss erhöht werden, so dass wir mehr als das nur das Mindeste bekommen, um die Lehrerinnen und Lehrer bei der Aufsicht in den Pausen zu entlasten.“

All das bedürfe einer verbindlichen und schnellen Lösung statt ständigen Hinhaltens. „Wenn das städtische Immobilienmanagement dazu nicht in der Lage war und ist, muss Herr Link denen Beine machen und ein Machtwort sprechen.“ Adigüzel, nach dem bestandenen Abitur nun Ex-Schüler der TKG, will mit seinen Nachfolgern am Ball bleiben, und auch noch einmal auf den Oberbürgermeister zugehen.

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Drei Standorte einer Schule machen das Miteinander der Schulgemeinschaft nicht leicht, sagt der scheidende Schülersprecher. Nach langen Jahren seien die Jahrgänge 5 und 6 an der Gartsträucherstraße nun endlich gut untergebracht. Damit habe man sich „angefreundet“.

Die Jahrgänge 7 und 8 müssen von der Reichenberger Straße in Hamborn so schnell wie möglich an den Hauptstandort zurück. Das verzögere sich ständig. Die Lehrer seien mehr Fahrer als Pädagogen.

Nachhaltig fordern Schüler und Eltern zudem ein passendes Verpflegungskonzept. Zurzeit sei man eine Ganztagsschule ohne Ganztag, weil kein Essen angeboten werden kann.