Duisburg. Stahlplatten bedecken eine Straßenbaustelle in Duisburg. Autos scheppern drüber, Anwohner fühlen sich belästigt – bangen gar um ihre Gesundheit.

In einer Großstadt wie Duisburg ist es selten richtig ruhig. Die Autobahnen lärmen, Züge rattern über ihre Gleise, irgendwo reißt immer ein Presslufthammer eine Straße auf oder Polizei, Feuerwehr und Rettungswagen rasen mit Blaulicht und Martinshorn über eine Ampelkreuzung. Was jedoch jetzt die Duisburgerin Doris Neubert vor ihrer Haustür erlebt hat, ließ sie beinahe verzweifeln und ernsthaft um ihre Gesundheit bangen.

Die städtischen Wirtschaftsbetriebe wollen in der Voßstraße in Obermeiderich die Kanalisation erneuern. Dafür haben sie eine Tiefbaufirma als externen Subunternehmer beauftragt, sie soll als vorbereitende Maßnahme sogenannte Suchschachtungen durchführen. Damit spüren die Fachleute unter der Oberfläche Versorgungsleitungen beispielsweise für Strom, Gas, Wasser, Telefon oder Internet auf.

Autos scheppern nachts über Stahlplatten, Anwohner schrecken dadurch hoch

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Die Bauarbeiter haben den Asphalt geöffnet, mehrere Schächte in der Fahrbahn hinterlassen und sie mit schweren Metallplatten abgedeckt. Zum Ärgernis von Doris Neubert. „Die Metallplatten scheppern zu jeder Tages- und Nachtzeit“, beklagt sich die Meidericherin beim Gespräch mit der Redaktion. Mit ihrem Unmut sei sie in der Nachbarschaft auch nicht alleine. Denn zuletzt seien nebenan auf der Neumühler Straße und Emmericher Straße, der Hauptverbindungsstrecke zwischen Meiderich und Hamborn, bereits wochenlang Bauarbeiten durchgeführt worden. Die Folge: „starkes Verkehrsaufkommen in der kleinen Nebenstraße“, durch die dann auch Lastwagen bretterten.

Die jüngste Baustelle sei aber schlimmer. „Dieser Lärm und die Zumutung für die Anwohner lässt das Fass nun überlaufen“, findet Neubert. Das birgt für die 59-Jährige „nach einer schwierigen Operation an der Halswirbelsäule“ besondere Risiken. So habe sie eigentlich Ruhe verordnet bekommen, um „die Genesung voranzubringen“. Nun schrecke sie jedoch häufig auf, wenn ein Auto über die Metallplatten fährt, „an Schlaf ist nicht zu denken“.

Situation verschlimmert Schmerzen nach Operation an Halswirbelsäule

Oft genug reißt sie der Lärm von der Voßstraße aus dem Schlaf. „Die Autos knallen extrem über die Metallplatten. Das klingt wie ein Schuss“, sagt die Meidericherin. Diesen Lärm empfindet sie nicht nur als „unmögliche Zumutung“. Sie leidet auch unter vereinzelten Panikattacken und beklagt, dass ihre Schmerzen trotz angelegter Halskrause wegen der ungewollten Schreckbewegungen längst gewachsen seien. Zumal sie in heißen Sommernächten zu Hause das Fenster öffnen müsse.

Dabei sei das ganze Problem mit dem Verkehrslärm völlig unnötig, sollen ihr Bauarbeiter erläutert haben. Demnach hat auch die Möglichkeit bestanden, die Voßstraße teilweise zu sperren. Doch die Stadt Duisburg habe sich dagegen entschieden.

Stadt Duisburg entscheidet für Autofahrer und gegen Anwohner

Das bestätigt Stadtsprecher Falko Firlus auf Nachfrage: „Bei der Baumaßnahme kamen überfahrbare Stahlplatten zum Einsatz, um den weiteren Verkehrsfluss beziehungsweise das Umfahren der diversen Schächte während der Arbeiten zu ermöglichen.“ Offenbar hat die Stadtverwaltung abgewogen zwischen den Auswirkungen einer Straßensperre und dem Lärm der Stahlplatten – zugunsten der Autofahrerinnen und Autofahrer. „Gemeinsam mit allen Beteiligten wird bei jeder Maßnahme grundsätzlich versucht“, so Firlus, „die Auswirkungen für die Anwohner und die Verkehrsteilnehmer so gering wie möglich zu gestalten.“

Doris Neubert vermisst dagegen bei der Entscheidung der Stadt und der Wirtschaftsbetriebe gegen die Straßensperrung „die Rücksicht auf die Anwohner in kleinen Nebenstraßen“.

Neue Bauarbeiten verursachen die nächste Lärmbelästigung

Immerhin ein Wunsch hat sich erfüllt – kurz nachdem diese Redaktion die Stadt zur Baustelle auf der Voßstraße befragt hatte, wurden die ausgehobenen Schächte wieder verfüllt und die Bauarbeiten abgeschlossen.

Ausbau der Bahnlinie 903- Das kommt auf die Duisburger zuDas freut Doris Neubert zwar, durchschlafen kann sie aber trotzdem nicht. Diesmal haben sie Lastwagen unsanft geweckt, die an ihrem Zuhause vorbeigebrettert sind. Die Stadt leitet jetzt wieder Autos, Lkw und Busse durch ihre kleine Nebenstraße. So will sie der Duisburger Verkehrsgesellschaft ermöglichen, auf der Hauptverbindung zwischen Meiderich und Hamborn Gleisbauarbeiten für die Straßenbahnlinie 903 durchzuführen. Geplant sind diese Arbeiten samt Schienenersatzverkehr für die nächsten zwölf Wochen.

„Daran kann man sich gewöhnen“, sagt die lärmgeplagte Anwohnerin, durch rumpelnde Lkw werde sie nicht so schlimm aus dem Schlaf gerissen wie durch die Stahlplatten.

>> ERSATZBUSSE STATT STRASSENBAHNEN AUF DER LINIE 903

Hintergrund der aktuellen Umleitungen und Straßensperren ist der barrierefreie Umbau mehrerer Straßenbahnhaltestellen. Auf der Linie 903 fahren bis voraussichtlich Mitte September Ersatzbusse statt Bahnen zwischen dem Meidericher Bahnhof und dem Gleiswechsel am Hamborner Rathaus.

Andere Verkehrsteilnehmer sind von Sperrungen und Umleitungen ebenfalls betroffen. Zudem die Busse der Linie 935 sowie der Nachtexpress 3.

Weitere Verkehrsinformationen gibt’s bei der DVG unter 0203 60 44 555 oder auf www.dvg-duisburg.de