Duisburg. Die Kostenexplosion beim Bau des Campus Marxloh begründet die Stadt Duisburg mit der Corona-Pandemie. Damit macht man es sich zu leicht.

Es wäre eine Blamage für Duisburg: Ein Rückbau der Baustelle Campus Marxloh würde Stadt und Stadtteil enorm schaden. Gut, dass Verwaltung und Politik trotz der massiv gestiegenen Kosten weiter an dem Projekt festhalten – in der Hoffnung, dass erneute Preiserhöhungen künftig ausbleiben.

Der teure Bau des Community Centers zeigt, wie rechtliche Vorgaben, Städte an der effizienten Umsetzung solcher Projekte hindern können. Staatliche Regulierungen, um kleinere und mittlere Unternehmen zu schützen, sind zwar grundsätzlich solidarisch und sinnvoll. Doch die stückweise Vergabe von Bauleistungen verfehlt oft ihren Zweck.

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Öffentliche Vergabe: Campus Marxloh legt strukturelle Missstände offen

Das Interesse mittelständischer Handwerksbetriebe an öffentlichen Aufträgen sinkt, und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. Vor allem beklagen sie hohe bürokratische Hürden – für kleinste Aufträge müssen Firmen oft unangemessen viele Formulare ausfüllen und langwierige Verwaltungsverfahren abwarten.

Erschwerend hinzu kommt der ohnehin akute Handwerkermangel. Das Beispiel Campus Marxloh legt diese problematische Gemengelage einmal mehr offen – die Vergabe an einen Generalunternehmer wäre bei einem Projekt dieser Größenordnung womöglich die richtige und vertretbare Entscheidung gewesen.

Die Stadt Duisburg sollte mit der Pandemie als Entschuldigung sparsam sein: Verteuerungen und Verzögerungen werden heute fast ausschließlich mit „der Corona-Situation“ begründet. Das Argument ist zwar nachvollziehbar, nutzt sich bei den Bürgerinnen und Bürgern jedoch ab. Es darf vor allem nicht dazu führen, dass Entscheidungen nicht hinterfragt und strukturelle Missstände unbemerkt bleiben.