Duisburg. Wegen massiven Schimmelbefalls musste eine Duisburgerin viele ihrer Möbel wegwerfen. Von einem nassen Haus will der Vermieter nichts wissen.
Großer Schreck beim Staubsaugen: Grün-graue Flecken über der Bodenleiste fielen Sandra Schildhauer auf, als sie Mitte Dezember ihre Wohnung in Walsum putzte. Sie folgte den Flecken, bis zum Bett der Tochter. Dort offenbarte sich Schildhauer die Pilz-Katastrophe: Das Bett war an der zur Wand gerichteten Seite großflächig mit Schimmel überzogen – es sollte nicht das einzige befallene Möbelstück sein.
Seit rund zehn Jahren mietet Sandra Schildhauer die 50 Quadratmeter große Wohnung vom Immobilienunternehmen Covivio. Probleme mit Schimmel habe es schon einmal gegeben; fünf Jahre sei das her: „Damals wurde seitens des Vermieters halbherzig neu tapeziert“, sagt die 49-Jährige, die zu diesem Zeitpunkt nicht damit rechnete, welchen Schaden der Pilz später noch anrichten sollte.
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Schimmel in Duisburger Wohnung: Sogar Wäsche vom Pilz befallen
Nach dem neuerlichen Schimmelfund am Bett kontrollierte Schildhauer auch den Rest ihrer Einrichtung. Das Ergebnis: „Im Wohnzimmer waren die Möbel ohne Ausnahme durchgeschimmelt, im Kinderzimmer das Bett und der Schrank.“ Die Möglichkeit, die Möbel mit Chemie vom Pilz zu befreien, sah Schildhauer nicht mehr: „Sogar Wäsche im Schrank meiner Tochter war befallen. Das alles konnten wir nur noch wegschmeißen.“
Die Ursache steht für Schildhauer fest: „Es ist das Haus. Der Keller ist klatschnass.“ Zudem hätten ihr Nachbarn von ganz ähnlichen Problemen in deren Wohnungen erzählt. Ihre Wohnung, wenn nicht das ganze Haus, sei grundlegend sanierungsbedürftig, meint die Walsumerin.
Covivio als vermietendes Unternehmen kommt zu einem anderen Urteil. Ein auf Schildhauers Anrufe und Schreiben hin beauftragtes Fachunternehmen habe keine Durchfeuchtung der Wände festgestellt. „Dies bedeutet, dass kein Baumangel vorliegt und die Wände regendicht sind“, so Pressesprecherin Barbara Lipka auf Nachfrage der Redaktion.
Wohnungsunternehmen Covivio: Mieterin hat falsch gelüftet
Vielmehr sieht Covivio ein falsches Lüft- und Heizverhalten der Mieterin als Ursache für den Schimmelbefall. „Aus Kulanzgründen“ habe man eine Malerfirma mit der Schimmelbeseitigung beauftragt. Wie vor fünf Jahren soll nun Schimmelblocker auf den Wänden landen – für Schildhauer eine Farce, ist sie doch weiter davon überzeugt, dass es im Haus ein Problem mit Feuchtigkeit gibt.
Sie ist mit den Nerven am Ende. Mutter und Tochter leben nun zwischen Umzugskartons in einer fast leeren und obendrein schimmelbefallenen Wohnung. „Meine Tochter hat nicht mal mehr ein Bett“, klagt Schildhauer. Zur psychischen Belastung kommen gesundheitliche Probleme – Schildhauer selbst habe ständig Husten, sogar die Katze habe seit einiger Zeit Lungenprobleme. Folgen der Schimmelbelastung?
Für die Fachanwältin Sonja Herzberg vom Mieterbund Rhein-Ruhr ein schwieriger Fall. „Wenn schlecht gelüftet wird, bildet sich der Schimmel selten im Boden-, sondern durch das Kondensat eher im Deckenbereich“, sagt sie zwar, „aber aus der Ferne ist das schwer zu beurteilen“.
Mieterbund Rhein-Ruhr: Vorsicht bei Mietminderung
Grundsätzlich könne Schildhauer die Miete mindern. Gleichzeitig warnt Herzberg: „Wenn das Gericht am Ende gegen sie entscheidet, liegt schnell ein großer Mietrückstand vor.“ Mithilfe einer Rechtsschutzversicherung, könne man jedoch auf fachgerechte Instandsetzung klagen.
Herzberg sagt aber auch: „Schimmel kann man mit Alkohol oder Chlor in der Regel gut von Oberflächen entfernen.“ Im Fall der Möbel würde womöglich eine Hausratsversicherung für Teile des Schadens aufkommen, sollte die Einrichtung wirklich nicht mehr zu retten sein.
Eine Hausratsversicherung hat Sandra Schildhauer jedoch nicht. Da die Möbel bereits weg sind, wäre es dafür ohnehin zu spät. Sie möchte nun umziehen, hat zum 1. März eine neue Wohnung gefunden. Covivio habe sich zur vorzeitigen Aufhebung des Mietvertrags bereiterklärt – das hoffnungsvolle Ende einer Geschichte, die Sandra Schildhauer nicht nur viel Geld, sondern auch viele Nerven gekostet haben wird.