Duisburg-Meiderich. Die Ev. Gemeinde Meiderich lädt neuerdings zu kurzweiligen Kirchführungen ein. Neben historischen Fakten gab es viele Anekdoten, sogar Kurioses.
Ein Streifzug durch die Geschichte der evangelischen Kirche in Duisburg-Mittelmeiderich fördert allerlei historisches Wissen zutage. Eine neue Veranstaltungsreihe soll dies ab sofort regelmäßig vermitteln. Als Kirchführer würzte Udo Kloppert seine Premiere jetzt aber nicht nur mit interessanten Fakten, sondern vor allem auch mit Anekdoten aus Geschichte und Gegenwart.
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Stoff hat er reichlich. Der pensionierte Berufsschullehrer war lange im Presbyterium der Evangelischen Gemeinde Meiderich und hat auch kräftig im Förderverein zum Erhalt der Kirche Pro Dommo mitgemischt. Außerdem fehlt es der neugotischen Kirche wahrlich nicht an dramatischen Ereignissen – sie alle sind ab sofort in der neuen, allmonatlichen Kirchführungsreihe zu erfahren.
Evangelische Kirche in Duisburg-Meiderich stürzte bei Bauarbeiten fast komplett ein
So erzählt Udo Kloppert seinen gespannten Zuhörerinnen und Zuhörern am Premierenabend etwa, wie bei ihm im Jahr 2020 das Telefon schellte, als er gemütlich im Garten saß. „Kommt schnell“, rief am anderen Ende der Leitung aufgeregt die Gemeindeküsterin Uta Rogalla, „ich glaube, hier bricht gerade die Kirche zusammen.“
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Also hastete er zum Meidericher Dom, wie die Kirche auf dem Damm allgemein liebevoll genannt wird. Dort zeigte ihm Rogalla die tiefen Risse, die sich quasi über Nacht zwischen den Bodenplatten aufgetan hatten. Auch die Säulen, die die hölzerne Deckenkuppel tragen, zeigten lange Spannungsrisse. Sogar zwei der neuen Kirchenfenster der Schweizer Künstlerin Romi Fischer waren beschädigt. Scheinbar hatte sich die ganze Kirche bewegt. Im Umfeld hatte es zeitgleich Straßenbauarbeiten gegeben.
Schrecken war groß, der Reparaturaufwand erheblich
Zum Glück stellte sich bei einer Prüfung durch Fachleute heraus, dass die Standsicherheit nicht gefährdet war. Trotzdem war der Schrecken groß und der Reparaturaufwand erheblich. Und es wäre auch nicht die erste Kirche gewesen, die der Gemeinde zusammengebrochen ist.
Im Jahr 1862 wollten die Meidericher eigentlich nur den Chor ihres Kirchbaus erweitern, aber bei den Bauarbeiten stürzte ihnen das ganze Langhaus ein. Nur der trutzige Kirchturm von 1502 blieb stehen. Die Meidericher fackelten jedoch nicht lange, schon 1863 konnten sie die neu aufgebaute Kirche wieder einweihen.
Vorgängerkirche stammt aus dem neunten Jahrhundert
Bei Renovierungsarbeiten am Kirchenboden vor einigen Jahren wurden kurzzeitig die Fundamente der kleinen Vorgängerkirche aus dem neunten Jahrhundert sichtbar, die ursprünglich an dieser Stelle gestanden hat. Der Bau wurde von den Anfängen als kleinen Adelskapelle immer wieder erweitert und erfasste bei seiner Ausdehnung auch Teile des umliegenden Friedhofs, weshalb es tatsächlich sein kann, dass man bei Grabungen im Turmfundament auf alte Gräber stößt. Aber das Turmgespenst, dass man nur besuchen kann, wenn man sich im Kirchenklo durch eine niedrige Holzpforte duckt und viele Stufen hinaufklettert, ist tatsächlich moderneren Datums.
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Die ehemalige Presbyterin Mechthilde Kipke, die sich unter die Zuhörer der Premierenführung gemischt hat, kichert bei dieser Anekdote. „Das habe ich persönlich gebastelt und pünktlich zum fünfhundertsten Turmjubiläum da oben aufgehängt“, gesteht sie. „Hängt noch“, bestätigt Kloppert, „ist aber inzwischen ziemlich eingestaubt.“ Alle Besucher sind sich aber einig, dass einem Gespenst eine dicke Staubschicht und Spinnenweben recht gut zu Gesicht stehen.
Zunächst Widerstand gegen eine Modernisierung des Kirchraums
Der Dachboden wiederum ist eine Welt für sich. Da oben steht der alte Opferstock, dessen Zuhalte-Mechanismus seit Jahrhunderten treu seinen Dienst versieht, bloß weiß inzwischen niemand mehr, wie man ihn öffnet. Wer weiß, was das für Münzen sind, die man darin klappern hört?
Kloppert beantwortet beim Auftakt seiner neuen Meidericher Kirchführungsreihe gern Fragen der Besuchergruppe. Wann sich die Gemeinde denn von ihren langen Kirchenbänken getrennt hat, möchte ein katholisches Paar aus der Karmel-Gemeinde wissen. Kloppert erinnert sich daran, dass der erste Vorstoß zur Verabschiedung der langen Kirchenbänke noch auf viel Unmut stieß und schnell rückgängig gemacht werden musste. „Wir haben das damals einfach ausprobieren wollen, aber da gab es mehr Gesprächsbedarf zu, als wir gedacht hätten“, erzählt er den Gästen.
Besonders der vertraute Mittelgang fehlte den Kirchgängern. Inzwischen haben sich aber alle an die Umstellung auf die flexibleren Einzelstühle unter der Kuppel gewöhnt. Die Kirche bietet jetzt mehr Platz, zum Beispiel für die festlichen mittelalterlichen Abendessen, die hier schon zu Gunsten des Fördervereins zelebriert wurden.
>> WEITERE FÜHRUNGEN SIND GEPLANT
● Die kurzweiligen Kirchenführungen mit Udo Kloppert, der zudem Prädikant in der Gemeinde ist, wird es ab jetzt an jedem ersten Mittwoch im Monat um 17.30 Uhr in der evangelischen Kirche geben. Anmelden kann man sich für die Führungen bei der Gemeindesekretärin Katja Hüter im Gemeindezentrum (Auf dem Damm 8) auch telefonisch unter 0203 4 51 96 22 oder per Mail an katja.huether@ekir.de.
● Interessierte können die Kirche auch zu Hause durch kleine Videos auf der Internetseite der Gemeinde kennenlernen: www.kirche-meiderich.de.