Duisburg. Tierschützer beklagen das Leid der Straßenkatzen und warnen vor explodierender Population. Nun könnten sie dringend benötigte Hilfe erhalten.
Tierschützer schöpfen Hoffnung: Schon bald sollen sie Hilfe bekommen, um die Zahl streunender Katzen in Duisburg unter Kontrolle zu bringen. Zumindest der Deutsche Tierschutzbund hat seine Unterstützung angekündigt. Außerdem unternimmt die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen einen neuen Vorstoß im Duisburger Rat, um Geld für die Kastration von Streunern bereitzustellen.
In Duisburg gibt es einige Hotspots, etwa Innenhöfe, an denen sich wildlebende Katzen tummeln. Die meisten Hotspots liegen im Norden des Stadtgebiets, besonders viele in Marxloh. Nach Angaben des Tierschutzvereins Kamp-Lintfort leben an diesen Orten zurzeit mindestens 190 Streuner, die dringend kastriert werden müssten. Denn die Tiere leben oft elenden Verhältnissen und sollen sich auf keinen Fall auch noch unkontrolliert vermehren.
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Straßenkatzen: Tierschutzbund appelliert an Duisburgs OB Sören Link
Auf die erste Berichterstattung dieser Zeitung hin haben weitere Redaktionen das Thema aufgegriffen. Inzwischen ist auch der Deutsche Tierschutzbund auf die Situation in Duisburg aufmerksam geworden.
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„In Duisburg-Marxloh ist das Ausmaß des Katzenelends besonders dramatisch“, schreibt die Organisation in einer Pressemitteilung. Deshalb wolle man aktiv helfen – mit Zuschüssen für Kastrationen und mit der Umsiedlung der Katzen an geeignete Stellen. Wie hoch diese Zuschüsse ausfallen werden, kann Tierschutzbund-Sprecherin Hester Pommerening auf Nachfrage noch nicht beziffern: „Wir werden mit örtlichen Tierschutzvereinen den Bedarf ermitteln und dann entsprechende Anträge stellen.“
Der Verband hat sich nach eigenen Angaben auch direkt an Oberbürgermeister Sören Link (SPD) gewandt und appelliert, „sich verantwortlich zu zeigen und die dringend nötige finanzielle und organisatorische Unterstützung zu leisten.“
Tierschützer brauchen Geld für Kastration von Duisburgs Streunerkatzen
Als Oberbürgermeister ist Sören Link Chef der Verwaltung, die auf Nachfrage der Redaktion kürzlich erklärt hat, die bislang ergriffenen Maßnahmen seien ausreichend. Die ehrenamtlich tätigen Tierschutzvereine sind anderer Meinung: „Katzenpopulation und Katzenleid werden explodieren, wenn seitens der Stadt keine Hilfe kommt“, warnt Rainer Sobottka vom Tierschutzverein Kamp-Lintfort.
Die Ehrenamtlichen klagen vor allem über fehlende finanzielle Mittel. Kastrationen zahlen sie in Duisburg bisher aus der Spendenkasse – anders als in umliegenden Städten und Kreisen, wo es seitens der Verwaltung zu diesem Zweck ein Budget gebe.
Dass auch die Stadt Duisburg so ein Budget einrichtet, fordert die Ratsfraktion der Grünen. Sie hat nun einen Änderungsantrag für die Haushaltsplanung der Jahre 2022 und 2023 auf den Weg gebracht: 20.000 Euro sollen Tierschützerinnen und Tierschützern jährlich für die Kastration von Straßenkatzen zur Verfügung stehen. Teile des Geldes könnten demnach auch für sichere Kastrationsstellen in Tierarztpraxen oder Tierkliniken verwendet werden.
Duisburgs Grüne wollen Budget im kommunalen Haushalt
„Die Überbevölkerung ist ein ernsthaftes Problem für den Natur- und Artenschutz“, teilt die Fraktionsvorsitzende Anna von Spiczak mit. Auch Ratsfrau Kathrin Selzer äußert sich: „Hier erklären sich Menschen bereit, das Tierleid zu beenden – aber die Stadt ignoriert das Problem bisher.“
Mit einem ähnlichen Antrag waren die Grünen noch im September gescheitert. Die Ratsmehrheit aus SPD und CDU lehnte ab, ohne die Entscheidung zu begründen. Anders als bei jenem sehr kurzfristig eingebrachten Antrag könnte nun zumindest eine Diskussion entstehen: Der Änderungsantrag steht in zwei Ausschüssen auf der Tagesordnung, bevor der Rat am 25. November über ihn abstimmt.
>> DEUTSCHER TIERSCHUTZBUND: „KATZENSCHWEMME“ IN TIERHEIMEN
• Laut dem Deutschen Tierschutzbund werden die Tierheime aktuell von einer Flut an Katzen überschwemmt, darunter viele Jungtiere. Der Großteil der Katzen komme als Fundtiere ins Tierheim, wurde also vermutlich vorher ausgesetzt.
• Es gebe immer mehr Straßenkatzen, die entlaufen sind, zurückgelassen oder ausgesetzt wurden und sich unkontrolliert vermehren. „Die Lage hat sich teilweise dramatisch zugespitzt und bringt Leid für die Katzen sowie große Herausforderungen für die Tierheime mit sich“, erklärt Dr. Moira Gerlach, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund.
• Über die Gründe für die regionalen Häufungen könne man nur spekulieren. Die Tierschützer vermuten unter anderem einen Zusammenhang mit dem Haustierboom in der Corona-Zeit. Es sei zu befürchten, dass sich viele Menschen unüberlegt Katzen angeschafft haben und ihrer dann überdrüssig wurden.