Duisburg-Marxloh. Wuchernde Sträucher, bröckelnde Fassaden, ein schweigender Insolvenzanwalt – in Marxloh wächst die Sorge, dass das Kolpinghaus zur Ruine wird.
Wuchernde Sträucher und bröckelnde Fassaden lassen das Marxloher Kolpinghaus weiter verwahrlosen. Seit Jahren steht der Altbau leer. Hohe Zäune umschließen das Grundstück, dennoch finden sich oft Flaschen und Scherben im überdachten Eingangsbereich. Nachbarn stören sich zunehmend – doch in Marxloh scheint niemand zu wissen, wie es um das Gebäude an der Diesterwegstraße steht.
Von einem Kaufinteressenten berichtete Insolvenzverwalter Sebastian Schmidt im Oktober 2020 gegenüber der Redaktion. Der Rechtsanwalt aus Rheinbach bei Bonn wickelt den Investor ab, der das Kolpinghaus einst erworben hatte und es zu einer Einrichtung mit Kita und weiteren sozialen Angeboten umbauen wollte.
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EG DU warnt vor Spekulationen um das Kolpinghaus
Seitdem wurden keine Neuigkeiten mehr bekannt. Über die Monate hat Schmidt alle weiteren Anfragen der Redaktion ignoriert: E-Mails blieben unbeantwortet, Anrufe endeten im Sekretariat der Kanzlei. Im Stadtteil gehen Gerüchte um: Die Innenräume des Kolpinghauses seien in so schlimmem Zustand, dass die Sanierungskosten jeden Interessenten abschrecken würden, heißt es etwa. Zwischenzeitlich soll es ein Exposé gegeben haben, das inzwischen jedoch wieder gelöscht sei.
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Vor solchen Spekulationen warnt Karen Dietrich aus dem Quartiersbüro der EG DU: „Letztlich war schon lange keiner mehr im Gebäude und weiß, wie es darin aussieht.“ Dietrich sorgt sich um den Ruf der Immobilie, schließlich habe die großes Potenzial für den Stadtteil. „Es ist ein schönes, großes Gebäude in einer sehr guten Lage“, sagt sie auch mit Blick auf den Campus Marxloh, der rund 100 Meter weiter entsteht. „Wir sind daran interessiert, dass sich da etwas Gutes entwickelt.“
Die EG DU will deshalb helfen, einen Käufer für das Kolpinghaus zu finden. „Auch wir haben keine Informationen zum Insolvenzverfahren“, sagt Dietrich, „aber wir leiten Anfragen gerne weiter“. Vor einigen Wochen habe sich schon einmal „ein Akteur aus dem Stadtteil“ an die EG DU gewandt und Interesse an der Immobilie gezeigt.
Lebenshilfe Duisburg plant nicht mehr mit dem Kolpinghaus
So wenig wie die EG DU weiß offenbar auch die Politik. Die Bezirksvertretung habe schon mehrfach versucht, Informationen bekommen – jedoch vergeblich, sagt der Marxloher Bezirksvertreter Claus Krönke (SPD). Krönke erinnert sich gerne an Zeiten, als im Saal des Kolpinghauses mit bis zu 300 Menschen gefeiert wurde. „Wir wollen, dass da nichts reinkommt, was dem Stadtteil schadet“, betont er.
Definitiv nicht umgesetzt wird der einstige Plan des heute insolventen Investors, der Martynus Hamborn Projekt GbR: Die wollte das Haus für eine Kita sowie zwei inklusive WGs herrichten und wiederum an einen Frankfurter Investmentfonds weiterverkaufen. Der hätte das Kolpinghaus an die Lebenshilfe Duisburg vermietet. Ursprünglich sollte das Gebäude 2017 übergeben werden.
Nach vielen Verzögerungen kam das Projekt schließlich vollends zum Erliegen. Das Kolpinghaus spiele in den Planungen der Lebenshilfe keine Rolle mehr, sagte Geschäftsführer Michael Reichelt im Oktober. Wie berichtet, will der soziale Dienstleister sein Konzept woanders mit Leben füllen – an der Ecke Weseler Straße / Vorholtstraße entsteht auf den Grundstücken abgerissener Schrottimmobilien das „Haus der Lebenshilfe“.
>> KOLPINGHAUS: BEGRENZTE NUTZUNGSMÖGLICHKEITEN
• Wie Insolvenzverwalter Sebastian Schmidt im vergangenen Jahr berichtete, wollte die Stadt Duisburg als eine der Gläubigerinnen bereits ein Zwangsversteigerungsverfahren für das Kolpinghaus erwirken. Ein dazu bestellter Gutachter hatte den Wert der Immobilie auf 800.000 Euro beziffert – nach damaliger Aussage des Rechtsanwalts viel zu knapp bemessen. Die Zwangsversteigerung konnte er abwenden.
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• Schmidt erklärte auch, der Kreis an möglichen Interessenten sei sehr begrenzt. Demnach war der Umbau schon so weit fortgeschritten, dass eine künftige Nutzung der ursprünglich geplanten Nutzung ähneln müsste. Dass aus dem Gebäude noch herkömmliche Wohnungen oder Büroräume werden könnten, bezweifelte der Rechtsanwalt.
• Das Quartiersbüro der EG DU bietet Interessenten an, Anfragen an den Insolvenzverwalter weiterzuleiten. Karen Dietrich ist erreichbar unter 0203 9942950 oder kdietrich@eg-du.de.