Duisburg-Walsum. Die CDU-Fraktion in Walsum zerbrach plötzlich. Jetzt äußern sich die verbleibenden Christdemokraten und nennen den Grund für das Zerwürfnis.

Unerwartet zerbrach die vierköpfige CDU-Fraktion in Walsum, kurz bevor die neue Bezirksvertretung erstmals nach der Kommunalwahl tagte. Gudrun Henne und Elvira Trubitz waren aus der Partei ausgetreten und hatten sich dem Wählerbündnis Junges Duisburg (JUDU) angeschlossen, das dadurch erst auf Fraktionsgröße anwuchs und zugleich die zweitstärkste Kraft im Bezirk wurde. Eine Missachtung des Wählerwillens sieht darin der CDU-Fraktionsvorsitzende Björn Pollmer. Er benennt jetzt auch den Auslöser für den Parteiwechsel, während die beiden CDU-Renegatinnen dazu auf Nachfrage lieber schweigen.

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Dass die Überläuferinnen am Donnerstag die Partei und die Fraktion verlassen hatten, habe Björn Pollmer weniger als eine Stunde vor Sitzungsbeginn per Handynachricht erfahren. „Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich stets auf eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Frau Henne und Frau Trubitz bauen können.“ Überrascht und schockiert habe ihn dies, „da sich eine derartige Wendung in keiner Weise angedeutet hat“.

Personalentscheidung löste bei den Überläuferinnen wohl den Bruch mit der CDU aus

Eine Personalentscheidung hat laut Pollmer die beiden Bezirksvertreterinnen zum Bruch mit der CDU veranlasst. So war Gudrun Henne für die Christdemokraten elf Jahre lang stellvertretende Bezirksbürgermeisterin. Zwar war auch diesmal ihre Wiederwahl sicher, denn die CDU hatte sich bereits mit SPD, Grünen und Linken auf einen gemeinsamen Wahlvorschlag verständigt, bei dem Georg Salomon (SPD) der Bürgermeister sein sollte und Markus Laaks (Grüne) ein weiterer Stellvertreter. Allerdings sollte Henne ihr Amt nicht die komplette Legislaturperiode behalten.

Jetzt trifft’s die CDU- zweiter Parteiaustritt nach der WahlRené Klein hatte nämlich ebenfalls sein Interesse erklärt, Salomons Stellvertreter zu werden. Da Fraktionschef Pollmer wichtig sei, auch „neue und junge Menschen aktiv mit einzubinden“, wollte er eine interne Kampfabstimmung der beiden Christdemokraten vermeiden. Als „gerechte, pragmatische Lösung“ schlug er daher vor, dass René Klein nach zweieinhalb Jahren Gudrun Henne ablösen solle. Dieses Vorgehen wurde demnach am 2. November, drei Tage vor der ersten Sitzung der Walsumer Bezirksvertretung, vereinbart, „fair kommuniziert und als Kompromiss von allen Mitgliedern der bis dato bestehenden CDU-Fraktion akzeptiert“.

CDU-Fraktionsvorsitzender Björn Pollmer: „Menschlich und charakterlich schwach“

Offenbar war die CDU im Irrtum, was die Zustimmung zu dieser Lösung bei Gudrun Henne und Elvira Trubitz anbelangte. Denn als die plötzlich halbierte Fraktion die Stadthalle betrat, wo das Gremium aufgrund von Corona-Regeln tagte, fand Björn Pollmer neben der der Geschäftsordnung der neugegründeten JUDU-Fraktion ein an ihn adressiertes Schreiben, in dem die beiden Ex-Christdemokratinnen ihren Parteiwechsel erläuterten. Dass sie „ihren Austritt mit Falschbehauptungen und böswilligen Unterstellungen – nicht nur gegen meine Person – unterfüttern, ist nicht nur bedauerlich, sondern auch menschlich und charakterlich schwach“, betont der Fraktionschef.

Das Tischtuch ist zerschnitten. Durch die Parteiaustritte hätten sich die ehemaligen Christdemokratinnen aus der Verantwortung gezogen und den Wählerwillen missachtet. So jemand könne „nicht Teil der CDU-Fraktion im Bezirk sein“.

„Mit der AfD geschmust“? CDU verwahrt sich gegen den Vorwurf

Wahl 2020 in Duisburg- So hat Ihre Nachbarschaft abgestimmtAußerdem verwahrt sich die Fraktion gegen den von Gudrun Henne geäußerten Vorwurf, die CDU habe bei der Wahl des Bezirksbürgermeisters „mit der AfD geschmust“. Dies seine eine reine Mutmaßung. Zwar erhielt René Klein eine Stimme mehr, als die CDU-Fraktion inne hat, und das reichte ihm, um zweiter Stellvertreter zu werden. Doch einerseits war die Wahl geheim und andererseits betonte bereits CDU-Ratsherr Elmar Klein anschließend, dass die Christdemokraten mit SPD, Grünen und Linke deshalb mit einem gemeinsamen Wahlvorschlag antraten, um für keines der Ämter auf rechte Stimmen angewiesen zu sein. Ohnehin sei vorab mit allen Beteiligten besprochen worden, ergänzt Björn Pollmer, dass die Wahl abgelehnt würde, sobald rechte Stimmen sie eindeutig entschieden hätten.

„Ich bin sehr enttäuscht, dass alles so gelaufen ist. Aber die Sache ist für uns als CDU-Fraktion nun erledigt“, sagt Pollmer und will seine ausführliche Stellungnahme nicht als eine Abrechnung verstanden wissen, sondern vielmehr als Schlusspunkt. „Wir werden jetzt weiterhin an Sachthemen arbeiten.“ Dazu fühle sich die CDU ihren knapp 3000 Wählerinnen und Wählern aus Walsum verpflichtet.

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