Duisburg-Walsum. Viele Walsumer haben Vorbehalte gegenüber der Inbetriebnahme der Logistikfläche Logport VI. Dazu nahmen Hafen und Stadt Duisburg jetzt Stellung.
„In der Wirtschaft zählt oft die Zeit“ – in Person des Beigeordneten Andree Haack wirbt die Stadt um Verständnis, dass sich auf Logport VI ein Unternehmen ansiedelt, noch bevor in Walsum die Umgehungsstraße fertig ist. Haack war am Montag mit weiteren Vertretern der Verwaltung, des Duisburger Hafens sowie des Logistikkonzerns DSV in der Walsumer Stadthalle zu Gast, um bei einer Sondersitzung der Bezirksvertretung Fragen von Politik und Bürgern zu beantworten. Trotz Wahlkampf und vielen Vorbehalten auf Walsumer Seite hatte die Sitzung durchaus den Charakter einer Aussprache, wenngleich der Ton stellenweise scharf wurde.
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Mehrere Anwohner der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße hatten nicht nur vorab mit Plakaten demonstriert, sondern auch ihre offenen Fragen an das Bezirksamt geschickt. Sie brachten darin vor allem ihre Sorge zum Ausdruck, mit Inbetriebnahme des DSV-Lagers und gleichzeitigem Bau der Umgehungsstraße könnte der Lkw-Verkehr über das erträgliche Maß hinausgehen.
Tempolimits und zusätzliche Fahrverbote sind in Walsum noch nicht geplant
Planungsdezernent Martin Linne erklärte darauf, das Straßennetz in Walsum sei durchaus darauf ausgelegt, eine hohe Zahl an Lastwagen durch die Ortsteile zu leiten. „Es fahren hier nur noch rund 35 Prozent der Lkw aus den Zeiten von Papierfabrik und Bergwerk“, so Linne. Nach Berechnungen der Stadt sei die Lkw-Belastung der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße zwar hoch, aber auch nicht extrem hoch. Linne versicherte jedoch, die Verkehrssituation im Auge zu behalten und gegebenenfalls zu regulieren. Aktuell gehe er nicht davon aus, zusätzlich in den Baustellenverkehr eingreifen zu müssen. Falls es aber doch Probleme gebe, könne man kurzfristig über Tempolimits und mobile Ampeln nachdenken.
Ähnlich äußerte sich der Beigeordnete für den Lasterverkehr zum und vom DSV-Lager. Fahrverbote für die Nacht sowie für Sonn- und Feiertage oder Tempo 30 auf der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße seien aktuell nicht vorgesehen, aber: „Wir müssen die Lage beobachten und dann, falls nötig, reagieren.“ Linne versicherte darüber hinaus, gemeinsam mit dem Hafen neue Lkw-Parkflächen im gesamten Stadtgebiet schaffen zu wollen, um wildes Parken von Lastwagen zu vermeiden.
Linne wie auch Haack relativierten den Vergleich mit Logport V in Oberhausen, wo die Stadt die Entwicklung der Fläche erst nach Fertigstellung einer Umgehungsstraße angehen will. „Logport VI ist bereits erschlossen, wenn auch nicht durch die Umgehungsstraße“, sagte Haack, der nochmals auf die einst dort ansässige Papierfabrik verwies. Anders verhalte es sich in Oberhausen, wo Logport V nicht ans bestehende Straßennetz angebunden sei.
Zweiter Bauabschnitt der Umgehungsstraße kann vor Abschluss des ersten beginnen
Einige Einblicke in die Finanzierung und den weiteren Zeitplan der Projekte Logport VI und Umgehungsstraße gab Thomas Schlipköther, Vorstandsmitglied bei Duisport sowie Geschäftsführer der Duisburger Infrastrukturgesellschaft (DIG), die mit dem Bau der Straße beauftragt ist. Schlipköther erklärte, man müsse mit dem zweiten Bauabschnitt nicht zwingend warten, bis der erste Abschnitt fertig sei. Man könne auch am anderen Ende anfangen, um den Baufortschritt zu beschleunigen.
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Zur Finanzierung sagte Schlipköther, es gebe das klare Bekenntnis der Landesregierung, die gesamte Umgehungsstraße zu fördern. Letztlich sei die Förderzusage des Walsumer Abschnitts auch Bedingung für den Bau des ersten Abschnitts in Hamborn, dessen Förderung bereits bewilligt ist: „Wir beginnen mit Bauabschnitt Eins, wenn die Förderzusage für Abschnitt Zwei da ist“, so der Ingenieur.
Für das Logistikgelände selbst betonte Schlipköther, die Trimodalität, also die Abwicklung von Waren über Straße, Schiene und Wasser, sei fest im Konzept verankert und auch mit DSV vereinbart. Für bis zu 20 Millionen Euro sollen deshalb die Schienenanbindung sowie ein entsprechendes Terminal gebaut werden. Dafür warte man noch auf eine Baugenehmigung. Liegt diese vor, „brauchen wir ein Jahr, um so ein Terminal zu bauen“. Haack stellte eine Baugenehmigung noch in diesem Jahr in Aussicht.
Duisburger Hafen-Vorstand fühlt sich behandelt wie ein Krimineller
Auch auf Logport VI würden neue Lkw-Stellplätze entstehen, versicherte der Hafen-Vorstand, sagte aber auch: „Auf das Parkverhalten unserer Kunden haben wir keinen Einfluss.“ Schlipköther geriet zwischenzeitlich heftig mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Sebastian Geßmann aneinander. An anderer Stelle äußerte er vehement seinen grundsätzlichen Unmut über jegliche Kritik an den Aktivitäten des Hafens. Er fühle sich von Politik, Anwohnern und der Presse mitunter behandelt wie ein Krimineller.
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Um Vertrauen in die Erfahrung der DIG bat der zweite Geschäftsführer der Gesellschaft, Matthias Palapys: „Ich kann versprechen, dass es verträgliche Lösungen für alle gibt.“ Dazu gehöre auch ein Konzept, die Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße nach Fertigstellung der Umgehungsstraße effektiv vom Durchgangsverkehr abzukoppeln.
Palapys wehrte sich gegen den gerade in Walsum oft vernehmbaren Vorwurf, der Hafen würde nicht mit der Öffentlichkeit kommunizieren. Es sei schlicht nicht möglich, die Bürger über noch nicht abgeschlossene Planungen auf dem Laufenden zu halten: „Wir können nicht ständig mit Dingen an die Öffentlichkeit gehen, die noch nicht zu Ende gedacht sind. Dann müssten wir regelmäßig ein paar Wochen später zurückrudern.“
Walsumer DSV-Lager soll erst viele Monate nach Fertigstellung auf Volllast fahren
DSV-Regionaldirektor Klaus Fuchs informierte schließlich über die Pläne für das neue Lager. Als Bauzeit kündigte er zwischen neun und zwölf Monate nach Erhalt der Baugenehmigung an. Damit sei das Lager zwar vor der Umgehungsstraße fertig. Das hieße aber nicht, dass es dann bereits vollumfänglich genutzt werde. „Es wird anderthalb bis zwei Jahre dauern, bis wir auf Volllast hochgefahren haben“, so Fuchs. Erst dann, also ungefähr zur geplanten Freigabe der Straße, würde täglich die volle Zahl von 40 bis 50 Lkw Logport VI anfahren; und das im Ein-Schicht-Betrieb, wie Fuchs versicherte, zwischen 8 und 17 Uhr.