Duisburg-Meiderich. In Meiderich ist der Schornstein einer alten Sinteranlage gesprengt worden. Das gesamte ehemalige Industriegelände wird derzeit zurückgebaut.

Rund 50 Kilogramm Sprengstoff waren am Mittwoch nötig, um den Schornstein einer alten Sinteranlage zwischen Untermeiderich und Beeck zu Fall zu bringen. Eine Minute nach 15 Uhr war das alte Industriebauwerk verschwunden – zwei Minuten, nachdem der erste Warnton erklungen war. Der 120 Meter hohe und weithin sichtbare Abluftkamin stand auf einer ehemaligen Schlackenhalde der Hüttenwerke Thyssen Stahl AG.


Die
Sprengung
wurde von einer Spezialfirma aus der Nähe von München durchgeführt. Schon im Vorfeld der Maßnahme musste eine Bahnstrecke von Deutscher Bahn und Häfen sowie ein Teilbereich der Helmholtzstraße gesperrt werden. Betroffen war ein Gefahrenbereich von 200 Metern um den Sprengpunkt. Die Evakuierung von Anwohnern war zwar nicht erforderlich. Allerdings mussten knapp 200 Anwohner des Michelshofs und der Sonderburger Straße während der Sprengung in ihren Häusern bleiben.

Sprengfirma wollte keine Schaulustigen nach Meiderich locken

Polizei und Ordnungsamt waren vor Ort und trugen Sorge, dass dem Gefahrenbereich niemand zu nahe kam. Die Maßnahme war erst sehr kurzfristig bekannt geworden, Anwohner fanden erst am Dienstag entsprechende Mitteilungen in ihren Briefkästen. „Die Sprengfirma wollte keine frühzeitige Bekanntgabe, um nicht zu viele Schaulustige anzulocken“, erklärt Stadt-Sprecher Peter Hilbrands die Kurzfristigkeit. Auf der Sportanlage von Viktoria Beeck hatten sich dennoch einige Menschen zusammengefunden, um den Fall des Bauwerks zu verfolgen.


Die verantwortliche Firma sprengt weltweit Hochhäuser und andere Anlagen, hat unter anderem den AfE-Turm in Frankfurt zu Boden gebracht – 2014 die größte Gebäudesprengung Europas, wirbt das Unternehmen auf seiner Internetseite. Einige Nummern kleiner war der Einsatz am Mittwoch: Der Schornstein hatte einen Durchmesser von 14 Metern, die Wandstärke betrug etwa 1,35 Meter. Das geschätzte Gesamtgewicht des Kamins lag bei 8500 Tonnen.

Düsseldorfer Stadtentwickler baut das gesamte Gelände zurück

Das gesamte ehemalige Industriegelände rund um die Helmholtzstraße mit einer Fläche von rund 287.000 Quadratmetern gehört dem Düsseldorfer Stadtentwickler NRW Urban, ein hundertprozentiges Beteiligungsunternehmen des Landes. Das Unternehmen hat das Areal über den Grundstücksfonds NRW gekauft. Durch diesen Fonds sind in den vergangenen 30 Jahren mehr als 2500 Hektar Industrie- und Zechenbrachen erworben, saniert und entwickelt worden.


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„Wir bereiten die Fläche auf, damit sie anschließend in den Besitz der Stadt übergehen kann“, erklärt Aurélia Orbey von NRW Urban. Schon länger würden im Rahmen des Rückbaus auf dem Gelände Gebäude abgerissen, bei manchen Bauwerken wie dem Schornstein sei auch eine Sprengung nötig. Alle Maßnahmen erfolgten in enger Abstimmung mit der Duisburger Verwaltung, sagt Orbey: „Wir sind auf dem Gelände schon sehr weit und wollen es spätestens im kommenden Jahr der Stadt übergeben.“

Was danach mit dem Areal passiert, ist noch nicht geklärt. „Es gab mal Überlegungen, dort einen Park zu errichten“, sagt Stadt-Sprecher Hilbrands. Diese Überlegungen seien jedoch wieder verworfen worden. Es sei aber weiterhin „ein dynamischer Prozess“ – mit offenem Ergebnis.