Duisburg-Homberg. Der Abbruch der „Weißen Riesen“ in Duisburg-Hochheide kostet 43 Millionen Euro, 16 Millionen waren einst veranschlagt. Wer soll das bezahlen?
Der Plan, den die Stadt im Jahr 2013 für die Sanierung des Problemstadtteils Hochheide aufstellte, war sehr ambitioniert. 16 Millionen Euro – 80 Prozent davon sollte das Land übernehmen – sollten über die Dauer von rund sechs Jahren in das Sanierungsgebiet rund um die Ottostraße fließen. Im Frühsommer 2020 ist nun auch offiziell klar: Es wird immens teurer und dauert deutlich länger.
Laut einer Vorlage, über die am Montag, 15. Juni, der Stadtrat befindet, kostet die Sanierung des Hochhaus-Stadtteils rund 43 Millionen Euro, das Projekt mit dem Namen „Soziale Stadt Duisburg-Hochheide“ soll bis zum Jahr 2025 verlängert werden. Die Gründe dafür, dass die Kalkulation von 2013 ein Fall für den Schredder ist, sind vielfältig. Sie haben viel mit dem Begriff Asbestsanierung“ zu tun, allerdings nicht nur.
Die detaillierte Kostenaufstellung zeigt unter anderem, dass der Kauf der insgesamt drei zu sprengenden Hochhäuser mehr Geld verschlungen hat, als zunächst geplant. So kostete der Erwerb des inzwischen abgebrochenen Hauses Friedrich-Ebert-Straße 10-16 samt Tiefgarage 1,07 Millionen Euro, veranschlagt waren einst 600.000 Euro. Für den Kauf des Hauses Ottostraße 54-56 wurden nach einem Vergleich mit dem vormaligen Eigentümer 3,3 Millionen Euro fällig. Insgesamt, so steht es in dem Papier, waren 7,1 Millionen Euro für Ankäufe von Hochhäusern bezahlt worden, 3,47 waren im Jahr 2013 geplant.
Sprengungskosten Ebert-Straße 10-16: 10,28 Millionen Euro
Auch die Sprengungen waren und werden deutlich teurer als geplant. Drei Millionen Euro waren etwa für die Sprengung von Friedrich-Ebert-Straße 10-16 vorgesehen, aufgrund einer notwendig gewordenen und komplizierten Asbestsanierung im Gebäude stellte der Abbruchunternehmer 9,74 Millionen Euro in Rechnung. Inklusive begleitender Gutachter- und Ingenieurleistungen schlägt die Sprengung mit 10,28 Millionen Euro zu Buche.
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Das Haus Ottostraße 24-30 ist baugleich mit dem bereits gesprengten Bau, es wird aktuell für die geplante Sprengung im April kommenden Jahres vorbereitet. Kalkulierte Kosten: 9,45 Millionen Euro statt der einst berechneten drei Millionen Euro.
Stadt vermittelt Hochhaus-Mieter in andere Wohnungen
Im Jahr 2022 soll das Haus Ottostraße 54-56 fallen, die Stadt vermittelt die verbliebenen Mieter in andere Wohnungen. Bei dem Hochhaus handelt es sich wie bei den vorgenannten Hochhäusern ebenfalls um ein 20-stöckiges Gebäude, es ist aber lediglich halb so breit, umfasst 180 Wohnungen, Ottostraße und Ebert-Straße haben/hatten 320 Wohnungen. Die Kosten für den Abriss sind mit 6,78 Millionen Euro kalkuliert worden.
Neben allerlei weiterer Kostenpunkte wie Umzugsmanagement, Quartiersbüro und Sicherungsmaßnahmen für die Baustellen verschlingt vor allem die Herrichtung der Freiflächen an den früheren Hochhäusern viel Geld. Statt einer Million Euro kosten die drei Bauabschnitte samt Umgestaltung des „Angstraums Roter Weg“ 7,04 Millionen Euro. Eine genauere Erklärung dazu fehlt in dem Papier.
Wie schätzt die Stadt diese immense Kostenexplosion ein und wer soll das bezahlen? „Der stetige Erkenntnisgewinn im Vergleich zur ersten Kostenschätzung aus 2013 ist durch nicht vorhersehbare Umstände geprägt“, schreibt dazu ein Stadtsprecher. „Zu nennen sind unvorhersehbare Mehrkosten durch umfangreiche Asbestfunde durch Mehrmengen an Taubenkot, durch die Beseitigung von Sturmschäden und durch die Beseitigung von Vandalismusschäden in Form von Verschmutzung mit Altöl. Dies wirkt sich spürbar auf die Kostenentwicklung sowie Zeitplanung aus.“
Weiteres Fördergeld beantragt
Das Gesamtprojekt sei von Bund und Land akzeptiert worden. Die Kosten würden durch Bundes- und Landesmittel in Höhe von 80 Prozent kofinanziert. „Dahingehend wurden bereits Fördergelder in Höhe von rund 22,264 Millionen Euro für die bisher geleisteten Maßnahmen bewilligt. „Auch für die weiteren Schritte wird die Stadt rechtzeitig Förderanträge stellen.“ Das Ziel sei die Aufwertung des Stadtteils mit einem ambitionierten Park und ohne das „Ärgernis der leerstehenden Hochhäuser.“
Hintergrund: Zahlen und Fakten
Am 8. Juni 2013 beschloss der Rat das Integrierte Stadtentwicklungskonzept mit dem genannten Kostenrahmen von 16 Millionen Euro.
Am 3. September 2017 sollte das Haus Friedrich-Ebert-Straße 10-16 gesprengt werden, aufgrund aufwändiger Asbestsanierungen verschob sich der Termin auf den 24. März 2019.
Für April 2021 ist die Sprengung des Hauses Ottostraße 24-30 vorgesehen.
Im Frühjahr 2023 soll das Haus Ottostraße 54-56 gesprengt werden.
Die auf dem Areal geplante Grünfläche, Arbeitstitel: „Central Park Hochheide“, soll im Jahr 2025 fertiggestellt sein.