Duisburg-Nord. Die meisten Vereine im Duisburger Norden lassen ihre Schützenfeste in diesem Sommer ausfallen. Doch ein Verein zögert bislang noch mit der Absage.

Die grünen Schützentrachten und Gewehre müssen im Schrank bleiben – bis mindestens Ende August. Bis dahin sind aufgrund der Corona-Pandemie alle Großveranstaltungen verboten. Alle Vereine im Duisburger Norden haben ihre Schützenfeste von Frühling bis Frühherbst deswegen abgesagt – ein einziger zögert noch.

Definitiv abgesagt ist das Kooperationsschützenfest der St. Hubertus Schützen Hamborn 1883 und des BSV Hamborn-Neumühl. Es sollte am letzten Juli-Wochenende stattfinden.

„Das haben die Vorstände nach der Absage aller Großveranstaltungen in einer Videokonferenz entschieden“, sagt Horst Terworth, Präsident der St. Hubertus-Schützen.

Die Enttäuschung der Hamborner Schützen ist riesig

Einen neuen Schützenkönig wird es in diesem Jahr nicht geben. Das  Königsschießen, hier bei  den St. Hubertus-Schützen   Hamborn im letzten August, fällt aus.
Einen neuen Schützenkönig wird es in diesem Jahr nicht geben. Das Königsschießen, hier bei den St. Hubertus-Schützen Hamborn im letzten August, fällt aus. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Uns entsteht kein finanzieller Schaden, aber der für die Region ist groß. Es ist sehr schade, dass sich die Vereine im Norden hinsichtlich Kultur und Brauchtumswesen nicht präsentieren können. Aber wir müssen der Situation Rechnung tragen und Verantwortung für unsere Schützen und die Besucher übernehmen“, sagt Terworth.

Einen König werden die beiden Hamborner Vereine in diesem Jahr nicht haben, denn auch die jeweiligen Schützentage müssen ausfallen. „Dafür haben wir die Verträge mit den Zeltvermietern und Musikkapellen problemlos auf nächstes Jahr umschreiben können – so haben wir Planungssicherheit“, sagt Terworth.

Auch das Fest im September ist gekippt

Auch beim BSV Hamborn-Obermarxloh 1883 gilt das Motto „Je früher, desto besser“. Staatlich untersagt ist das Fest mit dem Termin 11. bis 13. September noch nicht, es zu veranstalten mache laut dem 1. Vorsitzenden Karl-Heinz Hofer aber keinen Sinn: „Wer soll denn da kommen? Das hat so kurz nach dem Ende des Verbots keinen Zweck“, sagt er. „Wir müssen jetzt schauen, dass wir aus den Verträgen rauskommen.“

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Auf höhere Gewalt können sich die Obermarxloher nämlich nicht berufen. Ein Kostenproblem entstehe dem Verein jedoch nicht. „Gewinn hat das Fest nie gemacht. Aber wir finanzieren das Fest auch durch Anzeigen in unserer Festzeitschrift und sind auf das Geld vieler Sponsoren angewiesen, vor allem von Geschäften aus dem Ort. Die nehmen im Moment aber auch nichts ein“, sagt er. Die Entscheidung, das Fest abzusagen, werde auch von den Mitgliedern mitgetragen. „Alle sehen ein, dass es die richtige Entscheidung ist“, sagt Hofer. Der amtierende König Henning Rackow werde sein Regiment bis zum kommenden Jahr fortführen.

Noch wollen sie die Hoffnung nicht aufgeben

Als die Schützenwelt noch in Ordnung war: Schützenbrüder auf dem Weg zum Bezirksrathaus Walsum.
Als die Schützenwelt noch in Ordnung war: Schützenbrüder auf dem Weg zum Bezirksrathaus Walsum. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Beim BSV 1928 Aldenrade-Walsum hat man die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Die Schützen feiern traditionell am ersten Wochenende nach dem Michaelistag, dem 29. September. Das Fest fällt in diesem Jahr also auf den 2. bis 4. Oktober und damit weit hinter das vorläufig festgelegte Ende aller Großveranstaltungen. Tatsächlich haben sich die Bürgerschützen noch nicht entschieden, ob auch ihr Fest ins Wasser fällt.

„Auf der einen Seite ist da der Gedanke mit der Solidarität, wie bei den Rahmer Schützen, die ihr Fest Anfang September aus Respekt vor den anderen Vereinen abgesagt haben. Auf der anderen Seite wäre es die erste Gelegenheit, den Menschen nach all den Monaten der Entbehrung wieder eine Möglichkeit zu geben, irgendwo hinzugehen“, sagt der 1. Vorsitzende Sebastian Loose. Er spricht von einem Drahtseilakt, den er in den kommenden Wochen mit dem Vorstand besprechen wolle.

Verein denkt über Oktoberfest als Alternative nach

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„Eine Alternative wäre, das Schützenfest ausfallen zu lassen und stattdessen wie immer unser Oktoberfest zu feiern. Wenn wir der einzige Verein wären, der im nächsten Jahr seinen König zu anderen Festen aussenden kann, wäre das auch doof“, meint Loose. Über die Gelegenheit, mit dem Privileg eines noch möglichen Schützenfests für alle Vereine im Norden ein gemeinsames Fest auszurichten, hat sich der Verein noch keine Gedanken gemacht. „Das müssten wir erst als Vereine und dann mit der Bezirkspolitik abstimmen“, sagt Loose. Fest steht nur: Sollte die allgemeine Absage von Großveranstaltungen bis Ende September verlängert werden, würde auch der BSV 1928 Aldenrade-Walsum nachziehen und sein Fest ausfallen lassen.