Walsum. Duisburger Fährmann verzeichnet 60 Prozent weniger Umsatz wegen Corona. „Uns steht das Wasser bis zum Hals“. Er fährt nur noch bis 19 Uhr.

„Ja, wir fahren noch“, versichert Dirk Nowakowski den Anrufern, die nachfragen, ob sie denn noch mit der „Glück auf“ über den Rhein kommen. Die Fähre verkehrt zuverlässig wie immer zwischen Walsum und Orsoy. Allerdings ist gerade nur ein einziges Auto an Bord, und das zur Rushhour. „Uns steht das Wasser bis zum Hals“, sagt Nowakowski. Der Betreiber des privaten Fährunternehmens spricht von 60 Prozent weniger Umsatz wegen der Corona-Krise. Ab Montag ist Kurzarbeit angesagt. Dann gelten eingeschränkte Fährzeiten, nur noch bis 19 Uhr.

„Uns steht das Wasser bis zum Hals“: Noch hofft Fährmann Dirk Nowakowski, das Bild zeigt ihn zu besseren Zeiten, dass er den enormen Umsatzeinbruch wieder reinholen kann.
„Uns steht das Wasser bis zum Hals“: Noch hofft Fährmann Dirk Nowakowski, das Bild zeigt ihn zu besseren Zeiten, dass er den enormen Umsatzeinbruch wieder reinholen kann. © Olaf Fuhrmann

Die Fähre ist eine wichtige Verbindung für Berufspendler, die den ansonsten üblichen Stau auf der A 40 oder 42 umgehen wollen. Und für die Freizeitradler, die die schöne Strecke beidseits des Rheins genießen. Normalerweise wäre Hochbetrieb bei diesem schönen Wetter, die Fähre voller Radfahrer. „Gerade nach dem langen Winter sind die Leute ganz heiß darauf, endlich wieder Radtouren zu machen“, weiß Nowakowski. Die Radler sind die Hauptkunden des Fährmanns im Sommer. „Dadurch können wir die schwachen Zeiten im Winter ausgleichen. Das ist lebenswichtig für uns“, sagt Dirk Nowakowski, der den Fährbetrieb von seinem Vater übernommen hat.

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Fährmann sieht keine Ansteckungsgefahr für die Fahrgäste

Eine Gefahr, dass sich Fahrgäste auf der Fähre mitdem Coronavirusanstecken können, sieht er nicht: „Die meisten bleiben sowie im Auto sitzen und machen das Fenster nur ein Stück weit auf.“ Und die Radler können die anderthalb Meter Abstand locker einhalten – Platz ist schließlich genug auf dem Schiff.

Die wenigen Radfahrer, die zur Zeit die Fähre nutzen, sind meist im Seniorenalter. Dirk Nowakowski glaubt, dass ihnen die Bewegung an frischer Luft gut tut, soweit man sie sich an bestimmte Regeln, also Abstand und Hand-Hygiene, halten. Insgeheim hofft er, dass die radelnden Kunden irgendwann zurückkommen, wenn die Kontakt-Einschränkungen länger andauern: „Irgendwann fällt den Leuten die Decke auf den Kopf.“

Statt 70 Autos schippert die Fähre derzeit maximal 20 Wagen über den Rhein

Auch die Berufspendler bleiben zur Zeit großteils aus. Statt 70 schippert die „Glück auf“ nur maximal 20 Wagen über den Rhein. Viele arbeiten schließlich mittlerweile im Home-Office. Doch diejenigen, die noch zur Arbeit unterwegs sind, freuen über den zuverlässigen Fährdienst, so hört die Besatzung der Fähre immer wieder. Die Pendler bringen allerdings in der Regel keine Mehreinnahmen, weil die meisten von ihnen Dauerkarten haben.

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Normalerweise pendelt die „Glück auf“ permanent zwischen Walsum und Rheinberg-Orsoy. Doch im Moment legt sie öfter mal eine Pause ein. Immer dann, wenn der Kapitän sieht, dass niemand am anderen Ufer steht. „Aber ich fahre, sobald ein einziger dort wartet“, versichert Nowakowski.

Sonst durchgängiger Betrieb muss jetzt eingeschränkt werden

Der Fährunternehmer beschäftigt vier Mitarbeiter, die im Zwei-Schichten-Betrieb arbeiten. Eigentlich läuft der Betrieb nach der Umstellung auf Sommerzeit durchgehend von 6 bis 21 Uhr. In diesem Frühjahr wird er auf 6 bis 19 Uhr eingeschränkt, samstags auf 8 bis 18 Uhr und sonntags auf 10 bis 18 Uhr.

Ob er die Umsatzeinbußen im laufenden Jahr überhaupt noch ausgleichen kann, steht in den Sternen: „Das hängt davon ab, wie lange das Ganze noch dauert.“