Duisburg-Walsum. Der Wirt des traditionsreichen Walsumer Hofs in Duisburg will nicht einfach nur auf staatliche Hilfe hoffen. Jetzt kocht er für Abholer.
Matthias Langhoff (59) hat schon einige heftige Krisen in seinem Leben überstanden. Scheidung, finanzieller Ruin, ein Riesenkühlturm, den die Steag ihm vor die Nase setzte. Doch seit kurzem ging’s wieder bergauf. Und dann kam das Coronavirus. Aber auch dieses Mal bleibt der Wirt des Walsumer Hofs seinem Prinzip treu: Hilf’ Dir selbst. Ab sofort bietet er einen Abholdienst an: Man bekommt bei ihm leckere Schollenfilets, kross gebraten mit Kartoffeln, aber auch rohen Fisch, zum Beispiel frische Bachforellen oder Winter-Kabeljau zum Mitnehmen.
Finanziell lukrativ sei dieser Abholservice nicht, eher eine Schadensbegrenzung und vor allem ein Signal: Hallo, wir sind noch da! Denn einfach rumsitzen und auf staatliche Hilfe warten, das ist nicht sein Ding. „Wir haben uns hier eine tolle Sache aufgebaut. Da kann man nicht einfach zusehen, wie alles den Bach runtergeht“, sagt der Mann, der den Familienbetrieb in achter Generation führt. Und ergänzt: „Da würden sich meine Eltern im Grab umdrehen“.
Der Walsumer Hof in Duisburg genießt einen ausgezeichneten Ruf
Eins sei ganz entscheidend für ihn: „Zu sagen, ich hab’ alles versucht. Wenn es dann trotzdem nicht klappt, dann kann ich das akzeptieren. Hauptsache, ich bin mit mir im Reinen“.
Sein Lokal genießt einen guten Ruf über die Stadtgrenzen hinaus, vor allem unter den Fisch-Liebhabern. Üblicherweise ist ohne Reservierung nichts zu machen. Die 60 Plätze sind stets ausgebucht, im Sommer ist auch der Biergarten voll.
Die Tische draußen waren auch schon wieder aufgebaut. Bevor der erste Gast Platz nehmen konnte, musste der Wirt seinen Laden schließen. Langhoff hat schnell reagiert und alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt.
„Ich kann ein bisschen kochen, aber von diesem ganzen Papierkram versteh’ ich nichts“
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Doch es ist gar nicht so einfach, an die versprochenen Unterstützungen zu kommen, so seine Erfahrung. Den Antrag auf Kurzarbeitergeld für seine drei Festangestellten und die acht Aushilfskräfte hat sein Steuerberater erledigt. „Ich kann ein bisschen kochen, aber von diesem ganzen Papierkram versteh’ ich nichts“, bekennt Langhoff. Der Antrag liegt jetzt bei der Behörde, auch über den Kredit, den der Wirt bei seiner Bank eingereicht hat, muss erst noch entschieden werden.
Langhoff befürchtet, dass sich die Entscheidung noch wochenlang hinziehen wird. „Aber ich habe nicht mehr viel Zeit, ich hab’ keine Reserven“, sagt der Wirt, den manche den Asterix vom Niederrhein nennen.
Rechtzeitig bestellen
Wer frisch zubereitete Gerichte oder auch unverarbeiteten Fisch bei Matthias Langhoff bestellen will, sollte sich rechtzeitig telefonisch melden. Das gilt insbesondere für Ostern. Schließlich muss die Ware beim Großhändler bestellt werden. Kontakt: 0203/49 14 54 oder 48 71 885.
Den zahlreichen Tieren auf dem Walsumer Hof geht’s übrigens bestens. Eselin Chocolate erwartet Nachwuchs.
Zum Glück habe die Steag ihm die Miete gestundet. Sein Vater hat Haus und Hof Ende der 90er Jahre an den Essener Energiekonzern verkauft. Seitdem sind die Langhoffs Pächter.
„Ich habe jetzt seit zwei Tagen kein einziges Brötchen verkauft. Es wird Zeit, dass sich was tut“, sagt der Koch, der auch heute im blau-weiß gestreiften Bergmanns-Kittel anzutreffen ist.
Es gibt keine Bergmanns Austern mehr
Die gesamte Speisekarte kann der Wirt beim Abholservice nicht anbieten. Die „Bergmanns Austern“, eine der Spezialitäten des Hauses, woanders auch Muscheln genannt, sind gestrichen. „Die müssen ganz frisch vom Topf auf den Tisch, sonst schmecken die nicht“, sagt der Fachmann.
Heringsfilet oder Scholle mit selbst gemachter Remoulade gibt’s zum Mitnehmen. Langhoff hat Boxen mit drei Fächern gekauft, um die Speisen von einander zu trennen. Die Boxen können wieder verwendet werden. Auch Kibbeling, das ist frittierter Seelachs oder Rotbarsch, bietet Langhoff an und ebenso Matjesbrötchen.
Er wollte eigentlich schon seit längerem Fischbrötchen verkaufen, zum Beispiel an die zahlreichen Radfahrer, die vor Corona die Rheinfähre in Walsum nutzten. Allerdings bekam er bisher keine Genehmigung von der Behörde. „Vielleicht ist jetzt auch die Zeit, neue Ideen zu entwickeln“, meint Langhoff unverdrossen. Ob es je wieder so werden wird wie vor dem Beginn der Corona-Krise, kann er sich nicht vorstellen. Der Wirt befürchtet, vielen Gästen wird einfach das Geld fehlen.