Duisburg-Röttgersbach. Das „Senftöpfchen“ war für Jürgen Theis Hobby und Beruf zugleich. Auch dank ihm war die Kneipe ein beliebter Treffpunkt in Röttgersbach.
Rund 20 Jahre führte Jürgen Theis die Eventkneipe „Senftöpfchen“. Setzte sich mit bunten Veranstaltungen gegen Diskriminierung ein, bot jungen Bands bei Konzertabenden eine Plattform, gab Treffen von Clubs und Vereinen eine Heimat. Im Dezember ist er mit 61 Jahren gestorben. Röttgersbach hat ein Urgestein, einen Menschenfreund, guten Zuhörer und Kreativkopf verloren.
Freunde berichten, Theis habe das Senftöpfchen schon gemocht, bevor er es sein Eigen nannte. Über viele Jahre war der gelernte Versicherungskaufmann dort regelmäßig zu Gast, bis er irgendwann selber in der Kneipe mithalf. Als nach einem Besitzerwechsel auch der neue Inhaber wieder aufgeben wollte, fackelte Theis nicht lange und schmiss seinen Job hin – für das Senftöpfchen. Doch Theis sah sich nie als Wirt im klassischen Sinne. Er sah sich als Mann mit offenem Ohr für alle, als Gesprächspartner und Freund. Für seine offene, aber bescheidende und zurückhaltende Art schätzten ihn seine Gäste und Freunde.
Jürgen Theis konnte Menschen zusammenbringen
Schließlich konnte er den Erfolg der schon immer beliebten Kneipe fortsetzen und mit einer Mischung aus Konzerthaus, Comedybühne und Kneipe Stammkunden verschiedener Altersklassen gewinnen. Zu den Stammkunden gehörten Nachbarn, Parteien und Sportvereine – auch eine Gruppe schwuler Männer. Letztere saßen über viele Jahre immer sonntags zum Kaffeeklatsch zusammen und plauderten – gleichzeitig mit einer Gruppe Fußballer.
Die beiden Gruppen schienen sich nicht besonders gut riechen zu können. Also entschloss sich Theis, ihnen zu helfen, Vorurteile abzubauen. Er sprach mit beiden Gruppen und überredete sie schließlich zu einem Freundschaftsspiel auf der Platzanlage Post SV Siegfried Hamborn. Beide Seiten hatten so viel Spaß, dass sie danach lange Zeit regelmäßig zusammen kickten.
Zukunft des Senftöpfchens noch ungeklärt
Legendär waren auch die Heiligen Abende in der Kneipe. Viele Röttgersbacher kamen dann dort zur „Therapie-Theke“ zusammen, erholten sich vom Weihnachtsstress. Oft kamen über 50 Gäste nach der heimischen Bescherung vorbei und plauderten und scherzten bis tief in die Nacht. Nicht nur an Weihnachten, sondern auch an anderen Feiertagen war es für viele selbstverständlich, in der – immer passend geschmückten – Kneipe vorbeizuschauen. Und Theis selbst war natürlich auch immer vor Ort. Er lebte für das Senftöpfchen, es war Beruf und Hobby zugleich. Andere Hobbys, wie etwa das Tischtennisspielen, traten mehr und mehr in den Hintergrund.
Der plötzliche Tod nach kurzer, schwerer Krankheit versetzte vielen Röttgersbachern einen Schock. Ob und wie es mit dem Senftöpfchen weitergeht, ist noch nicht sicher. Wie es heißt, gibt es mehrere Interessenten, spruchreif ist allerdings noch nichts.