Duisburg-Walsum. Von der Ansiedlung des Logistik-Konzerns DSV auf Logport VI erfuhren die Walsumer Politiker aus den Medien. Sie fühlen sich vom Hafen übergangen.

Schon wieder sei man vom Hafen enttäuscht worden, klagt Sebastian Geßmann im Kreise der Bezirksvertreter. „Offenbar hat Duisport aus dem Debakel mit dem Kraftwerk nicht gelernt, wie man die Bürger miteinbezieht“, so der Fraktionsvorsitzende der CDU. Der Ärger bezieht sich auf die geplante Ansiedlung des Logistikkonzerns DSV auf dem Gelände Logport VI. Denn von der haben die Walsumer Politiker nach eigener Auskunft erst aus der Zeitung erfahren.

Logistik-Unternehmen DSV hat noch keinen Bauantrag gestellt

Das Unternehmen samt neuer Arbeitsplätze sei willkommen, das betonen alle Fraktionen während der Diskussion im Walsumer Rathaus. Sorgen macht ihnen jedoch – neben der als unglücklich empfundenen Kommunikation – der Zeitplan für die lang ersehnte Umgehungsstraße. Die soll Walsum vom Lkw-Verkehr entlasten, der mit einer Niederlassung von DSV deutlich zunehmen dürfte. Aus diesem Grund fordert die CDU-Fraktion per Antrag Oberbürgermeister Sören Link auf, den Bau des Logistikzentrums erst nach Fertigstellung der Umgehungsstraße zu genehmigen.

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Es sei jedoch kaum möglich, auf die Genehmigung eines Bauantrags Einfluss zu nehmen, erklärt Bernd Welke vom Amt für Stadtentwicklung. Die Erfüllung aller fachlichen und rechtlichen Kriterien vorausgesetzt, sei die Bauordnungsbehörde gezwungen, diese Genehmigung zu erteilen: „Das ist kein Wunschkonzert.“ Rein planungsrechtlich sei die Nutzung durch DSV möglich, das Gelände schließlich als Logistikstandort zertifiziert. Noch liege allerdings kein Bauantrag vor, verrät Welke.

Franz Tews: Hafen-Chef Erich Staake ist der „König von Duisburg“

Franz Tews (Parteilos) kritisiert sowohl den Rat als auch seine Kollegen in der Walsumer Bezirksvertretung. „Der König von Duisburg kann hier machen, was er will“, sagt Tews über Hafen-Chef Erich Staake, die Politik ducke sich jedes Mal weg. Er kenne „keinen Stadtteil, der in Frieden mit Logport lebt“. An die Walsumer Fraktionen von CDU und SPD appelliert Tews, stärker auf die Ratsvertreter ihrer Parteien einzuwirken und so die Planung der Umgehungsstraße zu beschleunigen. Anträge, wie von der CDU, seien letztlich wirkungslos.

Der Walsumer Ratsherr Benedikt Falszewski (SPD) will die Gemüter beruhigen. Die Stadt befinde sich mit dem Projekt Umgehungsstraße auf einem guten Weg. So solle noch in diesem Jahr mit dem ersten von zwei Bauabschnitt begonnen werden. 2024, glaubt er, kann die Straße fertig sein.

Stadt Duisburg: Walsumer Umgehungsstraße hat „höchste Priorität“

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Die Verwaltung bestätigt diese Einschätzung. „Die Planungen für den ersten Bauabschnitt sind vollständig“, sagt Stadtsprecher Falko Firlus auf Nachfrage der Redaktion. Man warte aktuell auf die Bewilligung des Förderantrags durch das Land NRW. Ist die erfolgt, „können vorbereitende Bauarbeiten voraussichtlich schon in diesem Jahr beginnen“, so Firlus.

Für den zweiten Bauabschnitt würden die Planungen derzeit konkretisiert. Den entsprechenden Förderantrag wolle die Stadt aber ebenfalls noch im Jahr 2020 stellen. Die Walsumer Umgehungsstraße genieße bei der Verwaltung „allerhöchste Priorität“ und gehöre zu den wichtigsten Infrastrukturmaßnahmen in Duisburg; wie auch die Meidericher Umgehungsstraße, für deren Bau vor Kurzem der Startschuss fiel.

Bei den Bezirksvertretern bleibt die Enttäuschung über die Informationspolitik von Duisport. Dabei habe man nach einem Treffen mit Hafen-Vertretern eigentlich auf Besserung gehofft, sagt Sebastian Geßmann. Die hätten dabei versichert, die Politik künftig bei neuen Entwicklungen besser informieren zu wollen. Die Frage der Redaktion, wie man sich die Zusammenarbeit mit der Walsumer Bezirksvertretung künftig vorstelle, wurde von der Hafen AG nicht beantwortet.