Duisburg-Nord. Die Reaktivierung der Walsumbahn im Duisburger Norden nimmt den nächsten Schritt. Ein Verkehrsexperte erklärt mögliche Details und den Zeitplan.
Frank Heidenreich, CDU-Ratsherr aus Neumühl, spricht von einer Riesenchance für den Duisburger Norden. Er meint damit die Reaktivierung der Walsum-Bahn von Voerde nach Oberhausen. Wenn dann noch die durchgehende Verbindung nach Düsseldorf klappt, könnte man in einer halben Stunde am Flughafen sein, ohne einen einzigen Umstieg. Das könnte sogar neue Wohngebiete nach sich ziehen, die auch für Düsseldorfer attraktiv sind.
„Wenn wir jetzt schnell sind, dann könnte die Bahn 2025 fahren“, ist Heidenreich optimistisch. Der erste Schritt ist die Unterzeichnung eines „Letter of Intent“ für die Vergabe der Machbarkeitsstudie am Freitag (17. Januar) im Duisburger Rathaus. Unterzeichnet wird die Absichtserklärung zur Reaktivierung der Walsum-Bahn von NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst, den Oberbürgermeistern von Duisburg und Oberhausen, dem Landrat des Kreises Wesel und Vertretern des VRR.
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Walsumbahn durch Duisburg: Baubeginn könnte 2022 sein
Heidenreich, der auch Vorsitzender des Ausschusses für Investitionen und Finanzen beim VRR ist, hat schon einen Zeitplan im Kopf: Die Machbarkeitsstudie könnte in sechs Monaten stehen. Danach geht es an die Detailplanung: Finanzierung, Trassenbelegung, Bestimmung der Bahnhöfe. Wenn alles glatt läuft, könnte 2022 mit dem Bau begonnen werden. Ab Oberhausen Hauptbahnhof sollte die Walsumbahn dann auf einer bestehenden Trasse weiter nach Düsseldorf fahren. Denkbar wäre laut Heidenreich auch die Ankupplung an eine andere S-Bahn. So oder so: Von Neumühl aus wäre man in einer halben Stunde am Düsseldorfer Flughafen, und zwar ohne umzusteigen.
Es ist wichtig, die Mobilität der Menschen zu sichern“, meint der Neumühler. Wenn die neue Bahnverbindung im 20-Minuten-Takt verkehre, würden viele Autofahrer, die es leid sind auf der notorisch verstopften A 59 im Stau zu stehen, umsteigen. „Der Bedarf ist da. Viele wollen weg vom Auto“, so seine Überzeugung. Dazu müsse die Bahn-Verbindung eng getaktet und die neuen Bahnhöfe gut erreichbar sein. Eine Busanbindung und Park-and-Ride-Parkplätze gehörten unbedingt dazu.
Circa 7,5 Millionen Euro für neue Haltestellen
Insgesamt fünf Haltestelle – keine Bahnhofsgebäude, sondern überdachte Plattformen mit behindertengerechtem Zugang – sind auf Duisburger Gebiet angedacht, in Overbruch, Walsum, Fahrn, Marxloh und Neumühl. Pro Bahnhof kalkuliert Heidenreich circa 1,5 Millionen Euro.
„Unser großer Vorteil ist, dass es die Strecke schon gibt“, sagt der Verkehrsexperte. Die Strecke wird seit der Einstellung der Personenzüge 1976 ausschließlich vom Güterverkehr genutzt. Dass der Personennahverkehr damals eingestellt wurde, führt Heidenreich auf die schlechte Taktung zurück. Wenn ein Zug nur sporadisch fahre, sei er einfach nicht attraktiv für die Kunden.
Land und Bund übernehmen Großteil der Baukosten
Walsum-Bahn würde Autobahn 59 entlasten
Das NRW-Verkehrsministerium unterstützt die Wiederbelebung der Walsum-Bahn. Wird die Verbindung von Pendler angenommen, würde dies zu einer Entlastung der A 59 führen.
In weiten Teilen führt die Trasse über ein Gleis. Deshalb würden wohl an einigen Stellen Ausweichgleise erforderlich.
Die Standorte der Bahnhöfe müssten sorgfältig gewählt werden. Es bieten sich Grundstücke an, die sich in öffentlicher Hand befinden, und die nicht zu weit von den Ortszentrum entfernt liegen. In Neumühl wäre ein Haltepunkt in der Nähe des Bürgerhauses denkbar, in Marxloh in der Nähe der Moschee.
„Ich habe bisher sehr viel Zuspruch aus dem Norden bekommen,“ sagt der Lokalpolitiker. Natürlich stellt er sich auch auf Bedenken mancher Anwohner ein. Doch zusätzlichen Lärm müssten diese nicht befürchten, versichert der Ratsherr. Es würden Lärmschutzmaßnahmen getroffen. Auch die Gleise müssten aufbereitet werden, dadurch würden die Züge erheblich ruhiger laufen. Und ohnehin seien Personenzüge wesentlich leiser als Güterzüge.
Duisburg kann aus seiner Sicht von einer neuen Walsum-Bahn nur profitieren. Mit einem vergleichsweise geringen finanziellen Einsatz kann die Stadt eine attraktive Anbindung des Nordens wiederherstellen. Denn die voraussichtlichen Baukosten von 25 Millionen Euro werden bis auf einen geringen Anteil komplett von Land und Bund übernommen. Einzig im Landkreis Wesel ist man sich wohl noch nicht einig, ob die rund 10.000 Euro für die Machbarkeitsstudie vom Kreis oder von der Stadt Wesel zu zahlen sind.