Duisburg. Die Walsumbahn durch den Duisburger Norden soll künftig wieder Personen befördern. Politiker der Stadt drücken bei dem Projekt weiter aufs Gas.

Der Stadtrat steht hinter dem Vorhaben des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR), im Duisburger Norden eine neue S-Bahn fahren zu lassen. Einstimmig hat der Rat jetzt beschlossen, sich finanziell an der VRR-Studie zu beteiligen, die klären soll, ob das Projekt machbar ist. Duisburger Politiker drücken bei der Maßnahme weiter aufs Gas – und das hat seine Gründe.

„Wir müssen das Projekt vernünftig umsetzen und einfach machen“: Ratsherr Frank Heidenreich, der zudem beim VRR der Vorsitzende des Investitions- und Finanzausschusses ist, will bei der Walsumbahn keine Zeit vertrödeln. Ab 2025 sollen auf der Strecke wieder Menschen befördert werden.
„Wir müssen das Projekt vernünftig umsetzen und einfach machen“: Ratsherr Frank Heidenreich, der zudem beim VRR der Vorsitzende des Investitions- und Finanzausschusses ist, will bei der Walsumbahn keine Zeit vertrödeln. Ab 2025 sollen auf der Strecke wieder Menschen befördert werden. © Jörg Schimmel

„Duisburg hat zugestimmt, aber diese Anträge sind im bestimmten Maße nur eine Formalität“, sagt Heidenreich, der zudem beim VRR der Vorsitzende des für Förderprojekte zuständigen Investitions- und Finanzausschusses ist. Der Neumühler möchte, ebenso wie die übrigen Fraktionen im Rat, dass auf der Trasse zwischen Voerde und Oberhausen nicht nur Güterverkehr fährt, sondern dass dort schnellstmöglich wieder Menschen befördert werden. Ginge es nach ihm, solle es im Jahr 2025 soweit sein. „Das ist ein ehrgeiziges Ziel“, und man müsse dafür „viele, viele Bausteine bewegen“.

Großer Mehrwert für die betroffenen Städte

Doch die Zeit ist günstig, denn nicht nur in Duisburg fällt die geplante S-Bahnlinie mit Haltepunkten etwa in Walsum, Marxloh, Hamborn und Neumühl derzeit auf fruchtbaren Boden, auch in den anderen betroffenen Kommunen. Oberhausen hat ebenfalls bereits seinen Kostenanteil an der VRR-Studie zugesagt. „Der Kreis Wesel hält das Ansinnen grundsätzlich für prüfenswert“, sagt Kreissprecherin Eva Richard. Die Abstimmung über eine finanzielle Beteiligung stehe aber noch aus.

Frank Heidenreich hegt jedoch keinen Zweifel daran, dass die Entscheidung in Wesel ebenfalls positiv ausfallen werde. „Wir reden über eine überschaubare Summe mit unglaublichen Mehrwert.“ So zahle die Stadt Duisburg 40.000 Euro, vielleicht 50.000 Euro, und nehme damit an einem Infrastrukturprojekt teil, für das bis zu 25 Millionen Euro investiert werden. Während der Verkehrsverbund die Betriebskosten zahlen will, würden Instandsetzungskosten auf der Strecke samt notwendiger Neubauten für S-Bahnhöfe mit Fördergeld der Bundesregierung bezahlt werden.

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Standorte der Bahnhöfe müssen noch geklärt werden

„Die Strecke steht“, betont Frank Heidenreich, „es geht nur darum, wo die Bahnhöfe hinkommen.“ Dabei dürfe man sich aber keine großen Gebäude vorstellen, und auch der Hamborner Bahnhof werde bestimmt nicht wieder als Haltepunkt genutzt, weil er inzwischen im Privatbesitz sei. „Es geht um Plattformen mit einem Dach darüber und einem behindertengerechten Zugang.“ Allerdings setzt sich der VRR-Ausschussvorsitzende dafür ein, dass diese Bahnhöfe an Busse angebunden werden und dass sie Parkmöglichkeiten für Fahrzeuge haben („Park & Ride“). Zudem möchte der Ratsherr aus Neumühl dort auch Ladestationen für E-Bikes und moderne Fahrradboxen aufstellen lassen.

Die Strecke der geplanten S-Bahn.
Die Strecke der geplanten S-Bahn. © Selina Sielaff

Dass die Studie übrigens das Projekt beerdigt, das schließt Heidenreich aus. „Es gab früher eine Machbarkeitsstudie, die knapp gescheitert ist“, räumt er ein, aber sie sei lediglich negativ ausgefallen, „weil die Politik das Projekt damals nicht wollte“. So hätten die Sozialdemokraten, insbesondere im Duisburger Norden, „damals Angst vor dem Centro gehabt“. Diese Vorbehalte bestünden jedoch nicht mehr.

Duisburger Bürger bekommen Mitspracherecht

Denn auch für die SPD überwiegt inzwischen der Nutzen für rund 150.000 Pendler im Norden, wenn sie dann in 15 Minuten von Walsum nach Oberhausen kommen können. Der SPD-Landtagsabgeordnete Frank Börner verspricht sich durch die Walsumbahn nicht nur für Berufspendler mehr Möglichkeiten, sondern ebenso für die Freizeitgestaltung der Duisburger.

Mitspracherecht haben aber nicht nur das NRW-Verkehrsministerium, der VRR und die betroffenen Städte. Die Bürger werden auch eingebunden. Dabei geht es dann etwa um Lärmschutz sowie die Anzahl und die Standorte der Bahnhöfe. „Es wird auf der Strecke weiterhin Güterverkehr geben“, betont Frank Heidenreich, daher erwartet er keine Lärmprobleme. Denn die modernen Nahverkehrszüge seien viel leiser als die Kohlezüge, die aktuell fahren.

„Wir müssen das Projekt vernünftig umsetzen und einfach machen“, ist Heidenreich überzeugt. Zunächst wolle sich aber Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) im Januar mit dem VRR und den betroffenen Städten treffen, um die Machbarkeitsstudie auf den Weg zu bringen.

>> MACHBARKEITSSTUDIE: 250.000 EURO FÜR VRR UND KOMMUNEN

Die Machbarkeitsstudie des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) kostet rund 250.000 Euro, die sich der VRR und die betroffenen Kommunen aufteilen.

Da die S-Bahn die bestehenden Schienen des Güterverkehrs mitnutzen soll, könnten bei einem positiven Ergebnis der Machbarkeitsstudie laut Frank Heidenreich bereits im kommenden Jahr weitere Schritte des Projekts folgen. Vorgesehen sei unter anderem eine Bürgerbeteiligung.