Duisburg-Bruckhausen. Der Runde Tisch Bruckhausen hatte den Duisburger Stadtplaner Ralf Zigan zu Gast. Er sagte: „Die alte Buslinie 908 könnte zurückkommen.“

Großer Andrang im Kulturbunker Bruckhausen: Der Runde Tisch Bruckhausen hatte am Montagabend zu einem „Extratermin Busversorgung“ geladen, und eine ganze Menge Menschen waren in den Duisburger Stadtteil gekommen. Zu Erinnerung: Nach dem neuen Nahverkehrsplan von Oktober 2019 fahren die DVG-Busse der Linie 908 an der St. Johannes Klinik in Alt-Hamborn los, und nicht mehr an der Matenastraße in Bruckhausen. Die Bruckhausener Bürger fühlen sich deshalb vom Rest der Stadt abgehängt. Im Kulturbunker brachten sie jetzt ihre Beschwerden vor, Ralf Zigan stellte derweil die Rückkehr der „alten“ Linie 908 in Aussicht – und erklärte, warum sich die Linie trotz Bürgerprotesten überhaupt geändert hat.

Der fachliche Vorschlag der Duisburger Planer empfiehlt, die Linie 908 wie vor der Umstellung fahren zu lassen

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Zu beneiden ist Ralf Zigan am Montagabend wirklich nicht. Schon bevor die Gesprächsrunde geöffnet wird und der Stadtplaner noch seine kleine Einführungsrede hält, ist die Atmosphäre im schicken Kulturbunker spürbar geladen. Schon in der Planungsphase sei die neue Linienführung der 908 von verschiedenen Stellen bemängelt worden. „Es gab letztendlich noch ein Budget, verschiedene Aspekte des stadtweiten Plans zu ändern“, erläutert Zigan, und fügt fast entschuldigend hinzu, „dabei ist die Linie 908 hinten rübergefallen.“

„Hier ist nichts besser geworden“, stellte Zigan mit Blick auf Bruckhausen fest und sprach den Bürgern sein Verständnis aus. Auch die Rahmenbedingungen, insbesondere die Nahversorgung, hätten sich seit der Zeit der Evaluation der Stadtteile 2015 nochmals verschlechtert.

Der Fahrplan für die Änderung des Fahrplans sehe jetzt so aus: „Im Sommer gibt es kleine Nachbesserungen, im Herbst dann große.“ Wenn in der März-Sitzung des Stadtrats der entsprechende Vorschlag beschlossen werde, könne die 908 schon im Sommer wieder ihre alte Strecke fahren.

Bruckhausener Bürger kämpfen für ihren Stadtteil – und fühlen sich im Stich gelassen

Auf den Sommer wollten sich die Bruckhauser aber nicht vertrösten lassen. „Es gab doch schon vor dem Nahverkehrsplan Proteste, warum wurde die Linie überhaupt geändert?“ Diese Frage wurde gleich mehrmals gestellt, genauso wie der Vorschlag eingebracht wurde, die Linie 908 doch wenigstens stündlich die alte Strecke fahren zu lassen. „Das würde sich hochschaukeln“, erklärt Ralf Zigan, „man bräuchte dann mehr Fahrer, das würde wiederum mehr Kosten bedeuten.“

Ein Vertreter des Kulturbunkers erklärt sogar, dass der Wegfall der Linie 908 in Bruckhausen „die Strukturen hier gefährdet“. „Es sind heute zwar viele Menschen hier, aber so viele, die den Stadtteil ausmachen, eben nicht.“ Besonders an rumänische und bulgarische Bruckhauser, die ob der Sprachbarriere nicht gekommen seien, müsse gedacht werden. „Viele Schüler im Spracherwerb müssen in andere Stadtteile, die kommen gar nicht mehr weg“, kritisiert er.

Die Schulleiterin der Bruckhauser Grundschule sieht auch „andersrum“ ein Problem. „Wir sind eine große Grundschule, deswegen werden uns auch Kinder aus anderen Stadtteilen zugeteilt. Die kommen ja überhaupt nicht in den Stadtteil.“

Ralf Zigan zur Fahrgastzählung 2015: „Die Erkenntnisse sehen heute anders aus“

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Es gebe auch Leute, weiß der Stadtplaner, für die es mit dem neuen Plan besser laufe. „Aber das ist hier ganz klar nicht der Fall“, bestätigte er im gleichen Atemzug die Bürger im Bunker. Bei der erste Beurteilung der Fahrgastzahlen sei die Linie 908 eine der schwächsten gewesen. „Die Ergebnisse sehen heute, mit elektronischen Zählsystemen an den Türen, ganz anders aus“, gibt Zigan zu.

Die vielen Eingeständnisse und Aussichten auf Verbesserung können die Bruckhauser nicht wirklich beruhigen. „Ich lebe sehr gern hier, weil hier jeder akzeptiert wird. Sie machen den Stadtteil kaputt“, beklagt sich eine Bürgerin bitterlich. Ralf Zigan kann nur vertrösten: Die Wiederherstellung der Linie 908 ist ein prioritärer Vorschlag der Planer, es ist jetzt eine Entscheidung der Politik.“ Zuletzt fasst Ralf Zigan, sichtlich ernüchtert, zusammen: „Das war nicht korrekt, was hier mit der 908 passiert ist.“