Duisburg-Marxloh. Eröffnet wurde die Gaststätte Marxloher Hof 1969. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr ist jetzt Schluss, die letzten Tage sollen aber fröhlich bleiben.

Hübsch geschmückt ist der Marxloher Hof, Lichterketten und Schwibbögen verbreiten vorweihnachtliche Stimmung. Wenn das letzte Türchen im Adventskalender geöffnet ist und an Heiligabend die Gaben unter dem Christbaum liegen, dauert es nicht mehr lange, bis in der Traditionsgaststätte an der Hermannstraße 10 für immer die Lichter ausgehen – und das ausgerechnet am Ende des Jubiläumsjahrs.

Die Traditionsgaststätte an der Hermannstraße 10 ist weihnachtlich geschmückt. Zum Jahresende bleiben die Lichter für immer aus.
Die Traditionsgaststätte an der Hermannstraße 10 ist weihnachtlich geschmückt. Zum Jahresende bleiben die Lichter für immer aus. © Tamara Ramos

Seit bereits 50 Jahren gibt es den Marxloher Hof, das Ehepaar Ottokar Klöppels und Bärbel Sennrat-Klöppels steht dort inzwischen seit 13 Jahren an den Zapfhähnen. „Wir gehen jetzt in den Ruhestand“, sagt der Gastronom. „Im März haben wir den Pachtvertrag gekündigt, wohlüberlegt. Wir haben alles ganz in Ruhe vorbereitet.“

Schwerer Schlag für das Marxloher Vereinsleben

Allerdings ist nicht alles wie geplant gelaufen, berichten die beiden. „Wir haben lange nach einem Nachfolger gesucht“, so Bärbel Sennrat-Klöppels, doch vergebens. „Der Verpächter will jetzt Wohnungen hieraus machen.“ Bis es soweit ist, wird der Marxloher Hof noch einige Tage ganz regulär öffnen. Klar ist aber auch: Zum Jahresende ist Schluss.

Zunächst wird es noch einige Weihnachtsfeiern geben, der Sparclub ist jedoch bereits beendet und die Kegelclubs haben auch nach und nach ihre letzten Kugeln über die Bahn gejagt. „Für das Vereinsleben hier ist das schon ein schwerer Schlag“, findet die Wirtin und lässt ihren Blick durch den Schankraum schweifen. Nicht nur Weihnachtsdekoration sieht sie, sondern auch viele Wimpel, Schals, etwa vom MSV Duisburg oder den Sportfreunden Hamborn. Unterstützt wurde in der Kneipe auch der Frauenfußball, so hängt dort auch eine Erinnerung an den Europapokalsieg 2008/09 der Löwinnen vom FCR Duisburg. „Die Handballerinnen von Union Hamborn sind auch immer zu uns gekommen“, sagt die Chefin und deutet auf Fotos einstiger Athletinnen.

Es soll fröhlich bleiben bis zum Schluss

Dabei fällt ihr Blick außerdem auf die mehr als ein Dutzend Orden der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Hamborn-Marxloh und der Stadtwache. Plakate bewerben deren nächste Veranstaltungen während der fünften Jahreszeit. Dass im Marxloher Hof nie wieder Karneval, nie mehr Silvester gefeiert oder in den Mai getanzt wird, darüber denken Bärbel Sennrat-Klöppels und Ottokar Klöppels nicht gerne. Manchmal werden sie aber dennoch etwas wehmütig. „Wir hören mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf, denn das hier ist unser zweites Zuhause. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich wirklich arbeite“, sagt sie und lacht. Dagegen erinnert er sich daran, dass er bereits 1972 in dieser Wirtschaft gekegelt hat.

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„Wir wollen aber keine schlechte Stimmung, es bleibt fröhlich bis zum Schluss“, sagt Sennrat-Klöppels entschieden, zumal die Kneipe zu übernehmen „eine der besten Entscheidungen in meinem Leben“ gewesen sei. Ein letztes Hurra, eine große Abschiedsparty wird es zwar nicht geben, aber viele Stammkunden kommen bereits seit Wochen, um sich zu verabschieden. Dazu gehört auch der 67-jährige Manfred Kreitz. „Ich habe früher fast jeden Tag hier verkehrt. seit meiner Rente nicht mehr so häufig, aber weiter regelmäßig.“ Bereits bei der Eröffnung war er dabei. „Die Partys waren immer super und das Essen immer gut“, sagt er. „Ich habe hier einige Freunde gefunden und auch tolle Frauen kennengelernt. Jetzt fehlt etwas in Marxloh.“

Zeit für die Familie und für Hobbys

Bundesweiter Trend

Dass Gaststätten wie der Marxloher Hof schließen, sei leider ein bundesweiter Trend, sagt Thomas Kolaric, Geschäftsführer des für Duisburg zuständigen Gaststättenverbands Dehoga Nordrhein.

„Die klassische Gastronomie hat Probleme, sich in der heutigen Zeit erfolgreich am Markt zu platzieren“, so Kolaric. Darein seien oft weder Pächter, Verpächter noch womöglich geringe Kaufkraft von Gästen schuld. „Die Lebensgewohnheiten haben sich geändert. Wir gehen einfach zu wenig in Gaststätten – im Gegensatz zu früher.“

Genauso sieht das Stammgast Hannelore Preis. „Ich finde es sehr traurig. Hier war es immer sehr gemütlich und familiär.“ Dagegen sind Ottokar Klöppels und Bärbel Sennrat-Klöppels nicht wirklich traurig, denn sie freuen sich auf ihren Ruhestand. Auf mehr Zeit für die Familie und Hobbys. „Unsere drei Kinder und acht Enkel haben uns sehr vermisst“. Das ändert sich aber bald. Entschieden, wann genau das Licht an der Hermannstraße 10 endgültig aus bleibt, haben sie noch nicht. Doch bis zum Ende bleiben dem Ehepaar und Stammgästen noch ein paar schöne Tage im Marxloher Hof.