Duisburg-Marxloh. Der Damenkegelclub „Die unverwüstlichen Damen“ wurde 1964 gegründet. Sie müssen sich nun auflösen. Warum beim letzten Kegeln niemand traurig ist.
Der Anlass ist eigentlich traurig. Trotzdem ist die Stimmung fröhlich, geradezu ausgelassen. Die Mitglieder des Kegelclubs „Die unverwüstlichen Damen“ lösen ihren Verein nach 55 Jahren auf. Beim letzten Kegelnachmittag verabschieden sich die Seniorinnen von ihrem gemeinsamen Hobby mit einem letzten Hurra. Dass gelacht und nicht geweint wird, hat gleich mehrere Gründe.
Begonnen hat der Verein mit einer Wette. Gründungsmitglied Rosa Högen lächelt, als sie daran zurückdenkt. Es sollte die erste von zahlreichen Anekdoten werden, die die Kegelschwestern bei ihrem Abschiedskegeln erzählen. „Unsere Männer hatten einen Club gegründet, uns aber einen Kegelverein nicht zugetraut.“ Dass wollte Högen nicht auf sitzen lassen, versammelte Freundinnen aus ihrem bayrischen Trachtenverein und hob „Die unverwüstlichen Damen“ 1964 aus der Taufe. „Nach nur zwei Jahren haben die Männer ihren Verein aufgelöst, aber wir haben bis heute durchgehalten“, sagt die 93-Jährige fröhlich.
Erinnerungen an schöne Kegeltouren
Der Damenkegelclub ist in seinen 55 Jahren viel herumgekommen. Zunächst traf er sich im Marxloher Kolpinghaus. „Damals hatten wir noch einen Kegeljungen, den wir bezahlten, damit er uns die Kegel immer wieder aufstellt“, sagt Högen. Danach folgten weitere Gaststätten in Marxloh, Beeck und Hamborn. Auch in der Rhein-Ruhr-Halle fielen alle Neune, bevor der Verein die Bahn im Marxloher Hof mietete. Und diese Gaststätte schließt noch dieses Jahr. „Für uns ist das jetzt die letzte Wirtschaft, die Zeit für unseren Verein ist einfach abgelaufen“, betont Rosa Högen, während Schatzmeisterin Gudrun Heiligenhaus-Grimpe (68) ihre Kugel greift und ihren ersten Wurf erledigt. Die Endabrechnung hat sie bereits gemacht, das Vereinsvermögen wird aufgeteilt.
Geworfene Pudel oder Kraftausdrücke werden diesmal nicht mit einer Strafe über zehn Cent geahndet. „Pudel! Eine Runde!“, schallt es dafür schadenfroh bei Misserfolgen durch den Raum. Anders als noch zur Gründungszeit kommt aber nicht mehr selbstverständlich Wacholderschnaps auf den Tisch, inzwischen bevorzugen einige der Frauen Mineralwasser, Tee oder Limonade. „Wir sind immer gerne hergekommen, und heute geht es nur um den Spaß“, resümiert Gerlinde Dolar (71). Verbissenen Konkurrenzkampf gebe es jetzt nicht mehr. Dabei wird diesmal die allerletzte Clubkönigin ausgekegelt. „Wenn wir genug getrunken haben, dann fließen Tränen“, ist sich Rosa Högen sicher. Zunächst wird aber erst einmal herzhaft gelacht. Denn die Damen tauschen Anekdoten über frühere Ausflüge aus, nach Bayern oder Schweden.
Traurig ist jetzt niemand. Denn der Kegelclub mag sich auflösen, aber die Kameradschaft bleibt erhalten. Künftig treffen sich „Die unverwüstlichen Damen“ regelmäßig zum Kaffeetrinken in Alt-Hamborn.