Duisburg-Mittelmeiderich. Bisher gab es zu wenig Alteneinrichtungen in Mittelmeiderich. Das ändert sich jetzt. Neubau für vier Demenz-WGs und 18 Service-Appartements.

Pittchen ist umgezogen. Er zwitschert seit September in einer Demenz-WG in der Schloßstraße. Seine Besitzerin, eine alte Dame aus Meiderich, hat ihn mitgenommen. Pittchens Käfig steht nun in ihrem Zimmer im Erdgeschoss der neuen Wohngemeinschaft für demente Menschen.

Die Seniorin hält sich selbst tagsüber gerne im Gemeinschaftsraum der WG auf: ein großzügiges Zimmer mit einem Tisch für acht Personen, einer modernen weißen Küche und Fliesen in Parkett-Optik. „Das ist quasi das Herz der WG, hier spielt sich alles ab“, sagt Pflegedienstleiterin Maria Wojcieszak.

Die meisten suchen einfach die Gesellschaft anderer

Auch heute Vormittag sind alle Stühle rund um den Esstisch besetzt. Ein Mann malt ein Mandala aus, seine Nachbarin legt ein kleines Puzzle. Die meisten schauen zu, suchen einfach die Gesellschaft anderer, so wie Horst Zimmermann, der mit seinem Rollstuhl an den Tisch gekommen ist.

In den Neubau an der Schloßstraße 3 ist die erste Demenz-WG eingezogen. Foto:
In den Neubau an der Schloßstraße 3 ist die erste Demenz-WG eingezogen. Foto: © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die Wohngemeinschaften sind behindertengerecht ausgestattet. Im Haus gibt es einen Fahrstuhl. Platz ist für vier Wohngemeinschaften mit acht oder zehn Bewohnern. Bis zum Februar 2020 sollen schrittweise alle belegt sein. Außerdem bietet der Neubau an der Schloßstraße Raum für 18 Appartements. Deren Mieter können die Serviceleistungen wie Versorgung mit Essen, ambulante Pflege, Putzdienst etc. in Anspruch nehmen.

Er hält kleinere Einheiten für die Wohnform der Zukunft

Sie können aber genauso selber kochen, eine Küche ist Bestandteil der Appartements. „Diese Wohnungen werden meist von Ehepaaren bezogen. Einer der beiden benötigt Unterstützung, der andere nicht“, sagt Michael Gordon, Geschäftsführer von Curasena, dem Betreiber der Demenz-Wohngemeinschaften.

Gordon hat 13 Jahre lang Altenpflegeeinrichtungen betrieben, zuletzt 18 Häuser. Aus diesem Bereich hat sich der Düsseldorfer Geschäftsmann zurückgezogen. Er hält kleinere, überschaubare Einheiten für die Wohnform der Zukunft.

Die Kosten für die Bewohner bleiben nach seinen Angaben ähnlich wie bei einem Umzug ins Seniorenheim. Die Bewohner zahlen für Einzelzimmer, Betreuung und Verpflegung rund 1100 Euro im Monat. Hinzu kommen die Kosten für die Pflege, die ein Pflegedienst, der auch zu Curasena gehört, übernimmt. Abgerechnet werden kann diese Pflege mit der Pflegekasse.

Rund um die Uhr betreut

Demenz-WG

Die erste Demenz-WG in Duisburg wurde 2006 in Wedau eröffnet. Acht Patienten in unterschiedlichen Stadien der Demenz leben in der Nähe des Masurensees.

Die Wohnberatung der Stadt ist für ältere und pflegebedürftige Menschen da. Man kann einen Beratungstermin unter 0203-2832874 oder 0203-2832325 vereinbaren.

Die Demenz AG in der Schloßstraße 3 ist über Curasena Care, 0211-97533057, zu erreichen.

Die Demenz-WG steht prinzipiell allen Interessenten von Pflegegrad eins bis fünf offen. Tatsächlich fühlen sich in erster Linie Senioren ab Pflegegrad drei angesprochen, die nicht mehr alleine zu Hause zurecht kommen. Wer Lust dazu hat, kann bei der Zubereitung des Essens mithelfen. „Wir versuchen, die Bewohner einzubeziehen“, sagt Maria Wojcieszak. Auf dem Wochenplan stehen auch verschiedene Aktivitäten wie Singen, Sitzgymnastik oder eine Vorleserunde. Tagsüber kümmern sich drei Mitarbeiter um jede einzelne WG, auch nachts ist jemand anwesend.

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Für Curasena ist die Einrichtung in Meiderich die erste in Duisburg. Weil der Stadtteil mit Alteneinrichtungen unterversorgt war, hat man in Abstimmung mit der Heimaufsicht diesen Standort ausgewählt.