Marxloh. Bei einer Ferienfreizeit des Vereins „Runder Tisch Marxloh“ reisen 30 Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung ins tiefste Mittelalter.
Zwei Throne stehen am Ende des großen Rittersaales. An der Wand hängen Wappen, auf den Tischen liegen Schwerter. Doch anders, als es im Mittelalter üblich war, sind die beiden pompösen Stühle nicht einer Königin und einem König vorenthalten. Ein ganzer Pulk von Kindern, Jugendlichen und Betreuern sitzen hier und musizieren gemeinsam mit Kinderliedersänger Buddy Ollie. Bei der mittelalterlichen Ferienfreizeit des Vereins „Runder Tisch Marxloh“ und der „Sozialen Dienste Marxloh“ ist jedes Kind ein König.
Knapp 30 Kinder mit und ohne Behinderung verbringen die letzten Ferientage im großen Hinterhof der Vereinsräume. Nachts schlafen sie in großen Zelten, am Tag basteln sie Schwerter und Schilder, backen Stockbrot oder spielen auf dem Spielplatz des Vereins, der kurzerhand zur Ritterburg umgestaltet wurde. Fünf Tage haben die Mitarbeiter des Runden Tisches und der Sozialen Dienste und viele freiwillige Helfer gebastelt, aufgebaut und organisiert. Jetzt sind sie, verkleidet als Ritter, Mönche, Räuber und Bauernmägde, als Betreuer im Einsatz.
Verantwortliche können vom Insolvenz-Stress abschalten
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Entsprechend wenig Schlaf findet der Vereinsvorsitzende Thomas Mielke aktuell. Denn die Kinder halten lange durch und sind früh wach – und wollen dann bespaßt werden. „Für solche Tage arbeiten wir das ganze Jahr“, sagt Mielke dennoch. „Das ist zwar anstrengend, gibt einem aber unglaublich viel zurück.“
Gerade vor dem Hintergrund der kürzlich eingetretenen Zahlungsunfähigkeit der Sozialen Dienste haben die Beteiligten jetzt die Möglichkeit, ein wenig abzuschalten. Mit Zahlen beschäftigt sich vorübergehend niemand, das überlassen die Zeitreisenden Insolvenzverwalter Holger Rhode. Der wirkt derzeit hinter den Kulissen, bringt Bilanzen auf Vordermann und spricht mit Banken und Ämtern über mögliche Finanzierungsmodelle.
Das Mittelalter-Camp ist nur ein Teil des Programms, das der Runde Tisch und die Sozialen Dienste in den Herbstferien angeboten haben. Schon in der ersten Woche haben die Pädagogen und ehrenamtlichen Helfer mit den Kindern einen Ausflug in den Wildpark Frankenhof unternommen. In der zweiten Woche fuhr eine Busladung nach Schloss Dankern. Darüber hinaus gab es ein Kinoprogramm und viele Spielmöglichkeiten in den Räumen des Marxloher Vereins an der Paulskirche.
„Wo ist die Wahrsagerin?“ wird Thomas Mielke von einem Mädchen im Kettenhemd gefragt. Er schickt sie in das Zelt, in dem Betreuerin Natascha mit einer Glaskugel auf die Kinder wartet. Und im Hintergrund ertönt immer noch der Gesang von „Bardie“ Ollie und seinem jungen Gefolge, das ihn mit Pauken, Rasseln und Tröten unterstützt.