Obermeiderich. In Duisburg-Meiderich hat am Wochenende das erste assyrisch-aramäische Kulturzentrum des Ruhrgebiets eröffnet.
Es herrscht Hochbetrieb im ehemaligen Gemeindehaus der Herz-Jesu-Gemeinde in Obermeiderich, die Teil der Großpfarrei St. Michael ist. Die festlich gekleideten Menschen, die sich hier am Sonntag versammeln, sind gekommen, um die Eröffnung des ersten assyrisch-aramäischen Kulturzentrums im Ruhrgebiet zu feiern.
Träger des Zentrums ist Suryoye Ruhrgebiet, ein Zusammenschluss syrischer Christen unterschiedlicher Konfessionen. Suryoye existiert seit 1997 und fördert seit 2007 als eingetragener gemeinnütziger Kinder-und Jugendverein das kulturelle und gesellschaftliche Engagement von jungen Zuwanderern.
Geflüchtete stellen im Film ihre Projekte vor
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Vor der Tür gibt es Security-Männer, die in schwarzen Jacken und mit Knopf im Ohr den geladenen Gästen höflich ihre Plätze im Saal zeigen. Die Gäste sollen sich durch die Anwesenheit von Sicherheitspersonal wohl und geschützt fühlen, heißt es aus der Vereinsspitze auf Nachfrage. Ein kleines Augenzwinkern ist schon dabei, die „Security“ besteht aus jungen Vereinsmitgliedern, die ihre neue Verantwortung sichtlich genießen.
Wie die Arbeit des Vereins konkret aussieht, zeigen Petrus Afrem-Barsom als Vereinsvorsitzender und Militia Afrem-Barsom, die Projektleiterin von „Open Mind“ in einem kleinen Film. Bei Open Mind organisieren junge Geflüchtete ihre eigenen Projekte und werden dabei von Suryoye unterstützt.
Im Film sieht man Szenen eines regen kulturellen und religiösen Lebens. Es gibt eine Pfadfindergruppe und eine Marching Band, einen Mädchenchor und eine Folkloregruppe. Draußen wird getanzt, Fußball und Volleyball gespielt. Drinnen gibt es Auftritte und Kicker- und Tischtennisturniere. Nikolausfeiern für die Familien, Sommerfeste, Erste-Hilfe-Kurse und Selbstverteidigungsgruppen für Mädchen runden das Bild ab.
Bürgermeister lobt Bekenntnis zur kulturellen Vielfalt
Ein gestandenes Vereinsmitglied hat mit seinem Auftritt im Film die Lacher im Saal auf seiner Seite. Man sieht, wie er bei einem Fest voll Gottvertrauen auf den Elektrobullen steigt. Erst bekreuzigt er sich, dann gibt er das Startsignal zu einem wilden Ritt.
„Inzwischen haben wir auch ein Kindergartenprojekt ins Leben gerufen, in dem wir einmal in der Woche hier im Haus unsere Kleinsten zweisprachig betreuen. Das Ziel ist, dass sie Aramäisch und Deutsch gleichermaßen gut beherrschen“, erläutert Petrus Afrem-Barsom.
Eine ehrgeizige Anzahl von 16 Grußworten hat sich das Festkomitee vorgenommen, bevor die Torte angeschnitten wird. Der zweite Bürgermeister der Stadt Duisburg Volker Mosblech lobt die kulturelle Vielfalt von Duisburg. Der syrisch orthodoxe Priester Semun Bagandi beschwört die Einheit der Herde, in der sehr verschiedene Menschen einträchtig zusammenkommen.
Bild von Papst Benedikt an der Wand
Pfarrer Christian Becker von St. Michael und die für Herz Jesu zuständige Gemeindereferentin Christa Scholten-Herbst freuen sich gemeinsam über das junge Glaubensleben im ehemaligen katholischen Gemeindehaus, in dem noch immer ein Bild des deutschen Papstes Benedikt XVI. an der Wand hängt.
„Der bleibt auch da“, sagt die Suryoye-Projektleiterin Birgul Akdemir, „wir sind zwar syrisch-orthodox mit eigener Kirchenleitung, aber wir akzeptieren auch den Papst als Kirchenoberhaupt.“