Obermarxloh. Die vielen MINT-Angebote der Duisburger Sekundarschule Hamborn erfordern es auch, dass die Lehrer nicht aufhören zu lernen.
Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen: Die Lehrer der Sekundarschule an der Kalthoffstaße haben den Schwerpunkt „Bildung in der digitalen Welt“ gesetzt – für die Schüler eine gute Vorbereitung auf das spätere Berufsleben. Denn klar ist: Die Arbeitswelt wird immer digitaler. Das unterstreicht auch der Unternehmerverband, der das Projekt „Digitale Bildung“ finanziell fördert.
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Handys sind in der Justus-von-Liebig-Schule ausdrücklich erlaubt. Sie sind wichtiger Teil des Unterrichts. Verschiedene Apps werden in Mathe genauso eingesetzt wie in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern oder Sprachen. Die Schüler dokumentieren in Erdkunde den Schulweg mit ihren Handys, Flüchtlingskinder nutzen sie im Förderunterricht, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Ein Handy hat heutzutage jedes Kind, andernfalls hat die Schule auch noch ein paar Leihhandys bereit.
Experimente à la „Sendung mit der Maus“
Die Schüler ziehen mit, Interaktion mit dem Handy ist für die meisten spannender als klassischer Frontalunterricht. „Obwohl ein Handy nicht das Allheilmittel sein kann. Entscheidend bleibt die Empathie des Lehrers“, sagt Schulleiter Ulrich Ehrentraut. Und klar ist, dass die Kinder weiterhin schreiben lernen – mit der Hand, auch wenn sie in der Freizeit zunehmend Sprachnachrichten in die Welt schicken.
Die Justus-von-Liebig-Schule darf sich als einzige Sekundarschule in Nordrhein-Westfalen MINT-Excellence-Schule nennen. Mit diesem Gütesiegel wird ein besonderes Engagement im Bereich der MINT-Fächer (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) bescheinigt. Die digitale Bildung ist ein Schwerpunkt innerhalb dieses Bereichs. Dabei geht es nicht nur darum, mit Handy, Laptop und Co. umzugehen. Ziel ist vielmehr, Hintergründe zu verstehen und die Technik zu nutzen, um sich Lerninhalte zu erarbeiten.
Die Lehrer versuchen erst einmal, das Interesse der Kinder für Naturwissenschaften zu wecken. Bei „Mint Aktiv“ will man die Fünftklässler mit Experimenten à la „Sendung mit der Maus“ begeistern. Die Kids bauen eine Brücke aus Papier und schauen mal, wie viele Autos so ein Bauwerk aushält oder sie starten eine Teebeutel-Rakete.
3D-Brillen mit dem Handy verbinden
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In diese Richtung zielen auch die Forscherwochen. Im Oktober laden Ehrentraut und sein Kollegium die Grundschulen der Umgebung dazu ein. Lego-Roboter bauen, Magnetfelder sichtbar machen oder 3D-Brillen mit dem Handy verbinden – all das wird den Viertklässlern geboten, natürlich in der Hoffnung, dass sich die Kinder (und ihre Eltern) im kommenden Jahr für die Sekundarschule entscheiden.
Während die Schüler den Umgang mit dem Handy im Schlaf beherrschen, müssen die meisten den Umgang mit Word- und Exel erst lernen. Genauso wie einfaches Programmieren, etwa mit Calliope, einem Programm aus dem Cornelsen-Verlag, der in früheren Zeiten ausschließlich Schulbücher verlegt hat.
Vorbereitung auf den Beruf
Nicht nur die Schüler, auch die Lehrer müssen an der MINT-Schule ständig lernen. Vor allem die älteren Kollegen müssen schauen, dass sie den Anschluss nicht verpassen. Parallel versucht man, Schüler verantwortlich einzubinden. Als Medien-Scout zum Beispiel, der den Mitschülern etwas über die Wahrung von Privatsphäre im Internet erzählt. Oder als „White Board Master“, der die digitale Tafel für den Unterricht vorbereitet.
Auch Berufsorientierung spielt eine Rolle. „Unser Ziel ist es, den Anteil der Schüler, die eine Lehre absolvieren, zu erhöhen“, sagt Schulleiter Ehrentraut. Und in den meisten Berufen ist digitale Bildung ein wichtiger Baustein.