Neumühl/Marxloh. Trainer Tobias Kroker erzählt, warum Capoeira gerade an sozialen Brennpunkten gut für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist.

An sogenannten sozialen Brennpunkten sind Kinder und Jugendliche besonders zugänglich für Tanz und Musik, ist sich Tobias Kroker sicher. „Der kulturelle Hintergrund, den viele dieser Kinder haben, ist davon einfach stärker geprägt“, sagt der 37-jährige Capoeira-Trainer. In dieser Woche macht er sich auf den Weg und stellt den brasilianischen Kampftanz gleich an acht verschiedenen Schulen vor – drei davon im Duisburger Norden.

Kampfsport, bei dem niemand geschlagen wird

Etwa ein Dutzend Freunde brachte Kroker am Donnerstag mit an die Gesamtschule Emschertal in Neumühl – wichtige Unterstützung, denn Capoeira lebt nicht nur vom Tanz, sondern auch von den Rhythmen traditioneller brasilianischer Instrumente. Also nahm etwa die Hälfte der Gruppe in der Pausenhalle Platz und spielte Berimba, Pandeiro, Atabaque und andere percussionartige Klangwerkzeuge.

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Der Rest zeigte, eingekreist von etwa hundert Jugendlichen, verschiedene Capoeira-Bewegungen – bis die ersten Schüler sich trauten und den Kreis ebenfalls betraten. Capoeira kann eine ganz besondere Energie erzeugen, so Kroker: „Am Mittwoch waren wir in der Grillo-Schule in Marxloh. Geplant war eine Stunde, aber die Kinder wollten nicht aufhören. Es wurden drei Stunden.“

Capoeira tut jungen Menschen gut, meint er: „Bewegung an sich ist schon ganz wichtig für die Entwicklung von Kindern, denn Bewegung erzeugt Freude. Und beim Capoeira fördert die Mischung aus Musik, Tanz und Kampf die Koordinations- und Multitaskingfähigkeit in besonderem Maße. Besonders hyperaktive Kinder machen bei mir super mit und kommen innerlich zur Ruhe.“

„Capoeira kam bei Roma-Kids gut an“

Vor 17 Jahren kam Kroker zum Capoeira, damals noch als Student in Gießen. Seite Ende des Studiums ist er an vielen Projekten in der Kultur- und Jugendarbeit beteiligt und lässt sein großes Hobby immer wieder darin einfließen: „Ich war oft in Hochfeld unterwegs und habe da viele Roma-Kids kennengelernt. Capoeira kam bei ihnen gut an und manche unterrichten heute selber eine Tanzrichtung, Breakdance zum Beispiel.“ Capoeira sei außerdem ein friedlicher Weg, mit Aggressionen und Konflikten umzugehen – ein Kampfsport, bei dem niemand geschlagen wird.

Dass Kroker Touren wie in dieser Woche machen kann, ist nicht selbstverständlich: Fördergelder müssen her, die das finanzieren. In der Vergangenheit war das meist einmal im Jahr möglich, dieses Jahr ist Kroker guter Dinge, dass es mindestens zweimal klappt. An der Gesamtschule Emschertal startet er in Kürze auch mit einer Capoeira-AG – für die er am Donnerstag bereits überzeugende Werbung machen konnte.