Meiderich. Im Laminat-Depot wird bei Bier und Bratwurst über Bodenbeläge, Nutzungsklassen und Verlegerichtungen gefachsimpelt. Darum sind Frauen tabu.

Echte Kerle, so einer wie Michael Crämer, brauchen Projekte. Der Berufskraftfahrer ist „Bastler“. Demnächst will er sich das Treppenhaus eines Kumpels vornehmen, das muss dringend erneuert werden – das Holz ist oll. Bevor er die Stufen allerdings abschleift, neu lackiert und „tagelang nicht betreten kann“, interessiert er sich für so genannte Treppenkantenprofile, die über die Stufen geschoben werden: Willkommen im „Basis-Workshop Boden“ im Laminat-Depot Meiderich.

Draußen brutzeln Bratwürstchen, drinnen gibt’s Bier und Informationen. Über die verschiedenen Design-Beläge, wie man sie verlegt, welche Abnutzungsklassen es gibt. 21 ist für schwache Nutzung geeignet, für Abstellkammern zum Beispiel. Böden mit der Ziffer 23 halten starke Belastungen aus, im Eingangsbereich oder in der Küche. David Dortland, Vertriebsleiter beim Laminat-Depot, weiß: „Der Boden ist ein Schmuckstück, dem oft zu wenig Beachtung geschenkt wird. Dabei trägt er enorm dazu bei, dass sich die Wirkung des Raumes ändert.“

Filialleiter André Koch hat schon die dollsten Sachen erlebt: „Einige bauen zu Hause Türen aus und schleppen sie an, um den passenden Farbton auszuwählen. Dabei kann man sich bei uns auch Muster mitnehmen.“ Denn, um mal mit einem Vorurteil aufzuräumen: Im Laminat-Depot verstecken sich die Mitarbeiter nicht vor den Kunden.

Frauen interessiert die Optik

Michael Crämer interessiert sich für ein Treppenstufen-System. Mitarbeiter Manuel Schleinitz (r.) kann mit selbstbewussten Kunden umgehen.
Michael Crämer interessiert sich für ein Treppenstufen-System. Mitarbeiter Manuel Schleinitz (r.) kann mit selbstbewussten Kunden umgehen. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Oft kommen Paare, um sich nach dem Laminat-Angebot gemeinsam umzuschauen. Die Männer interessieren sich fürs Technische, die Damen entscheiden über Optik. Was es da nicht alles gibt: Gletschereiche grau, Sandeiche, Eiche Prestige...

Zunächst gab es übrigens nur Workshops für Frauen. „Irgendwann haben die Männer dann gefragt, warum nicht etwas für sie angeboten wird“, so Dortland. So entstanden Herren-Runden. Die Stimmung bei den Damen sei anders: Sie trauen sich endlich mal, alles rund ums Heimwerkern zu fragen, die Männer wollen gezieltere Informationen. So wie Andreas und Michael Finke. In ihrem Haus gibt es bereits einen neuen Bodenbelag. „Allerdings brauchte ich Tipps, wie ich den Übergang von der Treppe zum Flur mache und in welche Richtung dann verlegt wird.“ Gemeinsam machen sich Vater und Sohn einen schönen Abend und fachsimpeln mit den Mitarbeitern. Neben den Angestellten vom Laminat-Depot sind auch Vertreter befreundeter Firmen vor Ort, die Tipps zu den unterschiedlichen Produkten geben.

Michael Crämer geht gerne in den Baumarkt. „Ich weiß in der Regel, was ich brauche und haben will, aber nicht immer, ob es das gibt.“ Manchmal staunen die Mitarbeiter dann, was er mit den Einzelteilen vor hat und schauen ihn etwas ratlos an. Neulich brauchte er Garagenbesen. „Geh’ ma’ auf Lager“, riet ihm irgendwann ein Mitarbeiter im Fachmarkt, als der mit seinem Latein am Ende war. Dort traf Crämer auf einen erfahrenen Mann, der sofort wusste, was der kreative Handwerker brauchte.

Manuel Schleinitz, Experte bei der Firma Profil, kann mit selbstbewussten Kunden umgehen. Beide sind sich einig: Es gibt bessere Lösungen als in frickliger Kleinarbeit Treppen abzuschleifen. Ein Bekannter von ihm besitzt ein Haus, in dem immer etwas zu tun ist. Er selbst ist froh, wenn er seine Eigentumswohnung bald los ist. Diese hat er vor Jahren mal in Marxloh gekauft. Nun also die Treppe beim Kumpel. Streng genommen hat ihn ja sogar sein Bekannter zum Laminat-Depot gelockt. „Er hat gesagt, es gibt auch was zu essen“, erzählt er lachend. Für ihn hat sich der Abend gelohnt.