Duisburg-Obermeiderich. 21 Millionen Liter Wasser fasst der Tauchgasometer im Landschaftspark Duisburg-Nord. Herr des Tauchreviers ist der 40-jährige Christian Patzak.
Es ist dieser Moment der Stille, der Christian Patzak bis heute so unvergleichlich fasziniert. Jener Moment, wenn er die Oberfläche hinter sich lässt und unter Wasser nichts mehr hört – außer seinem Atem und dem Blubbern der aufsteigenden Luftblasen. Dann kommt dieses unbeschreibliche Schweben hinzu, diese gefühlte Schwerelosigkeit. „Dabei kann ich super entspannen. Es ist das beste Mittel gegen Alltagsstress“, sagt Patzak. Und genau deshalb ist der 40-jährige Betreiber des „Tauchreviers Gasometer“ im Landschaftspark Nord auch noch immer so vernarrt in seinen Job.
Wer die stählernen Stufen hinauf zum Eingang des Gasometers erklimmt, der blickt oben angekommen auf eine spiegelglatte Wasserfläche. 45 Meter Durchmesser und eine Tiefe von 13 Metern hat der Gasometer zu bieten. Damit ist Patzak Herr über 21 Millionen Liter Wasser. Dank dieser Zahlen darf sich der Landschaftspark damit schmücken, Heimat des größten Indoor-Tauchbeckens in Europa zu sein.
Mit 25 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt
Seit 2001 hatte Patzak – „ein Meidericher Junge durch und durch“ – als Tauchlehrer für die vorherige Betreibergesellschaft gearbeitet. Als diese Insolvenz anmelden musste, erhielt Patzak kurz darauf das Angebot, den Gasometer zu übernehmen. Also gründete er sein eigenes Unternehmen und wagte im Jahr 2005 im Alter von nur 25 Jahren den riskanten Schritt in die Selbstständigkeit. Anfang 2006 öffnete der Gasometer unter seiner Regie dann wieder die Pforten für die Öffentlichkeit.
Heute beschäftigt Patzak drei festangestellte und 28 freie Mitarbeiter. Um Büroaufgaben, das Marketing, aber auch um Reparaturen kümmert er sich aber nach wie vor selbst. Wichtig ist ihm, dass es für alle Taucher regelmäßig etwas Neues unter Wasser zu entdecken gibt.
Am Grunde des Tauchgasometers liegen auch zwei Flugzeugwracks
Derzeit befinden sich am Grund des Gasometers: zwei Flugzeugwracks, ein Kleintransporter, ein ausrangierter Opel Kombi, ein Schilderbaum, ein künstliches Riff, ein Briefkasten, eine Telefonzelle, ein Friedhof samt Grabsteinen und Sarg sowie eine Schiffsschraube mit zwei Metern Durchmesser. „Und es gibt zwei Taucherglocken, wo man mal kurz die Maske ablegen und sich unterhalten kann“, erklärt Patzak. Was soll als nächstes versenkt werden? „Wir denken gerade über ein Segelboot mit gehisstem Segel nach.“
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Noch wichtiger als diese Erkundungsobjekte ist aber die Wasserqualität. Und die wird regelmäßig durch diverse Behörden geprüft. 30 Probeentnahmen gebe es pro Jahr, so Patzak. Sie werden auf den Gehalt von Bakterien und Keimen geprüft. „Bislang gab es noch nie irgendwelche Beanstandungen“, sagt der Betreiber und lächelt dabei zufrieden.
Auch Apnoe-Taucher nutzen den Gasometer zu Trainingszwecken
Nicht nur Sporttaucher wissen das Angebot im Gasometer zu schätzen, sondern auch Technische Taucher und Apnoe-Taucher – letztere kommen ohne Atemgerät und Pressluftflasche aus. Auch die Tauchspezialisten von Polizei und Feuerwehr nutzen oft zu Trainingszwecken das derzeit 21 Grad warme Wasser. Das wird übrigens nicht künstlich, sondern allein durch die Strahlung der Sonne auf die Außenhaut der „Stahltonne“ erwärmt. Das sorgt im Eingangsbereich an der Wasseroberfläche gerade im Sommer oft für ein feucht-warmes Klima.
138 Mitglieder zählt das „Tauchrevier Gasometer“ derzeit. Inhaber eines Tauchscheins können samstags und sonntags nach vorheriger Anmeldung in die Fluten eintauchen (0203/410 53 53). Und es gibt regelmäßig Schnupperkurse für Neugierige, die den Sport kennen lernen wollen. „Allein im Vorjahr 2018 hatten wir 1000 Interessenten“, so Patzak. Auch die Zahl der Tauchschein-Absolventen steige kontinuierlich.
Stolz auf ein schönes Stück Heimat
Und welche Beziehung hegt der Tauch-Gasometer zum Landschaftspark, der ja bekanntlich in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag feiert? „Durch den Landschaftspark gibt es uns überhaupt“, stellt Patzak klar. Aus privater Sicht habe er erst, seit er dort arbeitet, diese Kathedrale der Industriekultur auch wirklich schätzen und sogar lieben gelernt.
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„Es ist unfassbar, welche Menschenmassen der Park hier in jedem Jahr anlockt. Und deshalb wünsche ich ihm für die nächsten 25 Jahre genauso viel Erfolg.“ Wenn er jetzt außerhalb gefragt wird, was er beruflich macht, antwortet Patzak, dass er ein Taucher aus Duisburg sei. „Ich bin auch durch den Landschaftspark wieder stolz darauf, hier zu leben und zu arbeiten.“