Duisburg-Alt-Walsum. Seit Jahren streiten Steag und Denkmalbehörde darum, was aus der Hubbrücke Walsum werden soll. Warum sie denkmalgeschützt ist, lesen Sie hier.

Seit Jahren sind sich Steag und Duisburger Denkmalbehörde uneins, in welcher Form die Walsumer Hubbrücke erhalten werden soll. Laut Eintrag in der Denkmalliste gilt sie deshalb in ihrer ursprünglichen Art als erhaltenswert, weil sie „aus wissenschaftlichem, besonders architektur- und ortsgeschichtlich sowie technikgeschichtlichen Gründen“ bedeutend sei.

Genau das ist der Knackpunkt. Während die Denkmalschützer den Hubmechanismus, der ursprünglich aus den 1930er Jahren stammte und nach dem Zweiten Weltkrieg in selber Art wieder eingebaut wurde, unbedingt erhalten wissen wollen, sagt die Steag: Nein. Das mache keinen Sinn. Der Mechanismus, um die Brücke hoch zu fahren, werde nicht mehr benötigt. Den Mechanismus zu erhalten, koste unnötig Geld. Auf welche Lösung man sich einigen wird, ist offen. Das Geschacher dauert inzwischen mehr als ein Jahr.

Die ursprüngliche Konstruktion war buchstäblich versenkt worden

Auch Dampfer mussten unter der Brücke her.
Auch Dampfer mussten unter der Brücke her. © Archiv Heimatverein Walsum

Unter Denkmalschutz wurde das Bauwerk, das Anfang der 1950er Jahre nach kompletter Erneuerung wieder in Betrieb ging, am 16. Juni 1997 gestellt. Zum Ende des Kriegs war die Brücke gesprengt, die ursprüngliche Konstruktion also buchstäblich versenkt worden. Das Bauwerk wurde notwendig, als der Zechenhafen Walsum entstand. Denn: Durch den Stichkanal war die Kaiserstraße zerschnitten.

Die Hafenidee entstand Ende der 1920er Jahre. Um mit Schiffen bis an die Zeche heranzukommen, brauchte man diesen Stichkanal. Heute wird er von der Steag für die Kohleanlieferungen zum Kraftwerk benötigt. 1930 nahm die Idee konkretere Formen an, 1934 begann der Bau.

Große Schleife für die Straßenbahn hatte sich mit dem Hafenbau erledigt

Damit war die ursprüngliche Idee begraben, die Straßenbahn eine große Schleife fahren zu lassen. Sie kam vom Schwan (Friedrich-Ebert-Straße) und fuhr bis zum Walsumer Hof (Langhoff). Der Plan war, sie in einer Schleife bis zum Bahnhof Walsum und über die Bahnhofstraße bis zur Friedrich-Ebert-Straße und dann zurück zum Schwan fahren zu lassen – statt den Pendelverkehr aufrecht zu erhalten. Die Straßenbahn über die Hafenzufahrt fahren zu lassen, saß bei der Gemeinde Walsum aus finanziellen Gründen nicht drin. Die Brücke wäre viel zu teuer geworden.

Dass dort eine Hubbrücke und keine normale, starre gebaut wurde, hatte laut Helmut Schorsch, Vorsitzender des Heimatvereins Walsum, einen simplen Grund: Die Kohle wurde mit Dampfschiffen transportiert. Und deren hohe Kamine passten nicht unter der Fahrbahn her, wenn sie sich in Normalstellung befand. Auch später, als große Frachter das Schwarze Gold abholten, musste die Fahrbahn häufig angehoben werden. Vor allem bei Hochwasser.

Landwirt musste große Umwege fahren, um zu seinen Feldern zu gelangen

Die hochgezogene Fahrbahn Mitte der 1930er Jahre.
Die hochgezogene Fahrbahn Mitte der 1930er Jahre. © Heimatverein Walsum | Archiv Heimatverein Walsum

Der Stichkanal mit dem Wendebecken ist 1600 Meter lang. die Kaimauer 210 Meter. Durch den Kanal wurde die Kaiserstraße während der langen Bauphase unterbrochen.

Auch später noch einmal, als das Bauwerk durch die Sprengung zerstört war und der Wiederaufbau auf sich warten ließ. Was der Landwirt Heinrich Schepers 1947 kritisierte. Der Bauer musste damals riesige Umwege (bis zu acht Kilometer) fahren, wenn er von seinem Hof zu den Feldern auf der anderen Seite der Hafenzufahrt wollte. Das geht aus einem Schreiben an die Deutzer Motorenwerke hervor, die von offizieller Seite gebeten wurden, den Landwirt schnellstens bei der Zuteilung eines Traktors zu berücksichtigen, „nach Möglichkeit sofort“. Denn er sei ja für die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln zuständig.

1936 war der Kanal fertiggestellt und auch die Brücke ging in Betrieb. Die Lokalpresse berichtete am 28. März 1936, dass das Bauwerk mit einer Feier offiziell dem Verkehr übergeben werde.

Zahlen, Daten und Fakten zur Hubbrücke Walsum

Die Hubbrücke Königstraße ist in Zusammenhang mit dem Bau des Nordhafens gebaut worden.

Die Idee, die Zeche Walsum an den Schifffahrtsweg Rhein anzubinden, kam in den 1920er Jahren auf. Anfang der 1930er wurden die Pläne konkret, 1934 begannen die Ausschachtungsarbeiten. Der Aushub wurde zum Bau den Rheindeichs in Walsum verwendet.

Da durch den 1600 Meter langen Stichkanal mit Kaimauer und Wendebecken die Kaiserstraße getrennt wurde, musste eine Brücke her.

Höhere Schiffe mussten bei Hochwasser unter der Brücke herpassen

Es handelt sich um ein historisches Bild vom Heimatverein Walsum. Es zeigt die Hubbrücke Walsum in den 1930er Jahren. Das Bild darf nur einmalig in diesem Zusammenhang veröffentlicht werden, mit Quellenangabe: Archiv Heimatverein Walsum
Es handelt sich um ein historisches Bild vom Heimatverein Walsum. Es zeigt die Hubbrücke Walsum in den 1930er Jahren. Das Bild darf nur einmalig in diesem Zusammenhang veröffentlicht werden, mit Quellenangabe: Archiv Heimatverein Walsum © Heimatverein Walsum | Archiv Heimatverein Walsum

Damit die Rampe nicht unverhältnismäßig hoch wird, entschied man sich zum Bau einer Hubbrücke. Die Fahrbahn kann bei Bedarf hochgezogen werden, damit höhere Schiffe selbst bei Rheinhochwasser drunterher kommen.

Die Brücke ist 89 Meter lang, die Hubtürme sind 14 Meter hoch. Das mittlere Brückenfeld liegt sechs Meter über dem Umland und konnte weitere neun Meter angehoben werden.

Die Brücke wurde aus Eisen konstruiert, sie hat sechs Meter Fahrbahnbreite (für ursprünglich 7,5 Tonnen Last) und zusätzlich Fußgängerwege.

Brücke wurde Ende des Zweiten Weltkriegs gesprengt

Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Brücke gesprengt und erst 1950 wieder aufgebaut. Die heutige Konstruktion ist optisch wie technisch identisch mit der ursprünglichen. An beiden Seiten gibt es Schlagbäume, um den Verkehr gänzlich zu stoppen, wenn die Fahrbahn hochgezogen ist.

Heute kann sich kaum noch jemand daran erinnern, wann die Fahrbahn letztmals hochgezogen war. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass der Rhein nur noch selten so hohes Wasser führt, dass Schiffe steckenbleichen könnten.