Duisburg-Alt-Hamborn. Seit Jahrzehnten haben sich die Menschen im Sommer auf die große Fuchsienschau im Botanischen Garten Duisburg-Hamborn gefreut. Jetzt ist Schluss.
Abendstimmung über dem botanischen Garten, eine Horde Hummeln rüsselt im Lavendel rund ums Gewächshaus herum. Auf der großen Wiese stehen noch die Pavillons und Biertischgarnituren. Der letzte Tag der letzten Fuchsienausstellung geht allmählich zu Ende.
Oberflächlich betrachtet ging es hier nur um die Blumen. 14 Rollwagen voll davon, im Fachjargon CC-Container genannt, hat der bestellte Lkw abgeholt. Aber eigentlich ging es auch um das Netzwerk, das die fleißigen Fuchsienfreunde und ihre Verbündeten, die Bonsailiebhaber, die Patchworknäherinnen, die Aquarianer und die Bauerngärtner in jahrelanger Arbeit miteinander geknüpft haben.
Schnittchen und Sekt zum Abschluss
„Wir wollen uns noch stilvoll bei den Leuten bedanken, die uns über die Zeit begleitet und gefördert haben“, sagt Ernst Zöhrer, der Sprecher der Fuchsienfreunde. „Deshalb gibt es Sekt und vornehme Schnittchen namens Canapé.“ Bei den vornehmen Schnittchen sitzt der SPD Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir neben dem ehemaligen Bezirksbürgermeister Uwe Heider und überlegt augenzwinkernd: „Wie heißt die neu getaufte Fuchsie namens „Steigerlied“ denn nochmal mit lateinischem Namen?“ Er schlägt uweheideriensis vor. Heider winkt ab, zu viel der Ehre.
Nicht viel geredet, sondern mit Augenmaß geholfen
Auch Monika Scharmach, Dirndl-Enthusiastin und Society-Dame, durfte schon eine Fuchsie taufen. Dabei erwärmte sie quasi am Rande das Herz der Quilterinnen für ihre Arbeit im Verein „Kind im Krankenhaus“. Deshalb bekommt sie nun symbolisch ein frisch genähtes Kuschelkissen mit „KiK“ drauf überreicht. Das steht für viele weitere mit Herz und Hand gemachte Kissen, die Scharmach den kranken Kindern ans Bett bringen darf. „Da gibt es Kinder, die haben nicht mal ein Kuscheltier“, sagt sie und umarmt die Spenderinnen ausgiebig.
Die haben nicht viel geredet, sondern mit Augenmaß geholfen. So geht Netzwerk. Man bringt sich gegenseitig auf Ideen. Ernst Zöhrer ist immer noch begeistert vom großen Anklang, den der Gottesdienst zur Fuchsienausstellung gefunden hat. „Den hat zum zweiten Mal der Journalist Reiner Terhorst vermittelt, schade dass wir auf die Möglichkeit nicht viel früher gekommen sind“, bedauert er.
Gottesdienst mit 250 Menschen gefeiert
Private Treffen
Privat werden sich die Fuchsienfreunde auch weiterhin treffen und auf Vereinsebene gemeinsam Gärten und Ausstellungen besuchen.
Die Mitglieder des Vereins sind inzwischen alle über 70 Jahre alt und haben sich vorgenommen, es etwas ruhiger anzugehen. Das Ehepaar Zöhrer wird auch in Zukunft im Botanischen Garten anzutreffen sein, spätestens zur nächsten Patchworkausstellung im Gewächshaus.
Am Morgen waren 250 Leute im evangelischen Freiluft-Gottesdienst, bei dem bis in die Feinheiten der Liedauswahl alles zum blumigen Thema passte. Da müssen die Fuchsienfreunde noch mal drauf rumdenken, ob sie sowas nicht doch weiter mittragen wollen.
Überhaupt war das Hamborner Publikum immer toll, das findet Fuchsienfreundin Sigrid Gentzmer, „nur die Stadt weiß ja scheinbar gar nicht, was für eine Perle dieser Garten ist, einfach eine tolle Location“. Am Ende bleibt eine Frage: Warum eigentlich ausgerechnet Fuchsien? Die ausgebildete Gärtnerin Sigrid Gentzmer überlegt kurz. „Ich hab’ wirklich keine Ahnung“, sagt sie und lacht herzlich.