Marxloh. . Zehn junge Bürokaufleute in Ausbildung an der Duisburger Werkkiste sind zu einem Workshop nach Münster gefahren. Respekt und Argumente.

Um sich für mehr Respekt im Netz besser aufzustellen, sind zehn junge Bürokaufleute in Ausbildung aus der Duisburger Werkkiste mit Sigrid Wollschläger zu einem Workshop nach Münster gefahren. Ihr politisches Bildungsseminar wurde vom „aktuellen forum“ (af) in Gelsenkirchen organisiert.

Der Projektleiter Norbert Tillmann warb mit dem griffigen, aber etwas missverständlichen Slogan „Datespeech statt Hatespeech“ für einen freundlicheren Umgang im Internet und anderswo. Dabei meint das frisch erfundene Kunstwort Datespeech, dass man seine Äußerungen im Netz so freundlich gestalten sollte, als ob man die Absicht hätte, den Gesprächspartner zu einem Rendezvous zu veranlassen und nicht etwa die, ihn zu hassen.

Selbstproduzierte Bilder und Kommentare

Was die Gruppe in Münster erlebte und sah, hielt sie in selbstgeschossenen Fotos fest. Die wurden in einem Fotobuch zusammengefasst, mit passenden Sprüchen kommentiert und in der Werkkiste präsentiert. „Vielfalt ist schön“, steht da neben dem Bild eines rot belaubten Baumes unter lauter grünen Bäumen.

„Vergiss nie zu lächeln“, heißt es bei einem Foto, dass die Narben an den Händen eines Teilnehmers zeigt. „Ich wollte zeigen wie verletzend Mobbing sein kann und dass die Narben daraus nicht so schnell verblassen“, erklärte Tobias Engels, bei der Präsentation.

„Wenn man gemobbt wird, fühlt man sich allein, egal wie viele Leute um einen rum sind“, machte Ceyda Behetin klar. Mit der Erkenntnis ist ja schon ein wirksames Mittel gegen Mobbing vorbereitet, das wissen die Teilnehmer inzwischen. „Man darf einfach keinen alleine lassen, eine mitfühlende Stimme, die gegen die Schreihälse Partei ergreift, kann für ein Mobbingopfer einen großen Unterschied machen“, sagten die Azubis, von denen einige schon selber gemobbt worden sind.

Freundliche Einwohner im Münsterland

Sie trafen in Münster auf freundliche Einwohner, die ihnen gerne erklärten, was es mit dem dreißigjährigen Krieg und dem Westfälischen Frieden auf sich hatte. Die Lehren aus dem Religionskrieg zwischen katholischen und protestantischen Heeren vor 400 Jahren fand auch Eingang ins Fotobuch. Dort sind zwei schwere Eisenbänke zu sehen, die einander unverrückbar gegenüber stehen. Sie sind ein Symbol der Beständigkeit des Friedens, fanden die jungen Fotokünstler. Und sie stünden dafür, dass man den Anderen nie als möglichen Gesprächs-und Verhandlungspartner aus dem Auge verlieren sollte.

„Früher wurde in der Schule auch gemobbt, aber danach gab es Rückzugsräume“, erinnerte Mohamed Ali Saidi, „heute verfolgt einen der Hass ohne Pause bis in die eigene Hosentasche.“ Deshalb nimmt das af-Modellprojekt besonders die Zielgruppe der Jugendlichen mit geminderten Bildungschancen in den Blick, „die unter den sozialen Verwerfungen am meisten zu leiden haben.“