Duisburg-Walsum. . Die Steag räumt ein, dass sie kein klassisches Biomassekraftwerk plant. Egal, welche Art von Kraftwerk geplant ist – die Walsumer sind dagegen.
Duisburgs neuer Wirtschaftsdezernent Andree Haack ist offenbar genauso kalt erwischt worden wie die Politik und die Bürger: Vom geplanten Holzkraftwerk „haben wir aus der Presse erfahren“, sagte er während der Sitzung der Bezirksvertretung Walsum am Donnerstag. „Oberbürgermeister Link war sehr irritiert“, ergänzte er und fügte noch an: „Die Stadt Duisburg ist wenig erbaut.“
Die Bezirkspolitiker aller Parteien hatten sich einstimmig gegen ein Kraftwerk ausgesprochen. „Wir kämpfen dafür, dass das Kraftwerk nicht entsteht“, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Detlef Frese. Der Parteilose Franz Tews drohte: „Uns bleibt nur, einen Bebauungsplan zu fordern. Logport geht nach Gutsherrenart vor“, kritisierte er.
Starke Kritik an Hafen-Chef
Sebastian Geßmann, CDU-Fraktionsvorsitzender in Walsum, äußerte sich umfassender und erntete durchweg Zustimmung bei seinen Politikerkollegen, aber auch bei den rund 20 Zuhörern im Saal: Mit der Genehmigung von Block 10 vor rund 15 Jahren habe man festgelegt, dass in Walsum kein weiteres Kraftwerk entstehen soll. Der Bezirk habe seinen Beitrag zur Energiesicherheit geleistet, „jetzt sind andere dran“, sagte der Christdemokrat. Er findet es „unverständlich“, dass Hafenchef Erich Staake mit dieser Information in die Presse gegangen sei. Die Nachricht habe „große Verunsicherung vor Ort ausgelöst“. Auch er denkt an einen Bebauungsplan, um darüber festzulegen, wie das Gelände der einstigen Papierfabrik künftig genutzt werden darf.
SPD-Ratsherr Herbert Mettler schaltete sich in die Diskussion ein und mahnte: „Wir müssen abwarten, wie die rechtliche Situation ist.“ Die ist offenbar nicht geklärt. Franz Tews will über die Bezirksregierung in Erfahrung bringen, ob auf dem künftigen Logport-Gelände überhaupt ein Kraftwerk genehmigungsfähig wäre beziehungsweise genehmigt werden müsste.
Die Stellungnahme der Steag zum geplanten Kraftwerk in Auszügen
Die SPD hatte für die Sitzung einen Fragenkatalog zum geplanten Kraftwerk erstellt, den die Stadt beantworten sollte. Sie zog die Anfrage aber zurück, weil sie sich zwischenzeitlich mit CDU, den Linken und dem Parteilosen Tews auf eine grundsätzliche Ablehnung eines Kraftwerks geeinigt hatte.
Dennoch liegen die Antworten vor, die allerdings nicht von der Stadt, sondern von der Steag kamen. „Das habe ich in meiner ganzen politischen Zeit noch nie erlebt“, erzürnte sich Franz Tews im Gespräch mit unserer Zeitung. Nicht nur er hält es für ein Unding, dass die Steag die Fragen beantwortet hat und nicht ein Fachmann der Duisburger Stadtverwaltung.
Kraftwerk würde nicht unter die Störfallverordnung fallen
Die Steag räumt in ihren Antworten ein, dass es sich um ein Altholzkraftwerk handelt, in dem auch Materialien verbrannt werden sollen, die belastet sein können. Die Mengen seien allerdings gering, deshalb falle ein solches Kraftwerk nicht unter die Störfallverordnung.
Ausschließen kann die Steag nicht, dass zeitweilig stärkerer Anlieferverkehr durch Lkw nötig wäre, die Regel sei aber ein Wagen pro Stunde, der Rest des Brennmaterials solle per Schiff kommen.
Das neue Kraftwerk könnte den Kohle-Block-9 nebenan entlasten
Durch ein neues Kraftwerk entstünden 15 bis 20 Arbeitsplätze. Der benötigte Kamin sei etwa 60 Meter hoch (1/3 der Höhe des Kühlturms nebenan). Das neue Kraftwerk würde Fernwärme liefern und könnte – so ein Steag-Sprecher – auch den Kohle-Block-9 nebenan entlasten. Die Asche müsse verwertet, beziehungsweise deponiert werden. Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Abgase seien nicht zu befürchten, so die Steag.
170 000 Tonnen Altholz sollen jährlich verheizt werden
170 000 Tonnen Holzabfälle würde das Kraftwerk jedes Jahr verbrennen. Neben naturbelassenem Holz sollen auch verleimte, lackierte und beschichtete Bretter verheizt werden. Zudem Bahnschwellen, Leitungsmasten, Hopfenstangen und so weiter.
Nach Informationen unserer Zeitung entspricht ein solches Kraftwerk nicht den Regeln, die eine Förderung im Sinne eines Biomassekraftwerkes ermöglichen würde. Somit müsste die Steag die Investition von 100 Millionen Euro allein stemmen.