Duisburg-Obermarxloh. . Das heutige Robert-Bosch-Berufskolleg war die erste Berufsschule in der damaligen selbstständigen Großstadt Hamborn. 1929 ging sie in Betrieb.
Die Türen, die sich 1929 bei der Einweihung der „neuen“ gewerblichen Berufsschule geöffnet haben, gibt es noch heute. Sie sind aus schweren Holzplanken gefertigt, mit eingearbeiteten Kassetten. Die Fassade aus Oeynhausener Klinker wirkt noch heute so frisch und stabil wie vor 89 Jahren. Aber ein Detail ist doch verändert: Heute sind die Rundbögen über den Türen mit Fenstern ausgefüllt (die wie untergehende Sonnen aussehen).
Zur Eröffnung des Bauwerks konnten sich die Schüler an Sprüchen und aus Holz geschnitzten Köpfen erfreuen, die sie jeden Tag aufs Neue begrüßten und daran erinnerten, warum sie den Weg in dieses Gebäude nehmen:
Wer soll Geselle sein – der was kann. / Wer soll Meister sein – der was ersann. / Wer soll Lehrling sein – jedermann.
Heimatforscher Meyer fragt sich, wo die Köpfe geblieben sind
Irgendwann, nach Ende des Zweiten Weltkriegs, verschwanden diese Köpfe und die Sprüche. Hans-Joachim Meyer, Heimatforscher und Herausgeber sowie Autor von Heimatbüchern über Hamborn, forscht seit langem, wann die Fenster eingebaut wurden. Klar ist nur: „Die Schriftzüge und Köpfe sind nicht durch Bomben zerstört worden. Dieser Bereich ist weitestgehend verschont geblieben.“ Er hofft, dass sich Leser unserer Zeitung daran erinnern und zur Lösung des Rätsels beitragen können.
Ursprüngliche Schule war für 30 Auszubildende ausgelegt
Die Idee, eine Fortbildungsschule zu bauen, entstand in Hamborn bereits 1897. Für 30 Jugendliche wurde geplant. Bald stellte sich heraus, dass die Einrichtung zu klein war. Die aufstrebende Stadt Hamborn, die 1911 die 100 000-Einwohner-Marke übersprang und somit zur Großstadt wurde, wollte Größeres, Repräsentativeres vorweisen – und beschloss, den Großbau im Dreieck der heutigen August-Thyssen-Straße/Walther-Rathenau-Straße zu errichten. 1927 begannen die Arbeiten, 1929 wurden sie abgeschlossen. Ein Konsortium Hamborner Bauunternehmen war an der Errichtung beteiligt, heißt es in den Duisburger Denkmalthemen 11 (ein Heft der Stadt Duisburg, das sich mit dem Denkmalschutz befasst). Während Hans-Joachim Meyer sicher ist, dass die Schule noch vor der Eingemeindung der Stadt Hamborn nach Duisburg (1. August 1929) in Betrieb ging, nennt die Stadt Duisburg den Oktober 1929 als Einweihungsmonat.
Der Prachtbau steht seit 1985 unter Denkmalschutz
Unter Denkmalschutz gestellt wurde die „großzügig geplante und hervorragend ausgestattete Schule“ am 8. März 1985. Es war das 19. Baudenkmal der Stadt Duisburg.
Die Denkmalbehörde beschreibt das Objekt so: Die Fassaden sind mit Oeynhausener Klinker verblendet, unter sparsamer Verarbeitung von Werkstein aus fränkischem Muschelkalk. Die Bildhauerarbeiten an der Berufsschule wurden vom Bildhauer Neumann, Düsseldorf, geschaffen. Sie ist im typischen Stil der 1920er Jahre gebaut, hat vier Geschosse und „präsentiert sich im sachlichen Stil zeitgenössischer Zweckbau-Architektur“. Aus heutiger Sicht ist sie einfach nur das: Ein echter Blickfang.
Eine Reise zu den Baudenkmälern – Editorial von Gregor Herberhold
Der Sommer eignet sich hervorragend für Ausflüge in die Nachbarschaft. In den vergangenen Jahren haben wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, deshalb Naherholungsgebiete im Duisburger Norden vorgestellt.
Dieses Mal präsentieren wir einige Baudenkmäler, die auch einen Besuch wert sind. In erster Linie handelt es sich dabei um stattliche Gebäude, an denen man oft vorbeiläuft – ohne sich um deren Geschichte und Architektur groß Gedanken zu machen. Bei diesen Denkmälern handelt es sich grundsätzlich um Bauwerke, die typisch für die Geschichte der Stadt oder für eine bestimmte Epoche sind.
In lockerer Folge stellen wir besondere Gebäude vor. Unter anderem: das Robert-Bosch-Berufskolleg, das Schwelgernstadion, den Matenatunnel, den Oberhof Beeck.
80 Lehrer unterrichten 2300 Schüler
Das Robert-Bosch-Berufskolleg ist im September Ausflugsziel des Heimatvereins Hamborn. Allerdings handelt es sich um eine Tour, die – wegen der begrenzten Teilnehmerzahl – schon ausgebucht ist. Von Außen lässt sich der Prachtbau aber auch betrachten. Interessant sind etwa die Figuren und Ornamente am Haupteingang. Aber auch die filigranen Ziegelarbeiten. In den 1920er Jahren scheute man keine Kosten.
Heute unterrichten 80 Lehrer rund 2300 Schüler. Sie erhalten Ausbildungen mit den Schwerpunkten Maschinenbautechnik, Elektrotechnik und Werkstofftechnik.
Wer Informationen zum Verbleib der alten Tür-Oberlichter hat, kann sich direkt an Hans-Joachim Meyer wenden. Er ist unter Telefon 0203 - 40 01 70 zu erreichen (mit Anrufbeantworter).