Eheleute Piva sanieren den denkmalgeschützten, aber völlig heruntergekommenen Bahnhof in Walsum.

Gut Ding will bekanntlich Weile haben – und so haben die Eheleute Bettina und Mario Piva aus Walsum das Lachen nicht verlernt, obwohl sie beim Umbau des denkmalgeschützten alten Walsumer Bahnhofs graue Haare bekommen: Wie berichtet, haben sie im Frühsommer vergangenen Jahres das Bauwerk aus dem Jahr 1912 von der Bahn AG gekauft. Ursprünglich sollten sie 93 000 Euro berappen, die Bahn hat ihnen aber einen kräftigen Nachlass eingeräumt. Nun sind sie mit 65 000 Euro dabei und haben dafür ein gut 2000 Quadratmeter großes Grundstück direkt an der Bahnlinie Oberhausen-Wesel samt Gebäude ergattert.

Bettina Piva im Bau-Choas
Bettina Piva im Bau-Choas" Foto: Friedhelm Geinowski © WAZ FotoPool

Der Bau ist allerdings in einem so erbärmlichen Zustand, dass sich bis dahin kein anderer dafür interessierte. Das Ehepaar griff auch nur deshalb zu, weil es einen eigenen Betrieb hat, der auf die Sanierung von Gebäuden spezialisiert ist und somit viele Arbeiten in Eigenleistung erledigen kann.

„Sie glauben ja gar nicht, was wir hier an Schutt rausgetragen haben”, sagt die 49-Jährige. „Fünfundzwanzig siebeneinhalb Kubikmeter fassende Container”, schiebt sie gleich nach. Der Keller war voll mit Schutt, links neben dem Bau lag ein Berg, der rund eine Etage hoch war.

Die alten Bäder aus den 1970er Jahren wurden rausgerissen, dann wurden noch Türen versetzt – weitere Berge von Schutt fielen an. Und schließlich krachten einige Decken herunter – Folge eines Wassereinbruchs durchs Dach. Randalierer hatten die Ziegel zerdeppert.

Hier soll der Garten der Familie entstehen.
Foto: Friedhelm Geinowski
Hier soll der Garten der Familie entstehen. Foto: Friedhelm Geinowski © WAZ FotoPool

Inzwischen sehen die Eheleute aber Licht am Ende des Tunnels. Ein Jahr später als ursprünglich geplant wollen sie nun endlich in ihr Traumhaus an der Bahnhofstraße 251 einziehen. Weihnachten 2009 soll im neuen Heim gefeiert werden. Bis dahin müssen sie aber noch kräftig in die Hände spucken: Zwar sind die Räume inzwischen für den Ausbau vorbereitet, aber nur ein Fachmann kann sich in dem Chaos aus Baumaschinen, Ziegelsteinen, Speisfässern und Farbei-mern vorstellen, wie die Wohnung später einmal aussehen wird. Kopfzerbrechen bereitet immer noch der Denkmalschutz, denn der verbietet den Einbau von isolierverglasten Fenstern. Was sich auf die Heizkosten auswirken wird.

Wie die alte Bahnhofskneipe genutzt werden soll, die so aussieht wie eine Filmkulisse für einen Streifen, der in den 1960er Jahren spielt, steht nun auch fest: Die Pivas wollen sie wieder in Betrieb nehmen. Ursprünglich war dort ein Büro geplant. „Die alte Theke wird aufgearbeitet, die Wände oberhalb der Fliesen werden verputzt und gestrichen – fertig”, sagt Bettina Piva. Der alte, grüne Fliesensockel bleibt auch. Der gehört einfach dazu. Hinter der Theke will sie selbst stehen – Erfahrungen hat Bettina Piva in dieser Branche: „Früher war ich mal Kellnerin.”

Denkmalschutz

Foto: Friedhelm Geinowski
Foto: Friedhelm Geinowski © WAZ FotoPool

Mit dem Denkmalschutz wird das Ziel verfolgt, alte Bauwerke für die Nachwelt zu erhalten. Nachdem insbesondere in den 1970er Jahren viele alte Häuser abgerissen wurden (was man später bereute), fand ein Umdenken bei den Behörden statt und man legt mehr Wert auf den Erhalt von Gebäuden. Wer ein solches besitzt, muss sich an gewisse Regeln halten, wenn es um Sanierungen/Modernisierungen geht.