Duisburg. . Der Politiker Karlheinz Hagenbuck will nicht hinnehmen, dass die Mühle, die dem Ortsteil den Namen gab, weiter vergammelt. Er schaltet die Stadt ein.

Die neue Mühle an der heutigen Theodor-Heuss-Straße (zwischen Autobahn 42 und Neumühler Straße gelegen) ist die Namensgeberin des Ortsteils Neumühl. Der jetzige Zustand des historischen Bauwerks ärgert den Neumühler Politiker Karlheinz Hagenbuck (69) allerdings immens.

Die einstige Wassermühle aus dem Jahr 1353 ist lange geschlossen, vergammelt immer mehr. Das Grundstück wuchert zu, lockt zudem Stadtstreicher und illegale Müllentsorger an. Kurzum: Mühle und Grundstück sind laut Hagenbuck „alles andere als eine Visitenkarte für den Ortsteil“. Der SGU-Mann weiter: „Was macht das für einen Eindruck, wenn alle, die ins Gewerbegebiet fahren, an diesem Schandfleck vorbei müssen?“

Müllkippe und Treffpunkt von Stadtstreichern: Das frei zugängliche Gelände an der Mühle.
Müllkippe und Treffpunkt von Stadtstreichern: Das frei zugängliche Gelände an der Mühle. © Funke Foto Services

Ein gewisser Graf Engelbert ließ auf dem Grundstück seines Freundes Conrad von Stecke, der auf der Burg Holten lebte, das Bauwerk vor 662 Jahren errichten. Das heutige Gebäude ist laut Stadt Duisburg allerdings rund 200 Jahre jünger – es stammt aus dem 16. Jahrhundert.

Terrakotta-farbener Klinker

Es ist aber so einmalig und für die Geschichte der Stadt so bedeutend, dass es 1985 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Typisch sei der terrakotta-farbene Klinker und die tief im Mauerwerk liegende Verfugung. Sie erinnert an niederländische Backsteinbauwerke. Ursprünglich wurde das Rad von der Emscher angetrieben. Um 1910 erfolgte die Umstellung auf Stromantrieb. Es gibt in Duisburg nur noch zwei Wassermühlen – die in Neumühl und die Sandmühle in Huckingen aus dem 12. Jahrhundert (alter Angerbach).

Eine Zeichnung der Mühle. Das Bild befindet sich auf der alten Schautafel vor dem Zugang zum Gelände.
Eine Zeichnung der Mühle. Das Bild befindet sich auf der alten Schautafel vor dem Zugang zum Gelände. © Funke Foto Services

Im Laufe der Jahrhunderte wechselten die Eigentümer mehrfach. Zunächst betrieb von Stecke die Kornmühle (mit Mahlzwang für die umliegenden Bauern), dann sein Enkel Arndt, später Dietrich von der Mark. 1419, so der Neumühler Historiker Reiner Terhorst, übernahm Johann Swansbol die Anlage samt Emscherfischerei.

SA richtete Treffpunkt ein

Um 1700 wurde laut Terhorst Familie Lindgens Pächterin. 1782 wanderte Daniel Morian aus dem Bergischen Land ein. Er übernahm das Bauwerk und gab ihm seinen Namen: Moriansmühle. 1933, so der Heimatforscher, richtete die SA (die Sturmabteilung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, NSDAP) im Haus einen Treffpunkt ein. Ab den späten 1970er-Jahren diente es als Vereinsheim, später als Restaurant.

Karl-Heinz Hagenbuck am Eingang der Mühle.
Karl-Heinz Hagenbuck am Eingang der Mühle. © Funke Foto Services

Seit Jahren steht es nun leer. Karlheinz Hagenbuck will erreichen, dass es nicht weiter verfällt und dass das Areal gesichert wird, damit Vandalismus ausgeschlossen ist. Am liebsten wäre ihm, es würde als Restaurant wieder eröffnet. Er hat inzwischen Kontakt mit der Stadt aufgenommen. Jetzt soll zunächst einmal geprüft werden, ob man den momentanen Eigentümer verpflichten kann, das Gelände zu sichern und Maßnahmen zu ergreifen, um das Denkmal zu erhalten.