Aus dem denkmalgeschützen, aber vergammelten Walsumer Bahnhof soll ein hübsches Wohn- und Bürogebäude werden. Das Ehepaar Piva hat mit den Arbeiten bereits begonnen
Als ein Treffpunkt zwielichtiger Gestalten galt der alte Walsumer Bahnhof an der Römerstraße 251 lange Zeit. Die Fenster waren eingeschlagen, die Türen aufgebrochen, rundherum lagen Berge von Müll.
Damit ist nun Schluss. Bettina Piva (48) und ihr Mann Mario (45) haben das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1912 gekauft und werden es sanieren und renovieren. "Weihnachten wird schon ein Tannenbaum vom Haus stehen", verspricht Bettina Piva. Sie meint tatsächlich Weihnachten 2008. Auch wenn man das kaum glauben mag - zu vergammelt wirkt der ganze Bau, der seit etlichen Jahren nicht mehr bewohnt worden ist.
Als Bahnhof wurde er 1980 geschlossen - der letzte vergilbte Fahrplan hängt noch in der Halle. Dort stiegen Menschen ein, die in Richtung Oberhausen oder Wesel wollten. Bettina Piva selbst lief oft durchs Gebäude zum Gleis - wenn sie zur Arbeit musste.
Nach der Schließung wurde das Haus eine zeitlang noch von Vereinen genutzt, aber es verfiel zusehends. Bis der Zustand so schlimm war, dass die Stadt eine Absicherung des Geländes verlangte. Dachpfannen drohen herunter zu krachen, Glas aus zerbrochenen Fenstern auf den Gehweg zu stürzen. Inzwischen hatten die Eheleute Piva das Bauwerk samt 2069 qm Grundstück gekauft. Und zwar für 93 600 Euro. Klingt wie ein Schnäppchen, ist es aber nicht. Mindestens das Drei- bis Vierfache des Kaufpreises müssen die selbstständigen Geschäftsleute aufwenden, um die Bruchbude auf Vordermann zu bringen. Drinnen fällt der Putz von Wänden und Decken, durchs undichte Dach sind Feuchtigkeitsschäden entstanden. Die gesamten Elektro- und Sanitäranlagen müssen erneuert werden, eine Heizung ist auch fällig. Natürlich müssen auch neue Fenster rein.
Was dem Normalbürger schlaflose Nächte bereiten würde, nehmen die Pivas ganz gelassen. In Eigenregie wollen sie viele Arbeiten erledigen. Das geht deshalb, weil Mario Piva einen Hausmeister-Service betreibt und sich mit fast allen Arbeiten auskennt. Außerdem sollen arbeitslose Jugendliche eingesetzt werden.
Ob die Pivas Weihnachten schon im neuen Haus feiern, wird sich zeigen. Auf jeden Fall sollen die drei Wohnungen und die Halle im Sommer 2009 wieder nutzbar sein. Ideen, wie alles mal aussehen soll, haben Pivas genug. Wenn alles klappt, werden sie in einem Schmuckkästchen wohnen.