Duisburg. Selten besuchen Menschen in den einzelnen Gemeinden in Duisburg eine Messe. Die Kirche hat viele Ideen, Bürger wieder dafür zu begeistern.

Gottesdienste spielen im Alltag der allermeisten Duisburger keine Rolle mehr. 2018 waren gerade mal 239.692 der 491.000 Duisburger noch in der Kirche. Im Schnitt haben fünf Prozent der Mitglieder an einem gewöhnlichen Sonntag eine Messe besucht. Doch wie reagiert die Kirche darauf?

„Eine Strategie, wie wir die Messen wieder beleben können, gibt es nicht“, sagt Andreas König, Pfarrer der Gemeinde St. Matthias. Er findet, Kirche müsse sich dem Zeitgeister weiter öffnen, um gerade junge Menschen nicht zu vergraulen.

„Pastoren sollten auch heiraten dürfen, wir sollten gleichgeschlechtlichen Paare und Patchwork-Familien nicht ausgrenzen, sondern ihnen eine Heimat bieten.“ Die Gemeinden seien häufig deutlich liberaler als die Leitungsetagen, sagt König. Er könne daher nicht beurteilen, ob die Kirche offener werde.

Duisburg: So reagieren die Kirchen auf die geringen Kirchenbesucherzahlen

„Wir sind alle noch auf der Suche nach dem Heiligen Gral, wenn es darum geht, wie man Menschen wieder für Gottesdienste begeister kann“, sagt Roland Winkelmann, Stadtdechant der Katholischen Kirche.

Er wisse nicht, ob die Kirche aus eigner Kraft die Entwicklung aufhalten könne. Sein Ziel sei es, durch „besondere Gottesdienste für die Leute wieder interessanter zu werden.“

Eine Kirche seiner Gemeinde wird daher zu einer experimentellen Kirche umgestaltet. „Mit entsprechender Technik und verschiebbaren Kirchenbänke, damit wir einen meditativen Gottesdienst im Liegen und Sitzen auf dem Boden miteinander feiern können.“

Zudem will er verstärkt Themen-Gottesdienste anbieten. „Zum Beispiel an Valentinstag für alle Liebende oder einen für Haustiere mit Segnung.“

Kirche außerhalb der dicken Mauern

Auch der Pfarrer Thorsten Hendricks plädiert für einen radikalen Wandel der Sonntagsmessen: „Wir müssen Kirche außerhalb unserer dicken Mauern aufbauen.“ Und er sieht die Corona-Krise als „große Chance“, diese neue Kirche aufzubauen.

Wegen der Pandemie hat seine Gemeinde Internet-Gottesdienste gefeiert, Kirchenlieder auf Facebook hochgeladen und den Gläubigen Brottüten mit Liedtexten und Impulsen nach Hause gebracht. „Kirche-to-go“ nennt er das und erklärt: „Wir müssen back to the Roots, also zur biblischen Urkirche zurück, und das ist zu Hause bei den Familien.“

Auch die Apostel hätten Gottesdienste in den Häusern der Bürger gefeiert. Wenn die Menschen nicht mehr in Kirche kommen, muss die Kirche wohl zu den Leuten kommen.