Duisburg/Recklinghausen. Nach dem Zufallsfund des vermissten Marvin in einem Schrank schließt die Polizei die Arbeit am Tatort ab. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.

Kistenweise hat die Polizei am Wochenende Material aus der Wohnung in Recklinghausen geholt, in der der seit zweieinhalb Jahren verschwundene Marvin aus Duisburg in einem Schrank gefunden worden war. Gegen den 44-jährigen Inhaber wird nun auf Hochtouren ermittelt. Er soll kinderpornografische Bilder verbreitet haben und sitzt deshalb seit Samstag in Untersuchungshaft. Noch einmal kehrte an diesem Tag ein spezieller Datenspürhund in die Wohnung, um sicherstellen, dass nicht doch noch irgendwo etwa ein Stick übersehen wird. „Wir haben die Arbeit am Tatort abgeschlossen“, sagt der Recklinghäuser Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber am Sonntagnachmittag.

 Marvin verschwand im Juni 2017. Auch bei „Aktenzeichen XY“ war nach ihm gesucht worden.
 Marvin verschwand im Juni 2017. Auch bei „Aktenzeichen XY“ war nach ihm gesucht worden. © Privat

Die Auswertung des Materials, das auf diversen Datenträgern gefunden worden war, werde „noch einige Zeit dauern“, sagt Wilming-Weber. Zur Frage, was der 44-Jährige zu den Vorwürfen gegen ihn sagt, antwortete der Polizeisprecher nur: „Er lässt sich anwaltlich vertreten.“

Der 77-jährige Vater des Verdächtigen, der beim Anrücken der Polizei am Freitag um 7 Uhr morgens ebenfalls in der Wohnung war, wurde am Freitagabend aus dem Gewahrsam entlassen. Ein Tatverdacht gegen ihn habe sich nicht erhärtet. Die Wohnung, in der die drei gelebt hatten, soll nicht im besten Zustand gewesen. Medienberichte, die von Verwahrlosung sprechen, wollte Wilming-Weber nicht dementieren.

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Marvin könnte psychischem Druck ausgesetzt gewesen sein

Marvins Mutter, die ihren Sohn am Samstag erstmals seit seinem Verschwinden wieder gesehen hatte, will den 15-Jährigen nicht wieder erkannt haben. Weiter gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich der Jugendliche gegen seinen Willen in der Wohnung aufgehalten hat. „Er ist dort nicht festgehalten oder eingesperrt worden“, sagt Wilming-Weber. Allerdings sei nicht auszuschließen, dass psychischer Druck auf ihn ausgeübt worden sei. Rein äußerlich sei Marvin bei seiner Entdeckung unversehrt gewesen. Zur Frage, ob auch an ihm Straftaten begangen worden seien, macht der Polizeisprecher mit Verweis auf den Opferschutz und das Alter des Jungen keine weiteren Angaben.

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Marvin soll in den kommenden Tagen erneut befragt werden. Dass er über einen längeren Zeitraum in der Wohnung lebte, stehe fest, sagt Wilming-Weber: „Ob es über den kompletten Zeitraum des Verschwindens war, wissen wir aber noch nicht.“ Marvin befinde sich nun in medizinischer und psychologischer Betreuung. Ob und wann er zurück in die Obhut seiner Erziehungsberechtigten komme, ließe sich derzeit nicht abschätzen, sagt Wilming-Weber: „Das wird dann auch eher eine ärztliche als eine polizeiliche Entscheidung sein.“