Duisburg. Ein Virologe warnt vorm Singen in vollen Kirchen, die meisten Duisburger Gemeinden wollen aber daran festhalten. So sehen ihre Corona-Regeln aus.

Geht es nach Ulf Dittmer, Leiter der Virologie am Essener Uniklinikum, sollten Gottesdienst-Teilnehmer an den Weihnachtstagen darauf verzichten, „Stille Nacht“ und „Oh du Fröhliche“ mitzusingen. „Das Risiko der Virusverbreitung beim Singen ist extrem hoch – selbst unter Geimpften“, warnt er (wir berichteten). Die Kirchen in Duisburg wollen dagegen am gemeinsamen Gesang festhalten. Dafür gilt während der Weihnachtsgottesdienste – vor der Pandemie waren sie die meistbesuchten des Jahres – fast überall durchgängig Maskenpflicht.

Die am 16. Dezember mit Blick auf weihnachten aktualisierte Coronaschutzverordnung NRW schreibt lediglich vor, dass beim gemeinsamen Singen, auch in Gottesdiensten, mindestens eine medizinische Maske erforderlich ist. Eine Ausnahme gibt es nur für immunisierte Mitglieder von Chören sowie für Sängerinnen und Sänger, die geimpft oder genesen sind. Sie können laut Verordnung bei Auftritten auf das Tragen einer Maske verzichten.

Evangelischer Kirchenkreis Duisburg setzt auf Maskenpflicht während der Weihnachts-Gottesdienste

Für die Weihnachtsgottesdienste in Duisburg gebe es im dezentral strukturierten evangelischen Kirchenkreis Duisburg keine einheitlichen Hygieneregeln, erklärt dessen Sprecher Rolf Schotsch. „Die Gemeinden verantworten die Organisation der Gottesdienste grundsätzlich selbst. Es gab und gibt während der gesamten Corona-Zeit Empfehlungen der Landeskirche.“ Denen habe sich auch der Kirchenkreis angeschlossen. „Im November haben wir Empfehlungen für die Weihnachtsgottesdienste herausgegeben“, sagt Schotsch.

„Dazu gehören unter anderem die Maskenpflicht für die gesamte Dauer des Gottesdienstes, auch, wenn nicht gesungen wird.“ Zudem rate der Kirchenkreis dazu, Plätze zu reduzieren und Abstände auf den Kirchenbänken einzurichten. „Ebenso empfehlen wir, die üblichen Gottesdienste zu kürzen und lieber mehrere kleine als wenige große Gottesdienste anzubieten. Auch, um Zeit zum Lüften einplanen zu können. All diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass das Singen nicht zur Gefahr wird“, so der Sprecher.

[Zur Übersicht der Weihnachtsgottesdienstein Duisburg: für den Duisburger Westen / Süden / Norden / den Bezirk Mitte]

Viele Gemeinden übernehmen Verantwortung und lassen Gottesdienst-Besucher an Heiligabend nur mit Maske in die Kirchen – und nur mit Negativ-Nachweis. Die Maskenpflicht gilt, etwa bei der Gemeinde Trinitatis im Duisburger Süden, während des gesamten Aufenthalts in der Kirche – oder auch draußen, zum Beispiel bei den Freiluft-Gottesdiensten der Gemeinde Ruhrort-Beeck. Hier wird nicht gesungen werden.

Wanheim: Keine Maskenpflicht auf dem Sitzplatz, beim Singen dagegen schon

Ein wenig kurios ist die Regelung der Gemeinde in Wanheim: Hier dürfen Besucher die Maske am Platz abnehmen, müssen sie beim Singen aber wieder aufsetzen.

„Viele Gemeinden verzichten auch darauf, dass – so wie sonst üblich zu Weihnachten – große Chöre singen oder aufwändige Krippenspiele aufgeführt werden“, fügt Rolf Schotsch hinzu.

Die acht katholischen Pfarreien in Duisburg gehören zu den Bistümern Münster beziehungsweise Essen.
Die acht katholischen Pfarreien in Duisburg gehören zu den Bistümern Münster beziehungsweise Essen. © funkegrafik nrw | Selina Sielaff

Auch die beiden Bistümer, zu denen die acht katholischen Pfarreien im Duisburger Stadtgebiet gehören, empfehlen ihren Kirchen Weihnachtsgottesdienste nur für Geimpfte und Genesene (2G) sowie gegebenenfalls auch Getestete (3G).

Während das Bistum Essen diese Regelung vorschreibt, greift das Bistum Münster diesbezüglich nur auf allgemeine Empfehlungen zurück.

Spezielle Regeln für Chöre in katholischen Bistümern

Was das gemeinsame Singen betrifft, so müssen Besucher katholischer Gottesdienste in Duisburg an Weihnachten ebenfalls eine Maske tragen. Sind nur Geimpfte und Genesene zugelassen, so geht aus einer Übersicht auf den Webseiten hervor, kann die Maske abgesetzt werden.

Chören rät das Bistum Essen zu einer Besetzung von maximal zwölf Personen und einem 2G-plus-Status, also mit zusätzlichem Test auch für Geimpfte/Genesene. Im Bistum Münster darf ein 3G-Chor die Maske abnehmen, sofern er ohne die Gemeinde singt. In 2G-Messen sind keine Masken notwendig.

Ein Grund zur Änderung der Empfehlungen ob der Omikron-Variante sieht das Bistum Münster nicht, wie Sprecherin Anke Lucht mitteilt: „Die Einschätzungen dazu möchten wir lieber Fachleuten überlassen. Deren Kompetenz fließt idealerweise in die Corona-Schutzverordnung des Landes ein, die dann wiederum maßgeblich auch für die Kirchen sind.“

Weihnachtsgottesdienste in einigen Pfarreien auch ohne Test möglich

Allerdings gestattet die Coronaschutzverordnung den Kirchen zur Religionsausübung eigene Regelungen aufzustellen, „die ein dieser Verordnung vergleichbares Schutzniveau sicherstellen“.

Es ist im Bistum Münster also theoretisch erlaubt, Gottesdienste ohne vorherigen Corona-Test zu besuchen. Zwei Pfarreien und eine Gemeinde in Duisburg nutzen diese Regelung aus: In der Pfarrei St. Dionysius in Walsum, der Pfarrei St. Franziskus in Homberg und der Gemeinde St. Marien Schwarzenberg sollen während der Weihnachtstage auch einige Gottesdienste ohne Negativnachweis stattfinden. „Wir wollen allen Mitmenschen einen Gottesdienstbesuch an den Feiertagen ermöglichen“, heißt es aus der Pfarrei St. Franziskus.

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Pfarreien berufen sich auf Regeln der Bistümer

In St. Dionysius verweisen die Verantwortlichen auf Nachfrage der Redaktion auf die Corona-Schutzverordnung und die Regeln der Bistümer. Der Sprecher beruft sich zudem auf die Religionsfreiheit. Warum das einen negativen Corona-Test vor dem Gottesdienstbesuch ausschließen soll, erläutert er nicht.

>> DUISBURG: DREI KIRCHENKREISE, ZWEI BISTÜMER

• Zum Bistum Essen gehören die Pfarreien St. Johann, St. Michael, Liebfrauen und St. Judas Thaddäus, zum Bistum Münster gehören die Pfarreien St. Franziskus, St. Peter, St. Matthias und St. Dionysius.

• Die evangelischen Kirchen teilen sich auf die drei Kirchenkreise Duisburg, Moers und Dinslaken auf.

Bistümer und Kirchenkreise raten dringend dazu, sich vor Weihnachten über Änderungen bei den Gottesdienst-Zeiten und den damit verbundenen Regelungen zu informieren.