Duisburg-Rheinhausen. Obwohl viele Geschäfte wieder öffnen dürfen, sind die Händler in Rheinhausen weiter besorgt. Die Leute kaufen aktuell nur das Nötigste.

Nach und nach dürfen die Geschäfte nach ihrer Corona-Zwangspause auch in Rheinhausen wieder öffnen, am Montag zogen die Friseursalons nach. Dennoch herrscht in den Einkaufsstraßen nur wenig Andrang. Die Sorge der Inhaber vor der Pleite besteht weiterhin. Ein Besuch rund um den Hochemmericher Markt in Rheinhausen.

Im Schreibwarengeschäft „Malstift“ an der Krefelder Straße warten bunte Spitzer, Radiergummis in Erdnussform und vieles mehr auf Abnehmer. Und Inhaberin Miglena von Bönninghausen wünscht nichts sehnlicher als den regulären Schulbetrieb herbei. „Den größten Anteil von Kunden machen Schüler aus, aber die benötigen momentan kein Material“, sagt sie. Seit zwei Wochen hat ihr Geschäft wieder geöffnet, nach einer gut einmonatigen Zwangspause. Im Kassenbereich baumelt eine Plexiglasscheibe als zusätzliche Schutzmaßnahme. „Die treuen Kunden kommen zwar weiterhin, aber die, die Bastelbedarf für Kindergärten, Grußkarten für Geburtstage, Taufen und Konfirmationen besorgen, fehlen“, sagt von Bönninghausen. Früh hat sie staatliche Hilfe beantragt, die sei jedoch nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. „Ein erneuter Lockdown wäre der Genickbruch. Dann sterben wir nicht an Corona, sondern vor Hunger“, unkt sie.

Die Inhaberin des Schreibwarengeschäfts Malstift in Rheinhausen bedient jetzt durch eine Scheibe aus Plexiglas.
Die Inhaberin des Schreibwarengeschäfts Malstift in Rheinhausen bedient jetzt durch eine Scheibe aus Plexiglas. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Währenddessen betritt Ursula Zangenfeind den Laden. Die Seniorin benötigt einen Briefumschlag. „Ich kaufe nur das Nötigste ein“, bekräftigt sie. Die Maskenpflicht schränke sie aber nicht ein. „Die muss halt sein. Angst, mich anzustecken, habe ich aber nicht.“

Seit Montag dürfen auch die Friseurläden wieder öffnen, so wie der Salon „ByLevo“ auf der Friedrich-Alfred-Straße. Inhaber Levent Kapan ist froh darüber, auch wenn er nur mit Maske und Einweghandschuhen arbeiten kann. „Es war eine schwere Zeit, als wir schließen mussten, wir wussten nicht, wie es weitergeht“, sagt er. „Mit der Maske zu arbeiten, ist unangenehm, ich bin das nicht gewohnt. Mal sehen, wie es wird, wenn wir 30 bis 40 Grad haben. Aber besser so, als gar nicht.“ Auch seine Kunden hätten die Wiedereröffnung herbeigesehnt. „Manche Leute hatten richtig lange Haare, die waren vor der Schließung nicht mehr beim Friseur“, sagt Kapan.Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger Westen

Vor dem Geschäft sind nur wenige Menschen unterwegs, die meisten tragen auch in der Öffentlichkeit eine Maske. Eine Schlange bildet sich nur vor einer Bäckerei. „Die Leute kaufen nur das Nötigste ein“, lautet der Tenor vieler Verkäufer.

„Die Leute holen nicht mal ihre Sachen aus der Textilreinigung ab“

Ein ähnliches Bild bietet sich im Marktforum. Diszipliniert und mit Abstand stehen die Menschen an den Kassen, so als hätten sie sich inzwischen an den neuen Alltag gewöhnt. Von der Kundschaft des Edeka-Marktes profitieren aber nicht alle: Sadet Gedik betreibt einen Schuh- und Schlüsselservice direkt gegenüber vom Supermarkt, auch Gürtel und Geldbörsen gibt es bei ihr zu kaufen – nur tut das keiner.

„Da können wir lange warten“, sagt sie resigniert. „Niemand kommt. Die Leute holen nicht mal ihre Sachen aus der Textilreinigung ab, die sie vor der Krise hier abgegeben haben.“ Ihre selbst genähten Schutzmasken wird sie nicht los, die Rheinhauser setzen offenbar lieber auf Einwegmasken. Auch Gedik hat 9000 Euro Soforthilfe erhalten. „Die reicht aber höchstens für drei Monate, weil wir damit unsere laufenden Kosten decken müssen. Es ist schon unfair: Läden, die nicht wie wir im Marktforum, sondern auf der Straße ansässig sind, zahlen viel weniger Miete, aber bekommen das Gleiche an Hilfe“, kritisiert Gedik. „Vor Corona liefen die Geschäfte besser.“