Duisburg. Klafft die Gehaltsschere bei den Duisburger Stadt-Töchtern immer weiter auseinander? Beim IMD stiegen die Personalkosten um 8 Prozent, beim Hafen-Konzern sanken sie um 2,2 Prozent, die Wirtschaftsbetriebe sind Spitzenreiter in Sachen Preissteigerung. Politiker fordert Obergrenze für Manager-Bezüge.
Die vor zwei Wochen veröffentlichte Gehaltsliste der Kommunal-Manager sorgt für nachhaltige Diskussionen — auch bei den Haushaltsberatungen der politischen Parteien.
„Völlig absurd“ nennt Grünen-Sprecher Matthias Schneider die „hohen Steigerungen mehrerer Vorstände im fünfstelligen Euro-Bereich“, vor allem vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage. „Wenn wir nachhaltig sparen wollen, müssen auch die finanzstarken städtischen Beteiligungen ihren Beitrag leisten“, sagt Schneider. Die Linken-Fraktionschefin Martina Ammann-Hilberath hatte die „maßlose Steigerung“ bereits zuvor als „nicht mehr vermittelbar“ gegeißelt.
Gehaltssprung korrigieren
Karlheinz Hagenbuck, Vorsitzender der Fraktion Piraten, Soziale Liberale (PSL), fordert die Vorstände und Geschäftsführer der städtischen Tochtergesellschaften jetzt sogar auf, den letzten Gehaltssprung zu korrigieren. Wie berichtet haben sich die Kosten für die Chef-Etagen der Stadt-Töchter im Vorjahr um rund zehn Prozent gesteigert.
„Das Maß muss voll sein“, sagt Hagenbuck: „Arbeitsplätze sollen gestrichen und Arbeit verdichtet werden, um den Haushalt zu richten. In solchen Zeiten sind saftige Gehaltserhöhungen bei ohnehin hoch bezahlten Kommunal-Managern pure Ironie.“ Hagenbuck sieht eine Obergrenze der Gehälter als „wirksames Mittel“. Man müsse aber auch die Aufsichtsräte in die Verantwortung nehmen, denn schließlich seien es politische Vertreter, die derartige Gehaltserhöhungen bewilligen.
Rund 30 Mitarbeiter weniger
Bei der Frage, in wie weit die Schere zwischen den Gehältern der Chefs und ihrer Mitarbeiter auseinandergeht, hat die NRZ die Jahresabschlüsse der acht größten städtischen Gesellschaften aus den letzten drei Jahren ausgewertet. Die Personalkosten haben sich unterschiedlich entwickelt. Das Immobilien-Management Duisburg (IMD) beschäftigt rund 30 Mitarbeiter weniger als 2011, die Personalkosten liegen aber drei Millionen Euro höher: Pro Mitarbeiter stiegen die Personalkosten um acht Prozent.
Anders sieht es beim Hafen-Konzern aus: Die Zahl der Mitarbeiter stieg in den vergangenen beiden Jahren um 150 an, die Pro-Kopf-Ausgaben für Löhne und Gehälter gingen aber um 2,2 Prozent zurück — während die Vorstandsbezüge um 22,6 Prozent nach oben geklettert sind.
Chef-Gehälter bei Wirtschaftsbetrieben um 212 Prozent gestiegen
Bei den Wirtschaftsbetrieben, die mit der Beschäftigungsgesellschaft GfB fusionierte, und in diesem Zuge zwei weitere Geschäftsführer erhalten hat, sind die Gehaltskosten der Chefetage um 212 Prozent gestiegen.
Ein Drittel der Vorstandsbezüge gespart hat dagegen der DVV-Konzern, zu dem die DVG und Stadtwerke gehören: Mit der Umstrukturierung hat sich die fünfköpfige Führungscrew auf drei Vorstände verkleinert. Während die Personalkosten bei der DVG je Mitarbeiter um rund fünf Prozent anstiegen, sind sie bei den Stadtwerken gesunken.
Octeo hat die meisten Mitarbeiter und niedrigsten Pro-Kopf-Löhne
Die DVG zählt im Vergleich zu 2011 rund 35 Mitarbeiter mehr, die Stadtwerke rund 40 weniger. Zum DVV-Konzern gehört auch die Service-Tochter „Octeo“, die mit ihrem Wach- und Reinigungspersonal inzwischen die meisten Mitarbeiter unter den Kommunal-Gesellschaften beschäftigt. Octeo hat mit zahlreichen Teilzeit-Kräften im Vergleich die niedrigsten Pro-Kopf-Löhne. Am höchsten liegen die Personalkosten je Mitarbeiter bei den Stadtwerken (63.350 €), der Gebag (59.280 €) und der Sparkasse (58.860 €).
Drastisch gesunken sind die durchschnittlichen Pro-Kopf-Löhne bei der Wohnungsbaugesellschaft Gebag: Elf Mitarbeiter mehr als 2011, aber knapp zwei Millionen Euro weniger Personalkosten - wie ist das möglich? Hintergrund seien die Gehälter und Ruhegelder für die beiden Ex-Vorstände, die 2011 in den Personalkosten eingerechnet waren, erklärte eine Gebag-Sprecherin. 2013 tauchen dagegen keine Chef-Bezüge in den Personalkosten auf: Das Gehalt von Chef-Sanierer Utz Brömmekamp sei über die Gesamtrechnung seiner Düsseldorfer Kanzlei abgerechnet worden.