Duisburg. Marco Giese wirkt seit sechs Jahren bei der großen Straßensport- und Artistik-Show „Urbanatix“ in der Bochumer Jahrhunderthalle mit. Wie der ehemalige Turmspringer und Schwimmer aus Duisburg Parkour als Sport entdeckte und warum Fußball für den 26-Jährigen viel gefährlicher ist.

Seit zehn Jahren betreibt Marco Giese Parkour, einen Sport, der auch als „Kunst der effizienten Fortbewegung“ bezeichnet wird. Seit sechs Jahren ist er einer der „Straßenartisten“, die bei der Show „Urbanatix“ in der Bochumer Jahrhunderthalle das Publikum faszinieren.

Dabei genießt der 26-Jährige, der als Mechatroniker bei Thyssen arbeitet, die Zusammenarbeit mit BMX-Fahrern, Tänzern oder Tricking-Sportlern, eine Mischung aus Kampfkunst und Akrobatik. „Da kann man sich mal eben so austauschen“, schildert Marco Giese die Atmosphäre beim „Urbanatix“-Training und den lockeren Umgang auch mit den Profi-Artisten, die neben den 60 Sportlern und Tänzern aus dem Ruhrgebiet dabei sind. „Inzwischen bin ich auch Trainer und Choreograph für Trampolin.“

Duisburger Parkour-Szene trifft sich im Landschaftspark

Als Marco Giese vor zehn Jahren Parkour für sich entdeckte, hatte er eine Sportpause hinter sich. Den Leistungssport (darunter Turmspringen und Schwimmen) hatte er aufgegeben. „Schule, Training, Schlafen, Leistungsdruck – da hörte der Spaß auf.“ Nach einem Jahr wurde es ihm aber zu langweilig, er sah ein Video von zwei Russen, „die von Dach zu Dach sprangen“.

Er versuchte es selbst, begann im Landschaftspark Nord zu trainieren, wo sich die Duisburger Parkour-Szene trifft, „und wurde von der Sucht gepackt“. Marco Giese sagt, nicht jeder müsse sportlich sein, wenn er mit Parkour anfange: „Nach ein, zwei Jahren Training sieht’s dann nach Sport aus.“

Eigene Grenzen erkennen

Er gehört zu den Mitbegründern des Vereins „Parkour im Pott“ und unterrichtet seinen Sport auch in Kursen zur Gewaltprävention. „Weil Parkour viel mit Selbsteinschätzung und -reflexion zu tun hat“, sagt Giese über die Fortbewegung, die als gefährlich, anfangs gar als „bekloppt“ eingestuft wurde. Gefährlich werde es aber nur, wenn man körperliche oder mentale Grenzen überschreite.

Deswegen werde auch auf Wettbewerbe verzichtet, die zum Überschreiten dieser Grenzen verleiten würden, so Giese. Er ist bislang mit leichten Blessuren davon gekommen. Marco Giese findet zum Beispiel Fußball viel gefährlicher – da werde für einen Ballgewinn eben auch mal von hinten in die Beine gegrätscht.

Daneben fasziniert ihn an Parkour die Selbstbestimmung und Freiheit. Da gibt es keinen Trainer, sondern er trainiere sich selbst und mit Hilfe von Freunden. „Es kommt nicht auf die Höhe an, in der man ein Hindernis überwindet“, sagt Marco Giese. Er hat sich seine Höhenangst abtrainiert und genießt es heute, in zehn Metern Höhe entspannt zu sitzen.