Duisburg.

Das Zentrum für Erinnerungskultur soll vor allem an Duisburgs Geschichte im Nationalsozialismus erinnern, sie aufarbeiten, die Nazi-Diktatur dokumentieren und vor allem der Jugend gegenwärtig machen. Im Frühjahr 2015 soll in den Räumen des Stadtarchivs in einem ersten Schritt die „Denkstätte“ öffnen. Aber schon jetzt ist das Zentrum aktiv.

Vor allem soll die Aufarbeitung und die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus keine museale Angelegenheit historischer Zirkel sein, sondern auf einem breiten Netzwerk fußen, das sich mit Duisburgs NS-Geschichte befasst. Deshalb will das Zentrum mit Duisburger Geschichtsinitiativen, Verbänden und Organisationen zusammenarbeiten.

Breites Netzwerk nötig

Zu einem "Runden Tisch" trafen sich jetzt daher Stadtarchivleiter Dr. Andreas Pilger und Dr. Susanne Sommer mit den Initiativen. „Die Arbeit im Zentrum kann man nicht vom grünen Tisch aus machen, sondern mit denen, die seit Jahren wichtige Arbeit auf dem Erinnerungsfeld leisten. Wir brauchen ein breites Netzwerk“, so Kulturdezernent Thomas Krützberg.

Dem Runden Tisch gehören neben den christlichen Kirchen und der jüdischen Gemeinde auch die Zeitzeugenbörse an, das Anti-Rassismus-Informationszentrum (Aric) und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) sowie der Jugendring, des DGB oder die Walsumer Initiative „Erinnern gegen Rechts“. Sommer wie Pilger verhehlen nicht, dass da unterschiedlichste Gruppen mit auch unterschiedlichen Ansätzen an einem Tisch sitzen. Und doch: „Die Kooperation ist wichtig“, betonen beide.

Initiativen zeigten Interesse

Dass rund 30 Teilnehmer zu dem Treffen kamen, werten Archiv wie Museum als gutes Zeichen, zumal in den Initiativen breites Wissen und auch umfangreiches Material in die gemeinsame Arbeit eingebracht werden können.

Mit zwei bereits eingestellten wissenschaftlichen Mitarbeitern arbeitet das „Zentrum für Erinnerungskultur, Menschenrechte und Demokratie“ an der Konzeption und pädagogischen Präsentation der „Denkstätte“, in der ab Frühjahr erste Nutzer, Schulklassen etwa, arbeiten können. Vor allem über einen biografischen Ansatz, der die Jugend mit Zeitzeugen und ihren dokumentierten Lebensläufen zusammenbringen will, soll die Zeit des Nationalsozialmus vermittelt werden – aus Opfer-, aber eben auch Tätersicht. „Die Geschichte ist nicht nur Schwarz-Weiß, es gibt viele Grautöne und Grenzbereiche der NS-Zeit“, ergänzt Museumsleiterin Sommer.

Zudem werden buchstäblich Mauern eingerissen – die zwischen Archiv und Museum. Ein Durchbruch verbindet räumlich beide Institutionen, die museal wie wissenschaftlich das Zentrum gemeinsam tragen werden. Erste Werkstatt-Ausstellung: im November.

Veranstaltungen laufen schon jetzt

Mit Veranstaltungen ist das Zentrum für Erinnerungskultur schon jetzt aktiv. So gab es am Tag der Deutschen Einheit eine Tatort-Spurensuche durch die Innenstadt. Am Sonntag, 19. Oktober, folgt ein Stadtrundgang zu dem Bombenangriff der Alliierten.

Am Sonntag, 2. November, liest der Schauspieler Rupert Seidl aus Briefen jüdischer Bürger und zum Volkstrauertag am 16. November gibt es eine zweite Lesung aus dem Duisburger Alltag im Zweiten Weltkrieg.

Für 2015 ist dann eine Sonderausstellung zum „Jüdischen Leben in Duisburg von 1918 bis 1945“ in Vorbereitung. Mit dem Auszug des Museums Stadt Königsberg voraussichtlich ab 2017 soll das Zentrum am Karmelplatz um eine Ausstellung zu Duisburg im Nationalsozialmus ergänzt werden.