Duisburg. Kurz vor dem Duisburger Hauptbahnhof endete die Reise am Montagabend für drei Züge. Eine Oberleitung war auf 100 Metern abgerissen und auf einen Regionalexpress gefallen, insgesamt drei Züge blieben mitten auf der Strecke liegen. 1100 Passagiere wurden evakuiert - eine Mitreisende berichtet.

Eine defekte Oberleitung sorgte Montagabend für weiteres Chaos im Bahnverkehr der Region. Kurz vor der Einfahrt in den Duisburger Hauptbahnhof in Höhe Hochfeld sind gegen 20 Uhr drei Züge liegengeblieben. Beim RE 6 aus Minden hatte sich ein Ast im Stromabnehmer verheddert und die Oberleitung auf 100 Metern abgerissen. Für zwei weitere Züge war die Fahrt damit ebenfalls beendet.

Im Zug saß auch Nadja Kremser. Die Duisburgerin hatte die längste Heimfahrt ihres Berufslebens: Drei Stunden saß sie in dem Regionalexpress fest. „Plötzlich hat es geblitzt und gescheppert“, berichtet sie, dann baumelten Kabel an den Fenstern herunter, „ich war überrascht, wie dünn die waren, höchstens so dick wie Herdkabel“.

Zugführer informierte die Fahrgäste

Der Zugführer habe sofort informiert, was passiert ist, und dass man auf keinen Fall die Türen öffnen dürfe. Das hat dann später ein Schaffner gemacht, als der Strom aus und die Luft immer stickiger wurde. Die Atmosphäre im Zug sei gut gewesen, „bis auf ein oder zwei Querulanten, die auf die Bahn schimpften“, erzählt Kremser. Über Facebook und Twitter hatte sich derweil eine unterhaltsame Kommunikation zwischen den Fahrgästen in den drei Zügen entwickelt, berichtet die Duisburgerin.

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Der Notfall-Manager der DB Netz-AG ließ zwei S-Bahnen und einen ICE neben die liegen gebliebenen Züge fahren. Da man ohne Bahnsteig 1,50 Meter tief springen müsste, kam die Duisburger Feuerwehr mit insgesamt 30 Einsatzkräften und diversen Leitern gegen 22 Uhr, um den Passagieren beim Umsteigen zu helfen. Auch für eine Erleuchtung der nächtlichen Szenerie sorgten sie. Ein gehbehinderter Fahrgast wurde per Trage über die Gleise gehoben.

Evakuierung per Räuberleiter

Die Evakuierung des Regionalexpresses hatten die Fahrgäste bis dahin schon weitgehend eigenständig abgewickelt, berichtet Kremser. Der Weg über den Schotter im Halbdunkel zum Ersatz-Zug sei sehr rutschig gewesen. „Der Einstieg war in Brusthöhe, da kam man nur mit Räuberleiter hoch.“ Gegenseitig reichte man sich Koffer und Kinderwagen, „da entwickelte sich ein richtiges Gemeinschaftsgefühl“. Insgesamt habe das Notfallmanagement aber geklappt. Lediglich bei der Ankunft im Hauptbahnhof seien die Ortsunkundigen, die weiter reisen wollten, allein gelassen worden, bemängelt Kremser.

Dienstagvormittag wurden die drei liegen gebliebenen und mit E-Loks bespannten Züge nach und nach abgeschleppt. Bis zum Abend brauchten Reparaturtrupps, um die Leitungen zu reparieren. Die defekte Oberleitung in Duisburg war das unglückliche Finale am Ende eines langen Montags, der den Bahnverkehr im Ruhrgebiet zwischenzeitlich vollständig zum Erliegen gebracht hatte, weil Bäume nach einem Sturm Oberleitungen im Ruhrgebiet heruntergerissen hatten.