Duisburg. Thorsten Gierden (38) hat sich für eine zweite Karriere bei der Feuerwehr entschieden – und den Wechsel in einen technisch und menschlich vielfältigen Job „nicht eine Sekunde bereut“. Der Oberbrandmeister erzählt, worauf es in dem Job ankommt und wie Ausbildung und Alltag auf der Wache aussehen.

Feuerwehr hat Thorsten Gierden (38) schon immer fasziniert. Und so hat er eines Tages, ganz spontan, an der Wache in Rheinhausen geklingelt und gefragt, was er tun müsse, um Feuerwehrmann zu werden. Die Antwort: 1. Nicht hier schellen. 2. An der richtigen Stelle nachfragen. 2003 hat er sich beworben, 2004 die Ausbildung zum Brandmeister begonnen und zehn Jahre später kann der gelernte Elektroinstallateur sagen, dass er den Berufswechsel „nicht eine Sekunde bereut” habe: „Ich stehe auch sonntags auf und gehe gern zur Arbeit. Man weiß nie, was der Tag bringt. Aber egal, in welche Situation wir kommen: Die meistern wir gemeinsam.”

Heute kann sich auch der Banker bei der Feuerwehr bewerben

Ausbildungsplätze allerdings sind rar und gefragt. Die Duisburger Feuerwehr (560 hauptamtliche Mitarbeiter) stellt jedes Jahr 16 Anwärter ein, im nächsten Jahr erstmals 32, jeweils die Hälfte zum 1. April und zum 1. Oktober. Für den April ist das Bewerbungsverfahren abgeschlossen. Für den Einstellungstest am 30. August auf der Wache in Homberg haben sich 420 Teilnehmer (darunter zwölf Frauen) angemeldet – so viele wie noch nie, berichtet Ausbilder Klaus Susdorf.

Voraussetzung für eine Bewerbung ist mindestens ein Hauptschulabschluss und eine Berufsausbildung, früher bevorzugt eine handwerkliche, heute hat auch der Banker eine Chance. Gesiebt wird im Einstellungstest. Unter hohem Zeitdruck muss ein Intelligenztest bestanden werden. Hoch sind die Ansprüche an die Fitness (z.B. mindestens 2400 Meter laufen in zwölf Minuten).

Einsätze sind eine enorme körperliche Belastung

30 bis 35 Kilo Ausrüstung vom Stiefel bis zum Helm trägt ein Feuerwehrmann bei Einsätzen am Leib. Die Belastung durch dieses Gewicht und die Hitze bei Bränden (bis zu mehreren hundert Grad) ist enorm. Bis zu einem Liter Flüssigkeit kann ein Feuerwehrmann dann in 30 Minuten ausschwitzen.

Die Kerntemperatur des Körpers steigt auf bis zu 39 Grad. Susdorf: „Eigentlich arbeiten wir dann unter starkem Fieber. Das ist wie ein Saunabesuch in Uniform. Und wenn wir löschen, dann gibt’s den Aufguss auch noch dazu.”

Zehn Stationen müssen absolviert werden, alle vor über 15 Jahren in Zusammenarbeit mit der Sporthochschule Köln entwickelt. Geübte Leichtathleten sind dabei nicht im Vorteil: Spezielle Techniken fürs Werfen oder Springen sind nicht gefragt, sondern wirklich nur die reine Fitness. Ein Video zur Brandmeisterfitnessprüfung in Duisburg gibt’s übrigens auf Youtube. Ein sauberes Führungszeugnis und ein gründlicher Check beim Arzt runden das Bewerberpaket ab.

Brandmeister werden 18 Monate auf ihre Aufgaben vorbereitet

Wer zu den 16 Glücklichen unter 420 Kandidaten gehört, geht in die 18 Monate dauernde Brandmeisterausbildung. Die Vergütung beträgt in dieser Zeit etwa 1000 Euro brutto. Das Einstiegsgehalt für Junggesellen liegt bei 2000 Euro netto, später sind (Susdorf: „Guter Durchschnitt”) 2500 Euro möglich. Mit einem Bachelor-Studium ist der gehobene Beamtendienst möglich, mit einem Master auch der höhere – mit entsprechenden Karrieremöglichkeiten.

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Wer alle Hürden übersteht, auf den wartet ein spannender Beruf. „Wir erfüllen technisch und menschlich vielfältige Aufgaben”, erklärt Klaus Susdorf. Neben Brandwache und Rettungsdienst gibt es Taucher, einen Bergungszug, Fachleute für Dekontamination bei Unfällen mit Giftstoffen, Rettungsassistenten im Hubschrauber oder Einsatz auf dem Duisburger Löschboot. Fortbildung wird auch nach dem Abschluss groß geschrieben. „Unser Beruf ist ein lebenslanges Lernen”, sagt der Ausbilder.

Der schönste Einsatz war eine Geburt

Ein Job, der nie langweilig wird. Der bei aller Gefahr auch Herausforderungen bietet. „Bei uns ist es immer lustig”, sagt Thorsten Gierden. „Aber im Einsatz ist der Spaß vorbei. Dann sind alle Spitznamen vergessen, dann reden wir uns nur noch mit Nachnamen an und sind mit vollem Ernst bei der Sache.” Sein schönster Einsatz? War im Rettungsdienst. Eine Geburt. Das Kind kam zu schnell, um die Mutter noch ins Krankenhaus zu fahren. „Ich war noch nie so nervös. Seitdem weiß ich: Nachts um drei in Feuerwehrmontur eine hysterische Frau zu beruhigen – das klappt nicht.” Er hat das Mädchen gesund auf die Welt geholt. Es müsste heute fünf Jahre alt sein und fröhlich in den Kindergarten gehen.