Duisburg. . Die Teilnehmer der Leseraktion „WAZ öffnet Pforten“ blickten hinter die Kulissen der Schleuse Meiderich und erlebten das Schleusen der Schiffe aus nächster Nähe. Zudem warfen die Gäste einen Blick in die Leitzentrale. Dort wird nicht nur alles gesteuert, hier bietet sich auch eine tolle Aussicht.

Rund 11,45 Meter breit und etwa 130 Meter lang, schätzt Dirk Radermacher, ist der mächtige Tanker, der gerade in die Meidericher Schleuse einfährt und sie fast ausfüllt. Viel Platz ist links und rechts jedenfalls nicht mehr. Darauf hat Radermacher von der dortigen Wasser- und Schifffahrtsverwaltung nur gewartet, um den Teilnehmern der Leseraktion „WAZ öffnet Pforten“ große Manövrierkunst zeigen zu können.

Alles läuft glatt. Das Schleusentor hinter dem Tanker schließt , das Tor auf der gegenüberliegenden Seite senkt sich, Wasser strömt hinein und drückt das Schiff nach oben, das schon kurz darauf zügig seine Reise auf dem Rhein-Herne-Kanal fortsetzen kann.

Nicht nur Anne Böllert aus Ruhrort ist fasziniert, „wie schnell das geht“. 15 Minuten im Schnitt dauert ein Schleusengang – rauf Richtung Datteln oder runter Richtung Rhein. „Das geschieht alles allein über das Gefälle. Von Dortmund bis Meiderich haben wir 36 Meter Höhenunterschied. Das Wasser beziehen wir aus der Lippe, es muss nur bei ganz trockenen Sommern hochgepumpt werden“, erklärt Radermacher, der dann auch ein unrühmliches, jüngeres Kapitel der Meidericher Schleuse nicht verschweigt, als sie anderthalb Jahre komplett dicht gemacht werden musste.

60 bis 80 Schiffe pro Tag

Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung in Meiderich ist für Wasserstrecken mit einer Länge von 140 Kilometern mit 220 Brücken und 15 Schleusen sowie etlichen Wehren verantwortlich – von Meiderich bis Datteln und von Friedrichsfeld bis Datteln, dazu kommt noch ein Stück der Ruhr.

Die 1980 fertiggestellte Schleuse Meiderich ist eine der größten Schleusen vor dem Rhein: 190 Meter lang, 11,80 Meter breit. 60 bis 80 Schiffe pro Tag werden hier durchgeschleust, 18 Millionen Tonnen Fracht pro Jahr. Gebühren fallen nicht pro Schleuse, sondern pro Fahrt je nach Ladung an. Freizeitkapitäne zahlen nichts, müssen der Berufsschifffahrt aber Vorfahrt gewähren.

Die Schleuse garantiert eine Wassertiefe von vier Metern und ist 365 Tage im Jahr rund um die Uhr in Betrieb – außer samstags und sonntags. Dann ist um 22 Uhr Schluss, ehe montags ab 6 Uhr wieder geschleust wird.

Weitere Informationen gibt es unter www.wsa-duisburg-meiderich.wsv.de.

Fernsteuerung auch für Meiderich geplant

„Das lag an den Toren. Die werden alle sechs Jahre instandgesetzt, müssen normalerweise eine Haltbarkeit von 20 Jahren haben. Eine deutsche Firma hat nach europaweiter Ausschreibung den Zuschlag bekommen, aber nur Tore mit einer Haltbarkeit von zehn Jahren geliefert...“ Ein langer, juristischer Streit folgte. „Vor etwa anderthalb Jahren konnten wir dann endlich wieder die Schleuse in Betrieb nehmen.“ Was sofort auffällt: Im Gegensatz zu anderen Schleusen gibt es hier in Meiderich nur eine Kammer. „Die zweite haben wir an der Ruhrschleuse mit einer Verbindung zum Rhein-Herne-Kanal“, erklärt Radermacher, der die Besucher nun in den Antriebsraum führt. Die große Antriebskette wird über einen Elektromotor per PC gesteuert. „Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird auch die Schleuse Meiderich komplett ferngesteuert“, sagt Radermacher.

Noch sitzen aber zwei Mitarbeiter in der Leitzentrale vor zahlreichen Monitoren und steuern von hier aus auch die Ruhrschleuse und die Schleuse Raffelberg. Nebenbei bietet sich ihnen hier in etwa 25 Metern Höhe eine spektakuläre Aussicht, die die WAZ-Leser ebenfalls beeindruckt.

Unten wird derweil ein weiteres Schiff durchgeschleust, Peter Leining aus Obermarxloh schaut dem Treiben zu und sagt: „Ich hab mich immer schon für Technik begeistert und freue mich gerade wieder wie ein kleines Kind.“