Duisburg/Antwerpen.

Der Hafen Antwerpen wächst. Über 190 Millionen Tonnen Güter, hat er im vergangenen Jahr umgeschlagen, 102 Millionen Tonnen davon waren Container.  Damit ist der Umschlag des drittgrößten europäischen Seehafens um 3,6 % gestiegen, trotz Krise. Und er soll weiter wachsen. Davon profitiert auch Duisburg, denn die Häfen wollen ihre enge Zusammenarbeit noch ausweiten.

Von den 21,2 Millionen Tonnen, die im Jahr 2013 per Binnenschiff in beiden Richtungen zwischen Antwerpen und Deutschland transportiert wurden, gingen allein 3,1 Mio Tonnen nach Duisburg oder kamen von hier. Damit nimmt der Duisburger Hafen eine besondere Stellung für den belgischen Seehafen ein. Antwerpen arbeitet daran, die Frachtströme nach Duisburg noch zu verstärken. Dabei sollen besonders die Transporte per Schiff und Schiene intensiviert werden, um die Straßen zu entlasten.

Antwerpen will Transporte von der Straße auf Bahn und Schiff verlegen

Auf dem Weg dahin arbeitet Antwerpen an wichtigen Infrastrukturprojekten: Der belgische Hafen wird ab Dezember dieses Jahres die beiden Ufer der Schelde durch den neuen, „Liefkenshoek-Eisenbahntunnel” verbinden. Das erspart jedem der über 100 Züge, die täglich von einer Hafenseite zur anderen fahren, eine Dreiviertelstunde. Und es stärkt die intermodalen Bahnverbindungen. Denn Antwerpen möchte bis 2030 den Anteil der Straßentransporte von 56 % auf 43 % verringern. Dem entgegen sollen die Anteile der Binnenschifftransporte von 35 % auf 42 % und die der Bahn von 9 % auf 15 % gesteigert werden.

Der Bau einer neuen Schleuse soll künftig auch die Docks des linken Scheldufers im Antwerpener Hafen für größere Schiffe erreichbar machen.
Der Bau einer neuen Schleuse soll künftig auch die Docks des linken Scheldufers im Antwerpener Hafen für größere Schiffe erreichbar machen. © NRZ | NRZ

Bereits heute rollen zwischen Antwerpen und Duisburg wöchentlich zehn Züge mit jeweils 90 Standardcontainern (Twenty-foot Equivalent Unit, TEU). Der Antwerpener Hafendirektor Eddy Bruyninckx betonte in der vergangenen Woche gegenüber Journalisten, dass er nach wie vor auf eine Wiederbelebung des „Eisernen Rheins” setze.

Die historische Eisenbahnstrecke ist die kürzeste mögliche Verbindung zwischen Antwerpen und Duisburg. Im vergangenen Juli hatten der drittgrößte Seehafen und der größte Binnenhafen Europas bereits ein Abkommen zum gemeinsamen Ausbau der intermodalen Verbindungen zwischen den Häfen unterzeichnet. Dort hatte Antwerpen unter anderem zugestimmt, sich mit 15 % an den Kosten der Bahnverbindung Antwerpen-Duisburg zu beteiligen. Kritik übte Bruyninckx an der belgischen Bahngesellschaft, die zu träge sei, um die ambitionierten Bahnprojekte schnell voran zu treiben.

Neue Riesenschleuse

Durch den Bau einer neuen Schleuse, der Deurganckdokschleuse, sollen ab 2016 auch die Docks am linken Scheldeufer für die größten Schiffe gut erreichbar sein. Mit der neuen Riesenschleuse, die 500 Meter lang und 68 Meter breit ist, verfügt der Hafen ab 2016 über die beiden größten Schleusen der Welt. Durch diese Investitionen wird Antwerpen in der Lage sein, seinen Containerumschlag weiter zu erhöhen. Gut ein Drittel aller Container, die von Antwerpen ins Binnenland transportiert werden, sind für Deutschland bestimmt. An dem Containerterminal DPWorld, das jährlich 1,8 Millionen Standardcontainer (TEU) im Hafen Antwerpen umschlägt, hält die Duisburger Hafen AG 7,5 %.

Die Nähe zu Antwerpen lässt immer wieder Stimmen laut werden, dass der Duisburger und der belgische Hafen in Konkurrenz zu ein-ander stehen könnten. Diese Befürchtungen teilt der Duisburger Hafensprecher Dr. Julian Böcker überhaupt nicht: „Von Konkurrenz kann keine Rede sein”, sagte er bei einem Besuch des Hafens in Antwerpen in der vergangenen Woche,. „Wir leben voneinander!” Antwerpen sei auf leistungsstarke multimodale Logistik-Hubs im Hinterland angewiesen. Und genau das biete der Duisburger Hafen wie kein zweiter.