Duisburg.. Ein Supermarkt und die Duisburger Arbeitsagentur gehen neue Wege: Job-Besichtigung heißt das Modell, das Ausbilder und Azubi zusammenbringen soll. Bei Maike Küppers hat’s geklappt.
Während der Trend international zur anonymisierten Bewerbung geht – bloß keine Adresse, kein Foto oder persönliche Angaben – dreht man in Duisburg den Spieß um. Zu einer Job-Besichtigung lud der Rewe-Konzern in Kooperation mit der Duisburger Arbeitsagentur, Schülerinnen und Schüler ein. Die Jugendlichen sollten hautnah erleben, was sich hinter Berufsbezeichnungen wie „Einzelhandelskaufmann“, oder „Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk“ verbirgt.
Eine schriftliche Bewerbung war dazu nicht nötig – den ersten Eindruck wollten sich die Personalchefs von den Schülern persönlich machen, ohne einen Blick auf Noten, Qualifikationen oder Fehlstunden zu werfen.
Positive Ausstrahlung ist im Einzelhandel wichtig
Diese neue Herangehensweise hat nicht nur für die Schüler einen Vorteil, findet Marktleiter Dietmar Paff, denn auch für ihn eröffnet so ein unvoreingenommenes Kennenlernen neue Perspektiven. „Manchmal sind es eben nicht die Noten die zählen, sondern die Einstellung. Nur wenn man den Job wirklich machen möchte, hat man auch eine positive Ausstrahlung und das ist grade im Einzelhandel sehr wichtig.“ Eben mit einer solchen Ausstrahlung hat die zwanzigjährige Maike Küppers den „Chef“ überzeugt. Während der Jobbesichtigung zeigte sie sich besonders interessiert an der Arbeit und signalisierte ernsthaftes Interesse.
„Maike ist nicht einfach nur durch den Laden geschlurft, sondern hat sich wirklich umgesehen und Fragen gestellt, das ist mir sofort aufgefallen“, erinnert sich der Marktleiter der Rewe-Filiale in Wanheimerort. Von seinem positiven Eindruck bestärkt, suchte er das Gespräch mit Maike. Diese hatte gut vorbereitet direkt eine Bewerbungsmappe parat – denn ganz ohne Papiere geht es doch nicht. Nach einem kurzen Blick über die Unterlagen einigten sich Paff und Maike auf ein zweiwöchiges Probepraktikum in Wanheimerort.
Mit Überzeugung hinter der Wursttheke
„Ganz ehrlich, wenn ich Maikes Bewerbungsmappe per Post bekommen hätte, ohne den persönlichen Eindruck, hätte ich sie vermutlich weggelegt. Ein Defizit macht sich auf dem Papier nicht gut. Aber wie gesagt: Im Beruf hat das später nicht viel zu sagen“, sagt Paff. Nach den vierzehn Tagen stand die Entscheidung für beide fest – Maike ist ab 1. August Auszubildende im Bereich „Fachverkäuferin Wurstwaren“. Ihre Schwierigkeiten in Mathematik sollen ihr während der schulischen Ausbildung nicht im Weg stehen. Die aktuelle Auszubildende der Filiale hat sich bereits angeboten, ihre Nachfolgerin zu unterstützen, wenn es mal holperig werden sollte. „Eigentlich wollte ich nie hinter die Wursttheke“, gesteht Maike. Überzeugt hat sie das Praktikum.