Duisburg. Emma wird erst nach den Sommerferien eingeschult. Die Grundschule Tonstraße in Duisburg besucht sie jetzt trotzdem schon täglich: Sie geht in die Ferienbetreuung und lernt so den Bildungsbetrieb von seiner entspannten Seite kennen.
Emma wird Ende August eingeschult. Dann ist sie ein I-Dötzchen mit neuem Schultornister (grün mit einem Reh drauf), mit Schultüte und mit lauter neuen Kindern in der Klasse 1a. Aber ihr Herzklopfen wird vielleicht nicht ganz so stark sein wie bei den anderen Kindern, denn seit einer Woche geht Emma schon jeden Morgen in die Schule.
Sie gehört zu den Kindern, die die Chance nutzen, in die Ferienangebote des Offenen Ganztags zu gehen. Ihr großer Bruder Darius geht bereits in die Tonschule in Duissern, kommt nach den Ferien in die zweite Klasse. Seither ist die Sechsjährige nicht mehr zu bremsen. Auf Kindergarten hat sie jedenfalls keine Lust mehr, erzählt ihre Mutter Irina Neszeri. Sechs Jahre lang ging Emma in die Uni-Kita Campino, inzwischen kann sie schon lesen und ein bisschen rechnen - „besser Plus als Minus“.
Kopfüber an der Turnstange
Jetzt schmeißt sie morgens mit Schwung ihre Eltern raus Richtung Job und genießt dann die Ferientage, hängt kopfüber an der Turnstange oder spielt Tischtennis. Und klebt zwischendurch an ihrem großen Bruder, der das „eigentlich ganz nett findet, aber teilweise auch nervig“, weil er gern in alter Freiheit mit seinen Kumpels spielen möchte.
Die berufstätigen Eltern sparen jetzt netto eine Stunde täglich an Zeit, seit beide Kinder am gleichen Ort betreut sind. Der einzige Haken sind die hohen Kosten, beklagt Neszeri: 75 Euro pro Woche pro Kind - da kommt ganz schön was zusammen, auch wenn die Verpflegung und ein Ausflug pro Woche inklusive sind. In anderen Städten sei die Ferienbetreuung stärker subventioniert als in Duisburg.
Nach Schulstart Wissensvorsprung genossen
Wo sonst 205 Kinder im Ogata betreut werden, sind es jetzt entspannte 40. „Das ist extrem nett“, schwärmen die pädagogischen Leiterinnen Verena Lehmann und Sandra Haas. Viel mehr Zeit bleibe für das einzelne Kind, denn der Personalschlüssel ist in den Ferien ein anderer. Letztes Jahr war erstmals ein Junge schon vor der Einschulung dabei, er habe sich schnell eingewöhnt und genoss dann nach Schulstart seinen Wissensvorsprung, konnte allen zeigen, wie es so läuft im Ogata, erzählen die beiden.
Dass Emma mit Schule nur noch Spaß und Freizeit verbindet, fürchtet keiner. Auch in der Schulzeit sind Lernen und Freizeit räumlich getrennt, läuft die Hausaufgabenbetreuung in den Klassen, das nachmittägliche Spaßprogramm nebenan in separaten Räumen. Dass sie die einfach verlassen kann, ohne jemanden fragen zu müssen, ist für Emma schon ein Lernschritt. Vor Ausflügen hatte Emma deshalb sogar Angst, erzählt ihre Mama. „Die neue Welt ist hier groß genug“, da sei Geborgenheit wichtiger.
Die Ferienbetreuung wird zentral vom Amt für schulische Bildung organisiert. Das Angebot kann von allen Kindern genutzt werden, auch wenn sie nicht den Offenen Ganztag nutzen, betont Sachgebietsleiterin Ellen Weber. Sie spricht lieber von Ferienspielen, weil es mehr ist als „bloße Betreuung“.
Von duisburgweit 5100 Kindern im Ganztag sind in diesem Sommer 470 im Ferienspaß. Und für die Herbstferien sind die Infos bereits raus. Insgesamt wachse die Nachfrage, die Stadt sei bemüht, allen Eltern eine Betreuung zu vermitteln, erklärt Weber, notfalls auch über eine Tagespflege - in der ersten Ferienhälfte. In der zweiten Ferienhälfte ist die Stadtranderholung am Zug, dafür muss der Nachwuchs allerdings in der zweiten Klasse sein. Wem die Bespaßung der Kinder in den Ferien zu teuer ist, der könne Angebote in den Stadtteilen nutzen. Zum zweiten Mal wurde jetzt auch eine einwöchige Ferienfreizeit angeboten, die für Berechtigte aus dem Bildungs- und Teilhabegesetz umsonst ist. 20 Kinder sind mitgereist.