Duisburg. Als Polizisten sind sie ganz nah dran am WM-Geschehen – aber ein Spiel der deutschen Mannschaft werden Michael Stupp und Uwe Ganz in Brasilien kaum miterleben: Wenn Jogis Jungs kicken, sind sie im Einsatz. Es bleibt auch keine Zeit für Sight-Seeing. Dennoch sind die Polizisten sehr aufgeregt.

Michael Stupp (39) und Uwe Ganz (52) sind bei der WM in Brasilien ganz nah dran am Geschehen. Die beiden Duisburger Polizisten der „Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze“ (ZIS), mit Sitz bei der Landespolizei in Duisburg am Innenhafen, sollen die deutsche Fan-Szene bei dem Ereignis kontrollieren. Mit fünf weiteren szenekundigen Beamten wollen sie außerdem zwischen Fans und der brasilianischen Polizei vermitteln.

Doch trotz der Reise nach Südamerika: Sie könnten nicht weiter von der WM entfernt sein. Sie werden wohl keines der Spiele der Nationalmannschaft sehen – denn wenn Jogis Mannen kicken, müssen sie hart arbeiten. Und die Spiele der anderen? „Vielleicht finden wir die Zeit, in der Hotel-Lobby zu schauen“, sagt Polizeioberkommissar Stupp. „Einen Fernseher haben wir nicht auf den Zimmern.“

Diese Stars fehlen bei der WM

Victor Valdes verpasst die WM aufgrund eines Kreuzbandrisses. Spanien fährt ohne ihn nach Brasilien.
Victor Valdes verpasst die WM aufgrund eines Kreuzbandrisses. Spanien fährt ohne ihn nach Brasilien. © imago/BPI
Gregory van der Wiel wurde von Louis van Gaal nicht in den WM-Kader berufen. Dabei spielte er in Paris eine gute Saison.
Gregory van der Wiel wurde von Louis van Gaal nicht in den WM-Kader berufen. Dabei spielte er in Paris eine gute Saison. © imago/VI Images
Kevin Strootmann fällt wegen einer Knieverletzung aus. Er spielt aktuell beim AS Rom.
Kevin Strootmann fällt wegen einer Knieverletzung aus. Er spielt aktuell beim AS Rom. © imago sportfotodienst
Nicolas Otamendi wurde aus dem 23-Mann-Kader der Argentinier gestrichen. Für ihn fährt Martin Demichelis zur WM.
Nicolas Otamendi wurde aus dem 23-Mann-Kader der Argentinier gestrichen. Für ihn fährt Martin Demichelis zur WM. © imago sportfotodienst
Marcel Schmelzer wurde von Joachim Löw aus dem DFB-Kader gestrichen. Er fehlte zuletzt verletzt.
Marcel Schmelzer wurde von Joachim Löw aus dem DFB-Kader gestrichen. Er fehlte zuletzt verletzt. © dpa
Thiago vom FC Bayern München muss verletzungsbedint die WM-Teilnahme absagen.
Thiago vom FC Bayern München muss verletzungsbedint die WM-Teilnahme absagen. © dpa
Ilkay Gündogan machte sein letztes Spiel vor fast neun Monaten im DFB-Dress. Seitdem fehlt er mit einer schweren Rückenverletzung.
Ilkay Gündogan machte sein letztes Spiel vor fast neun Monaten im DFB-Dress. Seitdem fehlt er mit einer schweren Rückenverletzung. © imago sportfotodienst
Samir Nasri wurde von Didier Deschamps nicht einmal in den vorläufigen WM-Kader aufgenommen.
Samir Nasri wurde von Didier Deschamps nicht einmal in den vorläufigen WM-Kader aufgenommen. © imago sportfotodienst
Isco erwischte es ähnlich wie Samir Nasri. Die spanische Mannschaft ist auf vielen Positionen doppelt bis dreifach besetzt. Da musste ein starker Spiele außen vor bleiben.
Isco erwischte es ähnlich wie Samir Nasri. Die spanische Mannschaft ist auf vielen Positionen doppelt bis dreifach besetzt. Da musste ein starker Spiele außen vor bleiben. © dpa
Stephan El Shaarawy verpasste nahezu die gesamte Rückrunde beim AC Milan. Deshalb schaffte er es auch nicht mehr auf den italienischen WM-Zug.
Stephan El Shaarawy verpasste nahezu die gesamte Rückrunde beim AC Milan. Deshalb schaffte er es auch nicht mehr auf den italienischen WM-Zug. © imago sportfotodienst
Radamel Falcao hatte lange Hoffnungen, nach seinem Kreuzbandriss doch noch an der WM teilzunehmen. Diese Hoffnung zerschlug sich jetzt aber.
Radamel Falcao hatte lange Hoffnungen, nach seinem Kreuzbandriss doch noch an der WM teilzunehmen. Diese Hoffnung zerschlug sich jetzt aber. © imago sportfotodienst
Ashley Cole wurde nicht für den WM-Kader Englands berufen und gab anschließend seinen Rücktritt bekannt.
Ashley Cole wurde nicht für den WM-Kader Englands berufen und gab anschließend seinen Rücktritt bekannt. © imago/BPI
Kyle Walker, englischer Außenverteidiger, musste aufgrund einer Beckenverletzung passen.
Kyle Walker, englischer Außenverteidiger, musste aufgrund einer Beckenverletzung passen. © imago sportfotodienst
Jerry Akaminko, ghanaischer Verteidiger, verletzte sich kurz vor der WM im Testspiel gegen die Niederlande.
Jerry Akaminko, ghanaischer Verteidiger, verletzte sich kurz vor der WM im Testspiel gegen die Niederlande. © imago/VI Images
Niko Kranjcar verpasst für die Kroaten die Weltmeisterschaft. Ein schwerer Schlag.
Niko Kranjcar verpasst für die Kroaten die Weltmeisterschaft. Ein schwerer Schlag. © imago sportfotodienst
Riccardo Montolivo - der deutsche Italiener -
Riccardo Montolivo - der deutsche Italiener - © imago/Cordon Press/Miguelez Sports
Auch Theo Walcott vom FC Arsenal muss aufgrund eines Kreuzbandrisses auf die WM-Teilnahme verzichten.
Auch Theo Walcott vom FC Arsenal muss aufgrund eines Kreuzbandrisses auf die WM-Teilnahme verzichten. © imago sportfotodienst
Rafael van der Vaart fällt verletzungsbedingt für die WM aus. Er zog sich in der Vorbereitung eine Wadenveletzung zu.
Rafael van der Vaart fällt verletzungsbedingt für die WM aus. Er zog sich in der Vorbereitung eine Wadenveletzung zu. © dpa
Kaka wurde nicht in den brasilianischen Kader für die Heim-WM berufen.
Kaka wurde nicht in den brasilianischen Kader für die Heim-WM berufen. © imago sportfotodienst
Carlos Tevez darf für Argentinien nicht zur Weltmeisterschaft fahren. Fünf Stürmer stehen im Kader, der Star von Juventus Turin gehört nicht dazu.
Carlos Tevez darf für Argentinien nicht zur Weltmeisterschaft fahren. Fünf Stürmer stehen im Kader, der Star von Juventus Turin gehört nicht dazu. © imago sportfotodienst
Die Belgier gelten als Geheimfavorit für die WM in Brasilien. Stürmer Christan Benteke, an dem auch der BVB interessiert gewesen sein soll, kann allerdings nicht dazu beitragen.
Die Belgier gelten als Geheimfavorit für die WM in Brasilien. Stürmer Christan Benteke, an dem auch der BVB interessiert gewesen sein soll, kann allerdings nicht dazu beitragen. © imago sportfotodienst
1/21

"Ein kleiner Teil dieses großen Ereignisses"

Die Freude ist dennoch enorm: „Wir sind alle sehr aufgeregt und freuen uns auf die Zeit“, sagt Polizeioberrat Ganz und ergänzt: „Es fühlt sich unglaublich schön an, zu wissen, dass man ein kleiner Teil dieses großen Ereignisses ist.“

Sie tippen auf Argentinien und Brasilien

Michael Stupp ist Vater zweier Töchter und lebt bei Köln. Sein Lieblingsverein ist der 1. FC Köln. Bei der Weltmeisterschaft rechnet er der Deutschen Nationalmannschaft zwar gute Chancen aus. Den Pokal zu holen, traut er aber am Ende eher den Argentiniern zu.

Uwe Ganz hat vier Kinder und lebt in Mülheim an der Ruhr. Sein Fußballherz schlägt für Borussia Mönchengladbach. Er fürchtet, Deutschland könnte im Halbfinale wieder an Italien scheitern. Sein Weltmeistertipp lautet: Die Selecao aus Brasilien holt den Titel im eigenen Land.

Ganz war bereits im Februar in Brasilien. Bei einem Workshop wurde am Sicherheitskonzept gefeilt. Eines fiel ihm sofort auf: „Dort ist die Luftfeuchtigkeit viel höher als bei uns“, sagt der Mülheimer und fügt lachend hinzu: „Das Hemd klebt einem praktisch immer auf dem Leib. Es ist so, wie im Zoo Duisburg bei den Alligatoren.“

Dennoch: Für die WM kann er nicht nur leichte Bekleidung mitnehmen. Shorts und Flip Flops bleiben ohnehin daheim. „Ich trage hauptsächlich meine Dienstkleidung. Außerdem reise ich zu den Spielorten der DFB-Elf und es gibt so starke klimatische Unterschiede, dass ich auch dickere Sachen einpacken muss“, weiß Ganz.

Keine Zeit für Sight-Seeing

Stupp bleibt hingegen die ganze Zeit in der Hauptstadt Brasilia: Er sitzt dort im Führungszentrum der ausländischen Polizisten und berichtet nach Deutschland. Für Sight-Seeing bleibt keine Zeit. Und dass er die deutschen Spiele dort auf einem kleinen Fernseher sehen kann, hält er für unwahrscheinlich: „Ich denke, zu Hause würde ich mehr Spiele sehen.“

Ganz wird in den Stadien bei den Spielen sein. Dann heißt es: Funk hören, Fans beobachten und „in der Lage leben“, wie die Polizisten sagen. Mit der Präsenz wollen die deutschen Polizisten, die von den Kollegen aus Brasilien angefordert wurden, den Hooligans entgegentreten. „Wir kennen die Gesichter und die kennen unsere“, sagt Ganz. Man könne die harten Jungs also besser einschätzen als die Kollegen. Aber auch wegen der echten Fans sei man vor Ort. Schließlich könnten auch die sich daneben benehmen. Und dann könne man auf Deutsch besser vermitteln oder im Vorfeld auf Dinge hinweisen, die bei der südamerikanischen Polizei nicht gut ankommen. Die Deutschen sind allerdings nicht einsatzbefugt und tragen keine Waffen.

Zurück geht es, sobald auch die deutschen Kicker heim fahren. Vielleicht kommen die Sicherheitsexperten ja als Weltmeister zurück . . .